Heilige Drei Könige und ein Poet
Beim Rotary-Benefizkonzert „Swing meets Kabarett“ überzeugten die „Three Wise Men“ mit furiosen Jazzklassikern – und Konrad Beikircher als Humorist und Interpret von Paolo-Conte-Songs. Am Ende strahlten drei Musiker und ein neu dazugewonnener Sänger mit Kabarettqualitäten um die Wette und nahmen die Standing Ovations des Publikums entgegen.
Schon vor eineinhalb Jahren hatten die „Three Wise Men“ – Saxofonist Frank Roberscheuten, Pianist Rossano Sportiello und Schlagzeuger Martin Breinschmid – mit ihrer musikalischen Kunst das Publikum im Bühnenhaus „gerockt“. An diesem Samstagabend durften sie in ihrer Runde einen weiteren Mitstreiter auf den Bühnenbrettern begrüßen.
Der Humorist und beißende Gegenwartskommentator Konrad Beikircher durfte seinen Beitrag zu dem Abend leisten – in vielfältiger künstlerischer Hinsicht, wie sich später herausstellen sollte.
Vor dem Start in schwungvolle zwei Stunden Wort und Klang dankte der Initiator des Abends, Peter Schaap, den Sponsoren des Abends. Der aktuelle Rotary-Governer des Distrikts Geldern, Ralf Esser, wies auf den Zweck des Abends hin. „Wir sind 1,2 Millionen Rotarier, die versuchen, die Welt ein Stück besser zu machen“, machte er klar, dass jährlich 360 Millionen Dollar in weltweite sogenannte „Global grants“-Projekte fließen, mit denen nachhaltige Hilfs- oder Bildungsprojekte unterstützt werden.
„Ich bin ja eher der Rocktyp – Stecker rein und drei Akkorde“, gestand Bürgermeister Dominik Pichler beim Grußwort an seinem 43. Geburtstag aber, dass ihm das erste Konzert der drei Musiker hinsichtlich des Jazz doch einen neuen Input gegeben hatte.
„Und was wir gemeinsam haben: wir haben beide in Bonn studiert und waren beide im Knast – beruflich natürlich“, stellte er dann noch einige Berührungspunkte mit Konrad Beikircher fest.
Ständchen für das Geburtstagskind
Anschließend betraten die Protagonisten des Abends die Bühne – Beikircher setzte sich dabei erstmal am Bühnenrand auf einen Stuhl und verfolgte lächelnd die Darbietung des kongenialen Trios. Der niederländische Saxofonist, der in New York lebende italienische Pianist und der aus dem „21. Bezirk in Wien“ stammende Schlagzeuger boten dem Geburtstagskind erstmal ein Ständchen, das kollektiv per Gesang begleitet wurde, ehe es dann richtig swingig wurde.
Beginnend mit dem fetzigen „Jeepers creeper´s“ von Louis Armstrong und dem dezenten „Flamingo“ setzte vor allem Frank Roberscheuten mit der Klarinette einen Klangakzent. Und bei „Bei mir bist Du schön“ durfte Martin Breinschmid zeigen, dass er auch auf einem Tablett leerer Flaschen melodische Rhythmen und Melodien spielen kann.
„Jazz macht Spaß“, meinte Beikircher angesichts des virtuosen Kunstgenusses und freute sich, „mit den Heiligen drei Königen hier“ anschließend Paolo-Conte-Lieder vortragen zu dürfen. Und es gelang ihm anschließend, bei Liedern wie „Sotto le stelle del jazz“, „Gelato al limon“, später „Azzurro“ oder „Via Con Me“, im Verbund mit dem Trio, diesen lässsigen, lakonischen Ton des Originals gut zu treffen – und stimmlich tatsächlich eine „bella figura“ zu machen.
Sprache ist Musik
„Ich hab zur Sprache als Kind einen Zugang gehabt, der musikalisch ist“, verwies er auf seine Kindheit im südtirolischen Bruneck mit italienischen Nachbarskindern, dem lokalen Akzent und der Mutter, „die unter Mussolini Deutschuntericht gab.“ Sprache sei für ihn „Musik, ich höre sie immer schon als Farben, Rhythmen, Melodien.“ Anschließend referierte er kultur- und humorvoll über den „Tanz“ der rheinischen Sprache, bot dazu sogar einen echt „kölschen“ Rap dar und ließ sich später über die diversen Sprachrhythmen als „Wolken voller Regionalfarben“ aus.
Dabei kleidete er das Wienerische („Das ist nicht nur das Knautschen, ist so ein bisschen nasal, im Gaumen wird was zerquetscht und sehr gelangweilt“), das Norddeutsche oder das Hessische („Die verschlucken viel“) in Sätze, die keiner vom Sinn her verstand. „Die Württemberger haben eine Umlautkultur, die ist sehr musikalisch“, sorgten seine diversen Sprachbeispiele für lautes Gelächter und viel Beifall.
Die Musik geriet natürlich nicht ins Hintertreffen: Das Trio sorgte auch im zweiten musikalischen Teil für beste Unterhaltung und wippende Beine.
Anmutig schön geriet dabei „Midnight in Paris“ von Sidney Bechet – und richtig in Fahrt geriet das Konzert nach Sportiellos großartigen Variationen von „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ mit dem Drei-Sterne-Koch (!) Breinschmidt, der die Melodie mit Pfannen, Töpfen und Mixer-Stab „interpretierte.“
Mit Beikircher am Gesang gaben die Musiker bei „Buona sera Senorita“ nochmal beschwingt Gas – und ohne ihn gab es von jedem der Musiker bei „Glory hallelujah“ nochmal eine Kostprobe individuellen Könnens. Der Trommelorkan, mit dem das Konzert endete, stand sinnbildlich für einen Abend voller Vitalität und Musik.