Gold, Weihrauch und Myrrhe

Als Sternsinger ziehen sie momentan durch die Straßen der Wallfahrtsstadt. Die „Originale“ machten sich vor über 2.000 Jahren als Heilige Drei Könige oder Weise aus dem Morgenland auf dem Weg zum Jesuskind. Als Geschenke hatten sie Gold, Weihrauch und Myrrhe dabei.
„Das waren kostbare Gaben“, erklärt Andreas Poorten, Pfarrer von St. Antonius. „Denn zur damaligen Zeit galten sie als Mangelware.“ Und welchen Stellenwert haben sie heutzutage?
Die Gabe von Gold ist eine symbolische Handlung: Gottes Sohn wird durch das Kostbarste geehrt, was die Erde bietet. „Jesus ist damals in ein großes Amt geboren worden“, zieht Poorten den Vergleich zur Gegenwart. „Das wäre heute immer noch so. Unabhängig von weltlichen Werten ist er das Geschenk an die Welt.“
Doch wenn ihn heute Heilige Könige ehren würden, hätte sie nach Ansicht des Pfarrers kein Gold mehr im Gepäck: „Sie brächten eher ein Zeichen für eine gute Herrschaft mit, vielleicht einen schlichten Hirtenstab.“
Gold vermittelt Sicherheit
Dabei hat das Gold in der Gesellschaft keinesweg an Ansehen verloren. „Gerade in den letzten Jahren ist die Nachfrage wieder vermehrt gestiegen“, versichert Veronika Ophey. Die Juwelierin schiebt auch gleich die Begründung nach. „Gold vermittelt Sicherheit.“ Bestes Beispiel, sei da ein Blick an die Börse. Sobald dort eine Baisse (fallende Kurse) anhält, greifen die Anleger zu dem Edelmetall. Und dabei würde es nicht nur darum gehen, sich einen Barren fürs Schließfach anzulegen. „Auch als Schmuckstück hat Gold seinen Wert und bleibt die Nr. 1“, erklärt Ophey.

Wäre vielleicht in der heutigen Zeit ein Geschenk zur Geburt Jesu. Veronika Ophey stellt einen persönlicher Talisman vor.


Dabei würde es sich ja stets um Legierungen handelt. „Man kauft Silber und Kupfer hinzu.“ Seltener wären Zusatzmetalle aus Zink, Cadmium oder Nickel. Und je höher der Goldgehalt umso besser die Korrosionsbeständigkeit der Legierung gegenüber äußeren Einflüssen wie Chemikalien.
Besonders beliebt wäre Gold bei den Trauringen. „Vor allem dort zeigt es seine ganze Farbpalette“, sagt die Juwelierin. „Von weiß und rot bis gelbgold.“ Zwar würden auch zur Geburt eines Kindes Taufkettchen aus Gold verschenkt. „Voll im Trend ist zurzeit aber der persönliche Talisman“, verweist Veronika Ophey auf den Glücksbringer. „Er ist ein inspirierendes Schmuckstück und ein wundervolles Geschenk.“
Durchaus als Kostbarkeit und Zeichen der Verehrung wurde zur Zeit Christi der Weihrauch gesehen. Sein Duft schwebt auch heute noch durch die katholischen Kirchen. „Aber meist nur bei hohen Festen“, sagt Pfarrer Poorten. An Weihnachten, Fronleichnam oder bei der Eucharistischen Anbetung kommen Schiffchen und Weihrauchfass zur Anwendung. „Anfang der 90er Jahre habe ich als junger Kaplan so noch jeden Sonntag den Gottesdienst gefeiert“, erinnert sich Andreas Poorten. Die Zubereitung sei übrigens kein Geheimnis. Es gäbe verschiedene Duftnoten und er sei frei verkäuflich. Und damit die Tradition nicht ganz verloren geht, erhalten die Firmlinge jeweils eine kleine Einleitung in die Herstellung.

In der Sternapotheke gehört die Myrrhen-Tinktur zum Standard. Monika Schwarz holt ein Fläschchen hervor. Fotos: CS


Aber auch in der Medizin ist Weihrauch durchaus gebräuchlich. „Bei uns wird er in den letzten 25 Jahren vor allem bei Gelenkerkrankungen verwendet“, sagt Monika Schwarz. Die Inhaberin der Stern-Apotheke verweist darauf, dass das Harz des Boswellia-Baumes bereits seit Jahrtausenden auch als Heilmittel eingesetzt wurde. Ayurvedische Heiler in Indien behandelten mit Weihrauchharz beispielsweise rheumatische Beschwerden.
Die antientzündlichen Eigentschaften seien zwar auch heutzutage bekannt. „Die Fallzahlen bei uns sind aber noch zu gering“, sagt Schwarz mit einen Blick auf Somalia, Eritrea und anderen zentralafrikanischen Ländern. Dort hat das Gummiharz, das aus dem Weihrauchbaum gewonnen wird, seinen Ursprung.
Ähnlich der Myrrhe. Auch bei ihr handelt es sich um ein Gummiharz, das überwiegend in Somalia aus einem dornigen Strauch gewonnen wird. Andere Arten gedeihen in Südarabien und Äthiopien. In der Kirche spielt die Myrrhe laut Pfarrer Poorten heutzutage keine Rolle mehr. Dafür rückt sie in der Medizin immer mehr in den Fokus. „Sie wird pharmazeutisch verwendet, da sie entzündungshemmend und antibakteriell wirkt“, erklärt die Apothekerin Monika Schwarz. Eine gängige Anwendung gäbe es beim Zahnarzt.
Die Inhaltsstoffe der Myrrhe bewirken, dass sich das Gewebe zusammenzieht, und sie drosseln das Wachstum von Pilzsporen und bestimmten Bakterien. Am stärksten kommen diese Wirkungen bei Schleimhäuten zur Geltung, so dass die gängigste Anwendung eine Tinktur ist, mit der sich leichte Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut behandeln lassen. Entsprechende Präparate gibt es in der Apotheke. Gängig sei zudem die Verabreichung von Myrrhe als Medikament bei Entzündungen der Darmschleimhaut.
Weihrauch und Myrrhe als natürliche Heilmittel
Die beiden Baumharz-Gaben der Weisen aus dem Morgenland sind also in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung gerückt. Die aus den beiden Sub­stanzen gewonnenen Präparate machen als natürliches Heilmittel durchaus Sinn. Doch Kostbarkeiten wie zur Zeit Jesus sind sie zumindest bei uns nicht. „Das kann in ihren Herkunftsländern aber ganz anders aussehen“ gibt Monika Schwarz zu bedenken. „Man muss bedenken, dass sie dort wahrscheinlich einen viel höheren Stellwert haben. Und auch die Auffassung von Religion ist dort noch ganz anders.“
Die Namen
Melchior ist ein hebräischer Name und steht für „König des Lichts“. Melchior hat europäische Gesichtszüge und überreicht Gold als Geschenk. Gold wird als kostbarstes Gut angesehen, das einem König, dem Sohn Gottes, würdig ist.
Auch der Name Balthasar stammt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie „Gott schütze sein Leben“ oder „Gott wird helfen“. Übersetzungen des Namens aus dem Altsyrischen lauten auch „Gott schütze den König“. Balthasar wird mit einer asiatischen Herkunft in Verbindung gebracht. Er überbringt Weihrauch, der als göttliches Symbol gilt.
Der Name Caspar stammt aus dem Persischen und bedeutet so viel wie „Hüter des Schatzes“ oder auch „Schatzmeister“. Caspar wird auf Bildern oft als farbiger Afrikaner abgebildet und überreicht Myrrhe als Geschenk. Myrrhe steht als Symbol für das Menschsein und wird in manchen Auslegungen auch mit dem späteren Leidensweg Jesu in Verbindung gebracht.
Quelle: lignoma.com