Gemeinsam erreicht man mehr

„Wie kommen wir zur Stärkung des gegenseitigen Vertrauens und des Teamgeistes, zur Verbesserung und Stärkung der Klassengemeinschaft, zum kooperatives Handeln, wie entwickeln wir gemeinsam Lösungsstrategien, wie fördern wir eine konstruktive Konfliktkultur und wie erreichen wir einen konstruktiven Umgang mit Konflikten – oder, auf einen Nenner gebracht, wie werden wir eine gute Klassengemeinschaft?“ Diesen Fragen stehen die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen sozialen Schichten, mit Migrationshintergrund, mit und ohne Förderbedarf gegenüber, wenn sie aus den kleinen Grundschulen zur weiterführenden Schule gehen. So auch in der Gesamtschule Kevelaer-Weeze. Um die Übergangsphase zu erleichtern, erarbeiteten die Schulsozialarbeiter in Kooperation mit den Klassenlehrern gezielte sozialintegrative Maßnahmen, die Arbeitsmaterialien erfordern. Um diese anschaffen zu können, wurde durch die Gelsenwasser-Stiftung der Betrag von 1750 Euro bewilligt.
Das KB hatte die Gelegenheit, an einem der Projekttage ein 5. Schuljahr zu begleiten. Die Schulsozialarbeiter Herbert Johnen und Eckhard Scheidemann sowie der Klassenlehrer Manfred Beckert erarbeiteten zunächst unter dem Motto: „Meine Klasse und Ich – ein gutes Team“ mit den Schülerinnen und Schülern Verhaltensregeln. Die lauteten: „Niemanden zu etwas zwingen, nett sein, hilfsbereit sein, in Ruhe arbeiten lassen, keinen ausschließen, niemanden mit Worten und Taten verletzen und Streitigkeiten versuchen zu lösen.“
Um zu zeigen, dass Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe bei vielen Arbeiten (in der Klasse beim Lernen) erforderlich sind, hatten die Kinder dann die Aufgabe ein „Spinnennetz“ zu durchqueren. Hierbei mussten alle freien Bereiche genutzt werden und niemand durfte an die „Spinnenfäden“ kommen, denn dann wackelte der ganze Rahmen und alle mussten wieder vor das Spinnennetz, um es erneut zu versuchen. Schnell wurde den Kindern deutlich, dass sie mit Ratschlägen, Zurechtschieben oder auch durch Hindurchschieben gegenseitige Hilfe benötigten. Hierbei war dann zu klären: Lasse ich mir helfen? Muss ich helfen, damit es weitergeht? Lasse ich mir als Mädchen von einem Jungen helfen und umgekehrt? Wie entwickeln wir Lösungsstrategien und wie verhindere ich, dass sich jemand ausschließt oder ausgeschlossen fühlt?
Es war erstaunlich mit anzusehen, wie schnell negative Erfahrungen durch gemeinsame Bearbeitung zu besseren Ergebnissen führten. Das ging soweit, dass die Kinder erkannten, dass man einfacher zu lösende Aufgaben denjenigen überlassen sollte, die es schwerer haben, und dass man sich Hilfe holen muss, wenn man es alleine nicht schafft oder es alleine nicht schafft anderen zu helfen. Dass es ein tolles Gefühl ist, wenn man etwas gemeinsam geschafft hat, war buchstäblich am Ende zu hören und zu sehen. Alle brachen in einen lauten Jubelschrei aus und lagen sich in den Armen, als sie es geschafft hatten, alle auf die andere Seite des „Spinnennetzes“ zu gelangen.
Das gemeinsam Erlebte wurde in einer Stuhlrunde noch einmal besprochen, und bei allen Äußerungen war zu erkennen, dass die Schülerinnen und Schüler verstanden hatten, warum man diese Übung gemacht hatte.
Als Abschlussübung wurden noch einmal die Namen gelernt. Hierzu warfen sich die Kinder unter dem Zuruf des Namens Bälle zu. Auch hier war zu sehen, dass gegenseitige Hilfe ein gutes Mittel ist, um „Probleme“ zu lösen. Als einzelne Kinder am Ende die Namen anderer Klassenmitglieder nicht wussten, riefen die anderen ihnen diese zu.
In den nächsten Wochen wird das Projekt in den Klassen weitergeführt und im Herbst noch einmal eine Abschlusssequenz durchgeführt. Es scheint allen spätestens dann klar zu sein, dass „meine Klasse und ich – ein gutes Team“ sind.