Gradlinig und harmoniebedürftig
Jahrzehntelang war Albert „Berti“ Metsch eine Institution in der Kevelaerer Schützenfamilie. Am 23. August ist er im Alter von 86 Jahren verstorben. Welche Bedeutung „Berti“ Metsch für die Schützengemeinschaft Kevelaers hatte, erwies sich, als Vertreter aller sechs dem Stadtbund angeschlossenen Bruderschaften dem Verstorbenen am Kevelaerer Friedhof die letzte Ehre erwiesen.
Der Ehrenpräsident der Bürgerschützen-Gesellschaft, Hermann Voß, trug im Rahmen des Gedenkens die Lesung vor. Die Präsidenten aller sechs Vereine sprachen die Fürbitte für den Mann, der sich um die Schützenkultur Kevelaers so verdient gemacht hatte.
Geboren wurde Albert Metsch am 29. Dezember 1932 in Kevelaer. Als Goldschmiedemeister und Silberschmied war der Vater von zwei Mädchen und einem Jungen viele Jahre bei Polders beschäftigt, bis er sich an der Bahnstraße selbstständig machte.
„Er war von meinen Eltern immer der Ruhigere, verließ sich bei allem auf meine Mutter“, erinnerte sich seine Tochter Helga Flacke. „Er fand es immer schön, wenn die Familie zusammenkam. Wir haben uns immer gut verstanden.“ Sie selbst machte bei ihm ihre Ausbildung zur Goldschmiedemeisterin: „Ich habe von ihm alles gelernt. Er liebte seine Arbeit, das Schützenleben und die Geselligkeit.“
In seine Schützenzeit entwarf er zahlreiche Königs-Plaketten, Silber- und Ehrennadeln als Preise und zu Jubiläen für seine Schützenbrüder und Mitglieder anderer Vereine. Zur Nikolausfeier fertigte er besondere Schmuckstücke meist in Form von Damenringen an. „Er konnte auch richtig toll malen und zeichnen. Er hatte eine richtig küstlerische Ader“, erzählt sein Freund Peter Hohl.
Erst mit 48 Jahren Schütze
Ein Teil der Kevelaerer Schützengemeinschaft wurde Metsch erst im Alter von 48 Jahren, als er 1980 der Bürgerschützengesellschaft beitrat. Drei Jahre später war er in der Wache, als Hohl Schützenkönig wurde. 1985 nahm er das Amt des Beisitzers im Vorstand an, das er 21 Jahre lang bis 2006 ausübte.
Während dieser Zeit erfüllte er sich für ihn ein Herzenswunsch, als er im Jahr 2000 Schützenkönig werden konnte. „Ich war stolz, sein Adjutant zu sein. Er war ein feiner Kerl“, unterstreicht Hohl. Ihn verband über das gemeinsame Kegeln mehr als nur eine reine Schützenbeziehung mit Metsch. „Er war ein Kevelaerer, hat sich ganz stark mit der Heimat identifiziert. Er war gesellig , manchmal streitbar, aber unter dem Strich eher ausgleichend.“ Metsch sei immer in der Lage gewesen, Kompromisse zu entwickeln und auf Menschen zuzugehen: „Er hat sich nie nach vorne gedrängt, war durch seine Persönlichkeit aber gerne vorne gesehen.“
Eine integrative Kraft und treue Seele
Metschs „integrierende Kraft“ sei ein hervorstechendes Merkmal seines Wesens gewesen, bestätigt auch Stefan Boßmann, der aktuelle Vorsitzende der Bürgerschützengesellschaft, die Metsch 2016 zum Ehrenmitglied machte: „Ein jüngerer Schützenbruder sagte mir, ich fand an ihm so toll, dass er sich um die Jüngeren, die neu dazukamen, gekümmert hat.“
Für Boßmann war Metsch „ein ganz besonderer Mensch, mit dem man sich gerne unterhalten hat.“ Er sei auf jeden zugegangen, „ob er zwei oder 30 Jahre dabei war, ob er 30 oder 80 Jahre alt war. Und man hat sich ernst genommen gefühlt.“ Es sei ihm wichtig gewesen, dass sich alle in der Schützenfamilie wohl fühlen.“ Boßmann bezeichnet ihn als „stillen und ruhigen Vertreter“, der „durch seine Art, auf jeden zuzugehen, extrem beliebt war.“
Hervorstechend sei auch seine Treue zu den Schützen gewesen. „Er war auf jeder Veranstaltung mit dabei, ob es eine Buschpartie-Spaßveranstaltung oder der Volkstrauertag war. Und falls er mal nicht kam, dann gab es dafür schon einen triftigen Grund.“
Ein weiteres wichtiges Mosaik in seiner Berufung als Schütze war seine Wahl zum Stadtbundmeister 1998, ein Amt, das er zwölf Jahre lang ausübte, bis er sich „aus Altersgründen“ auf der Jahreshauptversammlung 2010 nicht mehr zur Wahl stellte.
Auf der gleichen Versammlung wurde er zum Ehrenstadtbundmeister ernannt. „Da war großes Publikum, der stellvertretende Bürgermeister, Richard Schulte-Staade, Pastor van Doornick, Edmund Bercker als Ortsvorsteher und Peter Tenhaef als Präsident der Geselligen Vereine“, erinnert sich sein Nachfolger Rainer Koppers. Damals habe er einen „super Job“ gemacht, lobt Koppers Metsch als „gradlinigen Menschen, der sicherlich seine festen Vorstellungen vom Schützenwesen hatte.“
Auch seiner Wahrnehmung nach war Metsch ein Mensch, der für alle ein Ansprechpartner war, „sehr harmoniebedürftig“ war und bestrebt war, „Wogen zu glätten und dass alles harmonisch ohne Streitigkeiten abging.“ Der Zusammenhalt unter den Schützenbrüdern- und schwestern habe bei ihm im Vordergrund gestanden.
Und er sei ein geselliger Mensch mit Humor gewesen, der auf den diversen Königsgalabällen und Schützenfesten mit seiner vor zweieinhalb Jahren verstorbenen Ehefrau Marianne gern gesehen war und viel zu erzählen hatte. „Einmal hat er die Geschichte vom Schweinchen erzählt, das er mit einem Karren und der Mutter zum Metzger gekarrt hatte, um es zu schlachten, obwohl das verboten war. Wir haben viel gelacht“, erinnert sich Koppers.
In Metschs Zeit als Stadtbundmeister fiel auch der Umbau der Schützenhalle, die 2002 fertig war und die auch durch Metschs entschlossenes Auftreten verwirklicht wurde, so Koppers. „Er hat mit beim Bürgermeister Heinz Paal am Tisch gesessen wegen der Finanzierung und knallhart gesagt: „Jetzt Butter bei die Fische, was gibt es und was müssen wir tun, damit es was gibt?“ Paal habe am Ende gesagt: „Wenn, dann machen wir es richtig. Ich will keine Blechhütte wie in Geldern.“ Und es kamen eine gute sechsstellige Summe und die Zusagen, als Stadtbund stark mit in Eigenleistung zu gehen, dabei heraus. „Das wurde mit Handschlag besiegelt, habe ich mir sagen lassen. Damals klappte sowas“, erzählt der Stadtbundmeister.
Ein Verlust
Metsch sei zurückhaltend gewesen, habe in Diskussionen aber vehement seinen Standpunkt vertreten. „Wenn er sich da festgebissen hatte, war das sein Ding.“
Die Jahreshauptversammlung der Bürgerschützen 2019 war die letzte Veranstaltung, an der Berti Metsch noch aktiv teilnahm. Dem Schützenkönig Georg Vloet winkte er bei dessen Feier vom Krankenhausfenster zu. Dass dies für viele Schützenbrüder die letzte Begegnung mit ihrem treuen Schützenbruder sein sollte, vermutete zu diesem Zeitpunkt niemand.
Auch der Bezirksbundesmeister Hans-Gerd Frerix zeigt sich betrübt über Berti Metschs Tod: „Er war ein gradliniger, netter, freundlicher Mensch, mit dem wir als Bezirksverband gut ausgekommen sind.“ Es habe an ihm nichts Hinterhältiges gegeben. „Wenn es ein Problem gab, dann ging das Auge in Auge und dann war es erledigt. Wenn mehrere so wie er wären, das wäre schon schön. Sein Tod ist ein Verlust.“