Geselligkeit als Gemeinsamkeit
Die Bürger-Schützen Gesellschaft Kevelaer 1881 e.V. ist festgebender Verein
Kevelaer. Das „Junggesellentum“ als Statut für die Mitgliedschaft sorgte im Jahr 1881 bei den St.-Sebastianus-Schützen bei einigen Mitgliedern für Unmut. Ein Unmut, der letztlich am 3. Mai 1881 unter dem Namen „Bürger-Schützen Gesellschaft“ zu einem formlosen Zusammenschluss aus 40 Bürgern führte. Im Januar 1882 nahm der lose Zusammenschluss sein Ende. Der Oberpräsident der Rheinprovinz genehmigte die ausgearbeiteten Statuten der Gesellschaft. Erster Vorsitzender der „Bürger-Schützen Gesellschaft“ war damals Wilhelm Martens. Der Gründungsinitiator Aloys Opwis bekleidete das Amt des Stellvertreters. 35 aktive und 16 inaktive Mitglieder waren im ersten Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft vermerkt.
Die Gründungsgeschichte von einst ist Vergangenheit, eine Vergangenheit, aus der man seitens der heutigen „Bürger-Schützen Gesellschaft Kevelaer 1881 e. V.“ auf viele Ereignisse zurückblicken kann. Denn zu den „Königen“ und „Königen in den Jubiläumsjahren“ aus den eigenen Reihen der Gesellschaft konnte man auch im Gründungsjahr 1908 der „Geselligen Vereine“ den ersten Festkettenträger der gemeinsamen Kirmes in Kevelaer vorweisen. Dem Festkettenträger von damals, Anton Janson, sollten noch weitere folgen, und in diesem Jahr freuen sich die Bürger-Schützen, dass mit Norbert Platzer bereits der achte Festkettenträger aus den Reihen der Gesellschaft gestellt wird.
Das Amt des Präsidenten bekleidet seit 1988 Hermann Voß, und auch er war bereits Festkettenträger. Noch heute setzt man in der Gesellschaft auf die Tradition der Geselligkeit im Vereinsleben. Gemeinsame Treffen und Aktivitäten wie das Vogelschießen, der Königsball und das „Buschkönigschießen“ sind neben der gemeinsamen Kirmes der geselligen Vereine Programmpunkte im Veranstaltungskalender der Schützen.
Die Kirmes hat dabei für Hermann Voß einen besonderen Stellenwert, insbesondere wenn es um den Wortlaut „gemeinsame“ Kirmes geht. Denn „gemeinsam“ ist für ihn nicht nur eine formale Überschrift. „Es heißt ja auch gemeinsame Kirmes“, erklärt der Präsident, „und diese Gemeinsamkeit wird auch tatsächlich gelebt“. Fest steht für ihn: „Egal wer dran ist, kann mit der Unterstützung des anderen rechnen, mindestens durch Teilnahme.“
Teilnahme ist auch eine der Verpflichtungen, wenn es um die Aufgaben in den eigenen Reihen der Bürger-Schützen geht. Derzeit ist die Gesellschaft mit circa 80 Mitgliedern „überschaubar“ aufgestellt. Nachwuchssorgen plagen Hermann Voß aber nicht, obwohl er um die Schwierigkeiten weiß, wenn es darum geht, gerade junge neue Mitglieder zu werben. Denn der Automatismus von einst, „Vater im Verein gleich Sohn im Verein“, ist schon längst nicht mehr gegeben. „Heute müssen Sie schon eine Menge bieten“, erklärt Voß hinsichtlich der veränderten Erwartungshaltung von Jugendlichen an Vereine. Eine direkte Konkurrenz der eigenen Gesellschaft zu den anderen Vereinen bemerkt er dennoch nicht. Zudem ist innerhalb der Gesellschaft in vielen Bereichen der Bedarf nicht gegeben, den andere Vereine decken müssen. So gibt es beispielsweise keine Jugendarbeit und auch der Punkt „Verpflichtungen“ ist nicht so weitläufig wie bei anderen.
Ebenfalls anders als bei den anderen historischen Vereinen hat der Schießsport einen anderen Stellenwert. Während bei anderen noch aktiv auf anderer Ebene teilgenommen wird, ist für den König der Bürgerschützen nach dem Stadtbundschießen Schluss mit den Verpflichtungen. Im Mittelpunkt des Vereinslebens steht das gesellige Beisammensein. Pflegen kann man dieses bei der „Bürger-Schützen Gesellschaft Kevelaer 1881 e. V.“ ab dem 18. Lebensjahr, denn ab dann kann man aktives Mitglied werden.
Doch zunächst steht für Hermann Voß und die Mitglieder erst einmal die Kirmes in Kevelaer an. Und in diesem Jahr werden es die Schützenbrüder der Gesellschaft sein, die im Mittelpunkt des Geschehens rund um die Kirmes stehen. Als ehemaliger Festkettenträger weiß Hermann Voß die Besonderheiten einzuschätzen, die den diesjährigen Festkettenträger erwarten werden – insbesondere wenn es um die offizielle Rückgabe der Festkette am Montag im Alten Rathaussaal geht. „Das hat schon etwas Besonderes“, erklärt Hermann Voß.
Ein weiterer Höhepunkt der Kirmes ist der Zug der 15 Vereine durch die Kevelaerer Innenstadt am Samstag. Das findet nicht nur Hermann Voß. Denn schon längst ist der festliche Umzug auch über die Stadtgrenzen Kevelaers bekannt und lockt viele Zuschauer in die Marienstadt.
Den nächsten festlichen Umzug, bei dem die „Bürger-Schützen“ wieder im Mittelpunkt stehen werden, wird es zur Kirmes 2026 geben, denn da wird die Gesellschaft das nächste Mal den Festkettenträger aus den eigenen Reihen stellen. Vanessa Wiesner