Hans Gerd Rütten und Ralf Trepmann führen durchs Festjahr der Seb

Kevelaerer Blatt: Was war Ihr erster Gedanke, als sich abzeichnete, dass Sie Festkettenträger werden würden?
Hans Gerd Rütten: Das war schon eine emotionale Geschichte, da mein Vater gerne einmal Festkettenträger geworden wäre, aber das war ihm nicht vergönnt. Wir wollten aber eigentlich einen Alteingesessenen nominieren, doch die sind inzwischen verstorben oder können aus Krankheitsgründen nicht. Wir haben bestimmt zwei Jahre lang gefragt, wer Lust hätte, Festkettenträger zu werden. Am Ende hat sich außer uns niemand beworben.
KB:Außer uns“ – das heißt, Ihr Adjutant stand für Sie von Anfang an fest?
Rütten: Ich habe mich vor meiner Bewerbung mit Ralf besprochen und gesagt: Wenn, dann gerne mit Dir. Ob als Festkettenträger oder als König, man braucht immer einen Adjutanten, um Dinge zu besprechen oder Revue passieren zu lassen.
Ralf Trepmann: Wir haben die Vereinsarbeit seit vielen Jahren gemeinsam gemacht, da wächst mit den Jahren eine Freundschaft.
KB: Sie sind aber beide keine Schützen von Kindheitstagen an.
Rütten: Ich habe am Anfang viel Fußball gespielt und hatte wenig Zeit für die Schützen. Ich habe aber immer gesagt, dass ich später nicht mit den Altherren Turniere spielen will. Ein Freund hat mich damals überzeugt, zu den Schützen zu kommen. Ich habe gesagt: Wenn ich das mache, werde ich erst Fahnenoffizier, dann Präsident, dann Festkettenträger. Das wollte er nicht glauben und wir haben gewettet. Den ersten Kasten Bier habe ich schon bekommen, jetzt ist der zweite dran. [lacht]
Trepmann: Ich habe über meinen Sohn Steffen Geschmack daran gefunden. Ich bin jetzt seit zwölf Jahren dabei, er war es schon zwei Jahre früher. Ich hatte früher an Schützenvereinen kein Interesse, muss aber sagen: Es war eine gute Entscheidung, so etwas kennenzulernen, das Brauchtum, das Vereinsleben, …
KB: Herr Rütten, Sie waren aber schon früh mit dem Vereinsleben in Berührung. Kommt daher auch ein Teil des Interesses an der Rolle des Festkettenträgers?
Rütten: Festkettenträger ist eine der besonderen Möglichkeiten, wenn man hier geboren und aktiv im Vereinsleben ist. In jungen Jahren habe ich viel mitbekommen, weil mein Vater in der Feuerwehr war. Ich selbst war drei Mal in der Wache des Festkettenträgers, bei Herbert Holz, Albert Weynhoven und Hermann Jakobs. Das war immer sehr emotional.
Trepmann: 2013 hatte ich das Glück, König zu werden. Was haben wir da alles erlebt. Und ich habe erlebt, wie viele nette – nur nette – Menschen man kennenlernt. Die Möglichkeit, Adjutant des Festkettenträgers zu werden, ist das I-Tüpfelchen darauf.
KB: War es schwierig, Ihre künftige Rolle bis zum Heimatabend geheim zu halten?
Rütten: Natürlich wurden wir oft darauf angesprochen, einige haben das schon vermutet. Auch aus den Reihen der Geselligen gab es immer wieder Tricks, uns das Geheimnis zu entlocken. [schmunzelt] Natürlich wussten unsere Frauen es. Ohne die Zustimmung der Familie geht es nicht, das ist auch als Schützenkönig so. Schließlich mussten wir auch die Wache und deren Frauen einweihen. Aber alle haben hervorragend dicht gehalten. Jetzt freue ich mich, es nicht mehr verleugnen zu müssen und noch mehr nette Leute kennenzulernen – obwohl ich in Kevelaer schon sehr viele kenne.
KB: Worauf freuen Sie sich sonst noch besonders in Ihrem Festjahr?
Rütten: Wir freuen uns, für unseren Verein diese Aufgabe übernehmen zu dürfen. Dann natürlich auf die Abwicklung der Kirmes, die ist in Kevelaer schon etwas besonderes, erst recht im Vergleich zu anderen Kirmesfesten in der Region. Und auf den Moment, wenn ich die Festkette bekomme.
Trepmann: Ich freue mich außerdem auf den Blick von der anderen Seite. Ich habe schon einige auf den Treppenstufen stehen gesehen, jetzt wird es andersherum. Und ich habe schon als König erlebt, wie viele sich mit einem gefreut haben. Es ist toll, wenn man spürt, dass sie hiermit einverstanden sind.
KB: Für die Kirmes soll sich die Schützenbruderschaft ein paar Veränderungen überlegt haben?
Rütten: Wir wollen die Kirmes noch attraktiver gestalten und das Festzelt noch mehr nutzen, damit sich das auch für die Wirtin mehr lohnt. Den Seniorennachmittag werden wir fortführen, auch wenn wir ihn als Bruderschaft diesmal nicht selbst ausrichten können. Vielleicht wäre es eine Idee, wenn immer der festgebende Verein des Folgejahres diese Aufgabe übernimmt. Außerdem wird es im Zelt Werbung geben, natürlich dezent. Damit möchten wir in Zukunft vor allem kleinen Vereinen zusätzliche Einnahmen ermöglichen. Demnächst werden wir sicher noch mehr Details verraten.
Ein anderer Punkt ist, dass wir – wie viele vor uns – finden, dass die Festkette zu kurz getragen wird. Ohne Kette ist man im Festjahr aber nicht als Festkettenträger zu erkennen. Man müsste die Kette zu weiteren Anlässen von der Stadt ausleihen können, oder es müsste eine „Ausgehkette“ geben. Aber das ist wohl ein finanzielles Thema.


Hans Gerd Rütten
Der gebürtige Kevelaerer wird schon seit der Grundschule „Tutti“ gerufen. Der 52-Jährige ist verheiratet, hat zwei Töchter und einen Hund. Den Hundesport bezeichnet der gelernte Elektroinstallateur, der heute vor allem mit Kleinspannungstechnik zu tun hat, als seinen „Freizeitausgleich“. Jahrelang spielte Rütten Fußball beim Kevelaerer SV und in anderen Vereinen, war in der Thekenmannschaft im Prinzenhof im Vorstand, im Karnevalsclub Kevelaer und im Vorstand des VFR engagiert.
2003 trat er der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft als Fahnenoffizier bei. Bald wurde er stellvertretender Kassierer, dann krankheitsbedingt Kassierer, später stellvertretender Präsident. Seit viereinhalb Jahren ist Rütten nun Präsident der Kevelaerer Sebastianus-Bruderschaft. Die Königswürde trug er 2007, unterstützt von Adjutant Ben Fischer, 2010 tauschten die Beiden die Rollen. „Zwei hervorragende Jahre“, wie Rütten resümiert. Nur einen Preis, den hat er bislang nicht abgeschossen – etwas, das seiner Frau Marion bereits gelungen ist.
Ralf Trepmann
Ralf Trepmann wurde zwar in Kleve geboren und wuchs in Bedburg-Hau auf, fühlt sich aber nach 34 Jahren Jahren in Kevelaer durchaus als Kevelaer. Die Liebe zu seiner heutigen Frau Ulrike hat ihn in die Marienstadt gebracht und ihm zwei inzwischen längst erwachsene Kinder – eine Tochter und einen Sohn – beschert. Der 56-Jährige ist seit 40 Jahren bei der Deutschen Bahn und zwischen Aldekerk und Kleve sowie zwischen Xanten und Rheinhausen im Signaldienst für alle Bahnübergänge zuständig.
Zur St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft kam Trepmann 2007, wurde nach kurzer Zeit in der Wache Fahnenoffizier, dann Redakteur der Stadtbundzeitung, schließlich Schriftführer und arbeitet inzwischen seit mehr als sieben Jahren im geschäftsführenden Vorstand. 2013 war er König und hat – im Gegensatz zu seinem Festkettenträger – auch schon Preise abgeschossen. Die Reste all dessen, was er je abgeschossen hat, finden sich in einer Sammlung im heimischen Partykeller.
Mit der Bruderschaft nimmt Trepmann außerdem an Wettkämpfen am Luftgewehr teil – „aber nur an Bezirksmeisterschaften, sonst wird das mit der Fahrerei zu zeitaufwendig.“ Nicht die Preise, sondern der Spaß an der Konzentration zählen für ihn.