3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions (Grafik: Public Domain)

Gesamte Belegschaft unter Quarantäne

Meist verlaufen die Wochenenden eher ruhig, was die Corona-Zahlen in Kevelaer angeht. Am vergangenen Wochenende war alles anders: Der positive Testbefund eines Reiserückkehrers löste eine Reihe von Maßnahmen aus. Von Freitag auf Samstag stieg beispielsweise die Zahl der unter Quarantäne stehenden Personen in Keveaer sprunghaft von 34 auf 85 an. Und auch die Zahl der positiv getesteten Menschen stieg: 82 waren es am Freitag, 90 sind es am Montagmittag. (Es handelt sich hier um die Gesamtzahl der postiv getesteten Fälle seit Beginn der Aufzeichnung. 72 gelten als genesen, drei Todesfälle waren zu beklagen, Stand: 22.08.2020)

“Wir wussten, dass so etwas passieren kann, und wir waren darauf vorbereitet”, lobt Bürgermeister Dominik Pichler die prompte Reaktion von Ordungsamtsleiter Ludger Holla und seinem Team. Denn Kevelaer hat die sogenannte Kontaktnachverfolgung vom Kreis übernommen und dazu ein siebenköpfiges Team zusammengestellt, dass sich dieser Arbeit bei Bedarf schnell widmet. Zwei polnischsprachige Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung stießen am Freitag spontan hinzu, denn schnell war klar, dass es nicht bei einem Fall bleiben würde. Etwa 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, viele aus dem osteuropäischen Raum, beschäftigt das Kervenheimer Unternehmen, bei dem zunächst ein Reiserückkehrer aus der Belegschaft positiv getestet worden war. Schnell kamen eine weiterer Mitarbeiter der Produktion und einer in der Verwaltung hinzu – die Produktion wurde gestoppt. Am Montagmittag erklärte Ludger Holla, mittlerweile lägen 12 positive Testergebnisse vor. Möglicherweise ist dies auch darauf zurückzuführen, dass Mindestabstände im Produktionsprozess nicht eingehalten wurden.

Noch am Freitag habe des Kreisgesundheitsamt einen Reihentest an allen anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt. Die Belegschaft wurde vorsorglich unter Quarantäne gestellt. In Rahmen der Kontaktnachverfolgung kamen weitere Quarantänefälle hinzu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens seien allerdings nicht, wie etwa von Leiharbeitern aus der Fleischindustrie und der Landwirtschaft bekannt, in Sammelunterkünften untergebracht. Sie wohnten in Wohnungen in Kervenheim, Kevelaer, Winnekendonk – aber auch in Goch, Uedem und Weeze. Rund die Hälfte der Belegschaft lebt in Kevelaer oder einer Ortschaft. 75 Quarantäne-Verfügungen seien noch am Freitag zugestellt worden, sagt der Ordnungsamtschef. Darunter “auch eine handvoll Kinder”, die man vorsorglich unter Quarantäne gestellt habe. Sie dürften den Kindergarten und die Schule nicht besuchen, was am Montagmorgen auch kontrolliert worden sei, sagt Holla. Beim Kindergarten St. Antonius in Kervenheim hätten sie ohnehin kein Glück gehabt, denn der ist aktuell aufgrund eines anderen Befundes geschlossen. Ein Elternteil eines Kindes einer Gruppe wurde positiv getestet. Daraufhin seien beide Gruppen geschlossen worden, weil sie beim gemeinsamen Mittagessen Kontakt gehabt hätten.

Wie sich die Fallzahlen letztendlich entwickeln, vermag momentan noch niemand zu sagen. Doch die Kevelaerer Stadtspitze ist ziemlich glücklich darüber, die Kontaktnachverfolgung in den Händen zu halten. “Wir wussten, was wir tun müssen”, sagt Bürgermeister Dominik Pichler mit Blick auf das Corona-Team der Stadtverwaltung und lobt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das “entschlossene Vorgehen in der Kontaktnachverfolgung”. Die Situation in Kevelaer sei, dank ihnen, “beherrschbar”.