Grenzen überwunden
Am Ende der zweieinhalbstündigen Aufführung nahmen die Schülerinnen und Schüler des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums den verdienten Beifall des Publikums entgegen. Zuvor hatten die Unter- und Mittelstufen-AG des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums mit ihren beiden Aufführungen bei den Zuschauern im gut gefüllten Bühnenhaus für Begeisterung gesorgt.
Auch bei Ricarda Corbach, die in einem Dreivierteljahr zusammen mit ihrer Kollegin Franziska von Juterzenka das Programm für die Aufführung mit den Fünft- bis Neuntklässlern erarbeitet hatte, herrschte danach große Freude.
„Ich bin begeistert von der Entwicklung der Schüler“, dankte sie „ihrem“ Ensemble für die geleistete Arbeit. „Da gibt es stille Schüler, die förmlich aufblühen, und dafür ist das Projekt da, dass Schüler ihre Grenzen überwinden.“
Die Unterstufe hatte sich mit ihren Pädagoginnen für Hans-Peter Thiermanns Bühnenstück „Glotzi, das Fernsehmonster“ entschieden. Die Geschichte: der kleine Junge Georg (Marie Raulf) ist fernsehsüchtig und schaut lieber TV-Serien, als mit seinen Freunden draußen zu spielen. Die wollen ihn irgendwie davon wegbekommen.
Und so beschließt Pauline (Luiza Baumgartner), sich als eine Art Monster zu verkleiden und ihm das Fernsehgerät einfach zu stehlen und ihn dabei zu erschrecken. Der Coup gelingt, der Junge scheint zunächst traumatisiert, trauert seinen Serien hinterher. Doch Pauline hat jetzt „Blut geleckt“ und stiehlt kurzerhand auch bei anderen Stadtbewohnern die Geräte. So versetzt sie die Bewohner der Stadt in Angst. Nach einer kurzen Auszeit und mit Hilfe eines Doktors kann Georg geheilt werden. Mit schlichten Mitteln und viel Selbstironie schufen die Jungschauspieler eine schöne Bühnenatmosphäre, konnten die Idee des Stücks gut rüberbringen und hatten dabei eine tolle Zeit erlebt. „Der Teamgeist und dieses – ,Ihr schafft das‘“, war das, was der Sechstklässlerin Jette Böhl im Gedächtnis geblieben war.
Die Mittelstufen-AG hatte sich mit Friedrich Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ einen durchaus komplexen, anspruchsvollen Stoff ausgewählt. Dort kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian (wunderbar vielschichtig von Caitlin Mc Govern gespielt) in den Ort Güllen zurück, um Rache an ihrem früheren Lover Alfred III zu nehmen.
Er hatte das ungewollte gemeinsame Kind verleugnet, sie war wegen des Vorwurfs der Hurerei aus dem Ort vertrieben worden. Nun kehrt sie zurück, kauft alle Besitztümer auf und bietet der Stadt die Rettung an – im Gegenzug für den Tod des früheren Geliebten.
Der Theater-AG gelang es hervorragend, die Entwicklung der Dorfbewohner zu skizzieren, wie sie langsam von dem schleichenden Gift der Gier und des Geldes zu Ungunsten der Mitmenschlichkeit eingenommen werden. Am Ende kommt es zu einer Art „Tribunal“ und dem Tod des Alfred.
Dazu trugen tolle dramaturgisch-skurille und optisch-spannende Einfälle bei – wie die menschliche „Stehlampe“, die jedesmal ein neues Schild mit dem Ort des Geschehens in der Hand hielt, einem Bürgermeister (Fionnula Mc Govern) als „aufgeblasener“ Fettwanst und die „Masken“-Gestalten, die sich permanent im Hintergrund bewegten und so die „Fassade“ der Menschen verkörperten, die sich am Ende als bösartig „entkleidet“.