Gemeinsam für den Karneval

„Dass ich mal für den Achterhoek und für Winnekendonk die Festkette tragen würde, hätte man vor zehn Jahren echt nicht gedacht. Es ist eine Ehre“ , freut sich Johannes Otten gemeinsam mit seiner Ehefrau Tanja auf die bevorstehenden Feierlichkeiten der Winnekendonker Kirmes.
Der in Labbeck geborene Johannes wuchs in der Landwirtschaft auf. Der Vater war Landwirt und führte einen Mischbetrieb. „Ich hatte mehr Pflichten, hatte zwei Schwestern, die Älteste musste da nicht helfen und der Bruder war halt noch nicht so alt“, beschreibt der bald 50-Jährige seine Kindheit.
Nach dem Abschluss der zehnten Klasse in der Hauptschule absolvierte er eine Ausbildung zum Staberschlosser in der Stahlverarbeitung in Neukirchen-Vluyn. „Da hab ich für die Zechen die Riesenteilegemacht.“ Bei „Weber&Wentzel“ in Geldern arbeitete er 17 Jahre lang als Verkaufsfahrer. Heute  ist er Speditionskaufmann in einer Weezer Transportfirma.
Die Liste seiner Hobbys ist lang. 17 Jahre lang Vorstand beim Schützenverein St. Maria Achterhoek, seit 2007 Vorsitzender des Martinskomitees, seit 33 Jahren im Kegelclub, seit mehreren Jahren Betreuer mehrerer Mannschaften von Viktoria Winnekendonk. Dazu kommt noch das Amt als Vorsitzender der Achterhoeker Karnevalsgesellschaft
Die 1975 in Kevelaer geborene Tanja Otten wollte nach dem Hauptschulabschluss Verwaltungsfachangestellte werden. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin in Geldern. Als die beiden sich Mitte November 1994 gegen 6 Uhr im „Prinzenhof“ kennenlernten, jobbte sie nebenbei in der Taxizentrale in Kevelaer. Sie trinkt nach ihrer Nachtschicht in der Zentrale die letzte Cola, er verfolgt Schumachers Weltmeisterfahrt. „Wir sind einfach ins Gespräch gekommen“, erzählt Tanja Otten. Die beiden finden direkt einen Draht zueinander.
Im Februar 1995 kommen sie zusammen, im Juli ziehen sie zusammen, ein Jahr später wird geheiratet. Sie bekommt zwei Jungs und ein Mädchen, arbeitet nebenberuflich im Issumer Getränkemarkt, bei „Plantaria“ und im Hamber Jägerhaus. Heute ist Tanja in Walbeck als Kellnerin tätig. „Wir kellnern auch gerne zusammen, auf Veranstaltungen und Feten und rocken da die Bude“, lacht Johannes Otten. Ihr Sohn Florian bezeichnet die beiden schlicht als „Workaholics. Aber wenn du Hilfe brauchst, dann sind sie da.“
Mit dem gemeinsamen Engagement für den Karneval in Achterhoek fing es im Jahr 2001 an. Tanja Otten und Angelika Langenberg als Leiterin der Krabbelgrupe „Ratz und Rübe“ hörten von den Kindern, dass es mal schön wäre, an einem Karne­valsumzug teilzunehmen „und ob wir einen Wagen bauen.“ Gesagt, getan. So ging es mit zum Umzug nach Kapellen in die Nachbarschaft. Das Ganze verlängerten die lebenslustigen Jecken dann bis zum Jahr 2005. Da kam der Gedanke, in Winnekendonk mitzuziehen.
Die Kinder durften immer die Wagen gestalten und das Motto entscheiden. „Wir haben das auch alles zuliebe der Kinder gemacht. Es bedeutete für uns auch, mehr Zeit mit unseren Kindern zu verbringen“, beschreibt Tanja Otten die Motivation.
„Zur Finanzierung der Wurfmaterialien wollten wir eine Kappensitzung bei uns organisieren. Aus versicherungstechnischen Gründen mussten wir dazu einen Verein gründen“, erzählte Otten von den Anfängen. Sie bauten einen alten Schweinestall um. Und mit 180 Gästen war der Schuppen tatsächlich ausverkauft. „Zugetraut hat uns das keiner“, meint Tanja Otten im Rückblick.
Ein eigenes Prinzenpaar gab es nicht, das Asperdener Prinzenpaar sprang ein. „Die kamen mit 80 Leute im Bus an“, erinnert sich Tanja Otten. „Meine Schwester war mit im Vorstand.“ Die Stimmung war großartig, und bis heute ist die Kappensitzung feststehender Bestandteil des Ortslebens.
Zwei Jahre später fragte man bei den Jecken in Goch nach, auch die Straelener kamen zu dem Fest. „Die standen dann auf der Bühne. Da kam der Ruf: Goch steht auch noch vor der Tür.“
Nach und nach wurde das Event immer größer, bis das Ganze an dem alten Standort nicht mehr zu bewältigen war. 2011 stellte man dafür ein eigenes Zelt auf die Beine. Und mit Angelika I. und DominIk I. fand sich für die Session 2015/16 das erste eigene Prinzenpaar.
Mittlerweile ist das Ganze „ein wichtiger Bestandteil unseres Familienlebens geworden“, unterstreicht Johannes Otten. Zu den vielen früheren „Kindern“, die mithelfen, kommen Helfer und Familien nicht nur aus dem Achterhoek, sondern auch aus Xanten, Sonsbeck und Winnekendonk. „Das hat sich zu einer ortsübergreifenden Angelegenheit entwickelt.“
Schon vor drei Jahren wurde man angesprochen, als festgebender Verein für die  Winnekendonker Kirmes zu fungieren. „Und im Herbst 2016 bei der Versammlung wurde das nochmal angesprochen.“ Da wurde er einfach gefragt, ob er den Festkettenträger machen würde. Johannes stimmte gerne zu.
Bei der Wahl des Adjutanten musste er nicht lange überlegen. „Norbert Langenberg und ich kennen uns schon lange vom Schützenverein. Die Kinder sind zusammen aufgewachsen. Wir haben den Karvenal in Achterhoek von Beginn an gemeinsam durchgezogen. Da war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass nur er und seine Frau Angelia als Adjutantenpaar in Frage kommen.“
Am Freitag geht‘s mit dem   Fassanstich am Winnekendonker Festzelt los. „Dass das eine schöne Zeit, da sorgen wir für“, gibt Tanja Otten die Richtung für eine ausgelassene Party vor.