Große Begeisterung und ein Supertalent aus den USA

Beim Jazz im Löwen Young Edition“ zeigte der musikalische Nachwuchs im „Goldenen Apfel“, was er kann. Es war 22.45 Uhr, als Sängerin Daniela Rothenburg unter dem rauschenden Beifall des Pubklikums glückselig „Schönen Sommer“ ins Mikrofon rief und alle Beteiligten für das traditionelle Gruppenfoto nochmal in die Kamera schauten.
In den zweidreiviertel Stunden zuvor hatten die Dortmunder Chanteuse und die Mitstreiter der „Scala Jazz Band“ so richtig Gas gegeben und das altehrwürdige Gaststätten-Hotel zum wiederholten Male in einen Ort lebendigen Klanges verwandelt.
Von Jazz-Klassikern wie „All of me“ über Balladen wie „Nature boy“ hin bis zu Popstücken wie „Sweet dreams“ von den Eurythmics reichte diesmal das Repertoire, das Hanns Hübner (Bass), Stefan Janßen (Schlagzeug), Daniela Rothenburg (Gesang) und Wolfgang Czeranka als musikalischer „Spiritus Rector“ dem Publikum präsentierten.
Ergänzend dazu hatte Czeranka die beiden Kollegen Dieter Mross aus Süddeutschland am Tenorsaxophon und den erstmals mitwirkenden Essener Trompeter Marek Jonetzki eingeladen. Bemerkenswert waren die Phrasierungen Jonetzkis, die stellenweise an das dynamische Spiel des verstorbenen amerikanischen Jazztrompeters Roy Hargrove erinnerten.
Im Mittelpunkt stand aber die „Young Edition“, gewissermaßen die „Jungen Wilden“ , denen Czeranka zum zweiten Mal im „Apfel“ ein Forum bot. Dazu hatte er sich einige Nachwuchskräfte des Grundkurses Musik der Q1 des Gymnasium Straelen geholt, an dem er lehrt.
Starker Nachwuchs
Am Keyboard durfte sich Alexander Brouwers beweisen. Lisa Felder und Judtih Glaswr ergönzen den Sound mit der Querflöte. Louis Leimen und Mavin Sell betätigten abwechselnd das Schlagzeug. Dazu lieferten Philipp Rottmann, Niklas Röttger und Robin Schmidt einen blitzsauberen Trompeten-Satz. Und auch Henrik Thiele machte am E-Bass eine ordentliche Figur.
Zwei Gesangestalente drängten sich dennoch in den Vordergrund. Die 16-jährige Anna Steffen, die bereits im vergangenen Jahr im „Apfel“ und zuletzt im Zuge der „Maymusic“ in Czerankas „Director‘s Cut“-Bigband für Eindruck gesorgt hatte, überzeugte bei „Ich will keine Schokolade“. Zudem gläntze sie im Zusammenwirken mit Daniela Rothenburg bei „Sweet dreams“.
Die junge Dame zeigte sich danach erfreut, dass man von den Profis „mit offenen Armen empfangen“ wird: „Mich überrascht immer wieder, wie die improvisieren und aufeinander eingehen.“ Und der ebenfalls 18-jährige Alperen Kayan, ebenfalls Sänger bei der Bigband, bot beim Stevie-Wonder-Song „Is‘n she lovely“ die passende Mischung aus entspannt-lässigem Klang und einer Prise Soul.
Seine einschmelchelnde und zugleich coole Stimme kam dann noch einmal im Duett mit Daniela Rothenburg beim Bublé-Klassiker „Feelin good“ zum Tragen. „Hat er nicht gut gesungen?“, musste die Profisängerin ihrer Begeisterung für diese Stimme danach Luft machen. „Ich würde da gerne mehr draus machen“, gestand der junge Mann.

Ganz unaufgeregt präsentierte sich der erst 16-jährigen Denali Kaufmann aus Arizona.


Auch die anderen Jungmusiker zeigten sich vom Abend begeistert „Das ist ganz gut mit so Leuten spielen“, fand der zwölfjährige Niklas Röttges aus Auwel-Holt. „Jazz spielen wir nicht so oft“, gestand der 16-jährige Philipp Rottmann. „Das ist aufregend.“
Ganz unaufgeregt, dafür schon mit einer für sein Alter erstaunlichen Abgeklärtheit präsentierte sich mit dem erst 16-jährigen Denali Kaufmann ein besonderer junger Gast am Piano und an der Posaune.
„Den habe ich am Morgen in der Schule getroffen und spontan gefragt“, erzählte Czeranka. Der junge Mann aus Tucson im US-Bundesstaat Arizona war am Vortag für einen dreiwöchigen Schulaustausch am Niederrhein angekommen. „Im Tucson lernt er am dortigen Jazz Institute und hat wohl schon mehrere Preise gewonnen.“