Gelungener Start mit dem ersten Piks

Schon vorzeitig standen die ersten Autos mit Impfwilligen am Mittag auf dem Parkplatz, die dann mittels eines Pendelbusses die letzten gut 400 Meter hoch gefahren wurden bis vor den Eingang der „Hansehalle Grieth“ der Kalkarer Messe, wo sie geimpft werden. „Wir wollten niemandem zumuten, diesen Weg zu absolvieren“, sagte Landrätin Silke Gorißen, die sich zum Impfstart erleichtert zeigte. „Wir können durchstarten. Wir warten ja alle sehnlichst  darauf, dass wir alle durchimpfen können – jetzt erst mal die vulnerable Gruppe, also unsere älteren Mitbürger*innen 80 plus.“

Das Wetter sei eine Herausforderung gewesen. „Da haben wir etwas gezittert, gebe ich zu, und gestern gedacht, hoffentlich wird jetzt nicht die Impfstofflieferung abgesagt und der Termin nochmal verschoben. Aber wir haben gestern Abend noch die Bestätigung bekommen, dass der Impfstoff kommt.“ Für den Tag waren es 206 Biontech-Impfdosen, offiziell für die sechs Impftage in der Woche stellt das Land jeweils 204 Impfdosen von dem Hersteller, also insgesamt 1224 Impfdosen zur Verfügung.

Schneeschieben

„Parookaville“-Mitbegründer Bernd Dicks hatte im Vorfeld an der Logistik mitgewirkt. „Heute war Schneeschieben angesagt“, lachte er. „Im Endeffekt sind wir seit dem 15. Dezember schon fertig. Wir haben auf den Impfstoff gewartet und sind froh, dass es endlich losgeht. Wir sind bestens vorbereitet und freuen uns.“

Am Eingang wurden die Impfwilligen erst mal auf ihre Temperatur hin untersucht, bevor sie sich an einen der fünf Check-in-Schalter der Kassenärztlichen Vereinigung mit ihrer Terminbestätigung begeben durften. Aufgrund der Wetterbedingungen gab es die Sonderregelung für diejenigen, die sich nicht trauten oder rauskommen, dass sie am nächsten Tag zum selben Termin kommen konnten. Und wenn das Wetter so bleibt und sich Impftermine verschieben, werde man „improvisieren“, sagte Jürgen Baetzen, Fachbereichsleiter für Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz im Kreis und verantwortlich für den Bau des Impfzentrums. „Der Impfstoff ist gerade um halb zwei angekommen“, zeigte er sich erleichtert. „Wir sind seit dem 15.12. fertig, und heute geht es endlich los. Und bei diesen widrigen Umständen den ersten Pieks zu setzen – ich bin überglücklich.“

Der Empfang im Gebäude am „Check In“-Schalter. Foto: AF

Anschließend kamen die zu Impfenden in eine große Halle, die als Wartebereich für die Menschen diente. Auf einer großen Leinwand lief ein gut fünfminütiger Film mit einer Medizinerin, die nochmal die wesentlichen Dinge zur Impfung erläuterte. Und weiträumig abgetrennt mit einer Plexiglasscheibe standen jeweils zwei Stühle nebeneinander für die Wartenden zur Verfügung. 

„Einmal bitte den Arm frei machen“, bat Dr. Larsen Seydel dann den Klever Reinhold Putzer, der schon um zehn Minuten vor eins gekommen war, als allerersten Impfkandidaten um seine Mitwirkung. Zuvor befragte ihn der Mediziner nochmal nach akuten Beschwerden, sichtete die Unterlagen zur Sicherheit auf Vorerkrankungen. Der Klever setzte seine Unterschrift für die Impfung – dann kam der fachmännische Pieks in den linken Arm. „Das müssen Sie beim nächsten Mal wieder mitbringen“, wies Seydel ihn auf die Unterlagen für den nächsten Termin am 1. März und die Impfbestätigung hin. 

„Ich habe bisher bei Impfungen keine Schwierigkeiten gehabt, noch nie“, nahm der rüstige Senior dann mit seiner Tochter Sabine Frenzel entspannt im Ruhebereich auf einem Stuhl Platz.  „Ich mache Grippeimpfungen jedes Jahr“, hatte er keinerlei Bedenken vorher gehabt. „Das war für mich eine gelassene Sache“, sagte er und klagte über keinerlei Beschwerden. „Kein Kribbeln, kein Schwindel.“ Es waren für ihn nur „die vielen Menschen“ mit Schreibblock und (Fernseh-)Kameras ungewohnt. Seine Tochter zeigte sich erleichtert, dass auch für ihre Mutter Ende Februar der erste Termin ansteht. „Und der Vater hat den zweiten Termin am 1. März – wir sind glücklich.“ 

Kapazität wird erhöht

Ab Mittwoch wird die Kapazität erhöht durch „AstraZeneca“-Impfstoff. „Von Mittwoch bis Sonntag sind es 260 Impfdosen täglich, was 26 Ampullen entspricht. In der kommenden Woche werden dann 190 von Mittwoch bis Samstag und Sonntag 200 Impfdosen davon verimpft“, erläuterte Jürgen Baetzen. „Das geht dann an die Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste, Betreuungsdienste, Rettungsdienst, Hospiz, soweit noch nicht geimpft.“ Die seien schon in der vergangenen Woche kontaktiert worden.“ Und „da wir zum Wochenende erfahren haben, dass auch weitere Berufsgruppen dazukommen und die nicht die KV, sondern wir einladen, bauen wir für „AstraZeneca“ online ein eigenes, sehr leichtes Ticketsystem auf, das bis Mittwoch laufen wird. Man klickt einen Termin an, sucht sich eine Uhrzeit, ein Ticket, null Euro, ab in den Warenkorb und dann zweiten Termin aussuchen, bestätigen ausdrucken – fertig.“

In der neuen Corona-Schutzverordnung sei geregelt, dass Biontech ausschließlich an Menschen ab 65 verimpft wird. „Ab heute wird es mit Biontech keine Impfungen für Menschen geben, die jünger sind als 65, weil der Stoff halt knapper ist.“ Und für diejenigen, die in den besagten Bereichen von Pflege und Betreuung arbeiteten, aber über 65 Jahre alt seien, bekomme man in dieser Woche noch 48 Impfdosen Biontech geliefert und ermittele die Personen, die dann kommen können. 

Baetzens Hoffnung ist, dass man auf 66 bis 70 Prozent an Impfquote aller Menschen im Kreis Kleve am Ende kommen wird. Die würden aber sicher nicht alle in dem Impfzentrum geimpft, so Baetzen. „Da werden später auch noch die Hausarztpraxen dazukommen.“   

Impfzentrum

Das 2700 Quadratmeter große Zentrum ist ausgelegt auf 1000 Impfungen pro Tag, sobald ausreichender Impfstoff vorhanden ist. Es wird momentan in der Zeit von 14 bis 20 Uhr geimpft, da der Impfstoff begrenzt ist. Am Donnerstag werde man die noch geschlossenen Impfstraßen für den „AstraZeneca“-Impfstoff öffnen, sagte Jürgen Baetzen vom Kreis Kleve – und diesen Impfstoff von Mittwoch bis Sonntag verimpfen. 

Man habe nur vorsorglich beim Land ein zweites Impfzentrum angeregt, sagte Landrätin Silke Gorißen. „Wir brauchen aber kein zweites Impfzentrum dieser Größenordnung“, sagte Gorißen. Ein konkreter Standort würde für so einen Fall auch noch nicht feststehen. Und im Falle des Falles bräuchte man den ganzen logistischen Aufwand mit KVN-Ärzt*innen, Sanitätsdienst, Fiebermessen, Security, KVN-Personal am Check-In wie in Kalkar. „Ich bin stolz, dass das hier mit dem Team und Jürgen Baetzen an der Spitze so gut gelungen ist.“