Giftiges BPA in Kassenzetteln

Kevelaer. Kassenbons, Eintrittskarten, Fahrkarten, Tickets – fast täglich kommen wir damit in Berührung. Viele dieser Quittungen sind auf der Basis von sogenanntem Thermopapier gedruckt, das die chemische Substanz Bisphenol A (BPA) enthält. Diese befindet sich als Farbentwicker an der Oberfläche von Thermopapier.
Über die Haut ins Blut
Beim Anfassen kann es über die Haut ins Blut gelangen. Dort kann der hormonelle Schadstoff die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Entwicklung von Ungeborenen stören. Besonders für Schwangere, die häufig mit Thermopapieren in Kontakt kommen wie bei Kassiererinnen, besteht ein großes gesundheitliches Risiko. Zudem besteht eine erhöhte Anfälligkeit für bestimmte Krebsarten, Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme. Gelangt BPA über den Recyclingkreislauf ins Wasser, kann es außerdem Fische und andere Wassertiere schädigen.
Schon seit Jahren steht BPA in der Kritik. Eine Untersuchung des Greenpeace Magazins ergab im Jahr 2012, dass sieben von acht getesteten Unternehmen in Kassenbons BPA oder das ähnlich wirkende BPS verwenden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) machte zwischen Dezember 2015 und Mai 2016 verschiedene Stichproben von Thermopapieren und fand in 14 von 19 Proben BPA oder das ähnlich wirkende BPS. Das Ergebnis war: Spitzenreiter in der BPA-Belastung waren Kassenbons der Aral-Tankstelle, gefolgt von Kinoeintrittskarten Cinestar, Kassenbons von Rossmann und von Shell-Tankstellen. Nach der Veröffentlichung der Untersuchungswerte hat der BUND die relevanten Thermopapier-Hersteller angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Mittlerweile, so BUND-Chemieexperte Manuel Fernández, gibt es eine ganz saubere Alternative auf physikalischer Basis, also Thermopapier, das ganz ohne Chemikalien als Entwicklersubstanzen auskommt, doch teurer ist. Doch nach wie vor dürfte der Anteil BPA- und BPS-haltiger Produkte aktuell noch immer groß sein.
Laut einem Bericht von Juli 2016 plant die EU, dass künftig nur noch minimale Mengen Bisphenol A in Thermopapieren eingesetzt werden dürfen; außerdem wurde eine EU-Chemikalienverordnung abgesegnet, die den hormonell wirksamen Stoff verbietet; allerdings tritt das Verbot erst 2019 in Kraft.
Wie Gertrud Kannenberg von der Kreis-Kleve-Abfallwirtschafts- GmbH dem KB mitteilte, stellen auch viele BPA-freie Kassenbons im Altpapier ein Problem dar. Viele Ersatzstoffe wie BPS, Pergafast 201 oder die Chemikalie D-8 sind nicht weniger kritisch zu sehen. Daher empfiehlt sie, Kassenzettel und ähnliche Thermopapiere nicht im Papiermüll zu entsorgen, wo BPA auch in den Recyclingkreislauf einfließt, sondern über den Restmüll zu entsorgen, der verbrannt wird. Die Anfrage des KB werde aber zum Anlass genommen, das richtige Entsorgen von Kassenzetteln und anderen Thermopapieren im Müll-ABC aufzunehmen und mit einem Abfalltipp darauf hinzuweisen.
In die Restmülltonne
Auch die Schönmackers Umweltdienste GmbH & Co. KG betonten, dass es äußerlich nicht erkennbar ist, welche Kassenzettel mit BPA belastet sind und welche nicht. „Im Zweifelsfalle ist die Entsorgung über die Restmülltonne immer richtig.“