Gegen Not und Lebensmittelverschwendung

Deutschland ist ein Sozialstaat. So steht es im Grundgesetz. Es soll niemand alleingelassen werden, wenn er in Not gerät. Die Gemeinschaft aller, also der Staat, soll dann Hilfen gewähren. Zu diesen Hilfen gehören die sogenannten Transferleistungen.

Laut Peter van Gisteren von der Stadt gibt es in Kevelaer 968 Bedarfsgemeinschaften mit 1.806 Personen, die diese Leistungen beziehen. Es sind Menschen in Einkommensarmut oder unmittelbar von ihr bedroht. So zählen unter anderem Arbeitslose (darunter viele Alleinerziehende), Geringverdiener und Rentner bis 850 Euro oder Flüchtlinge dazu. Sie sind der Stadt Kevelaer zugewiesen und kommen trotz Sparsamkeit nicht über die Runden. Wenn das Geld knapp ist, sparen die meisten an der Ernährung. Insbesondere frisches Obst und Gemüse, Milch und Fleisch werden zu Luxusgütern, die sich die Betroffenen nur selten leisten können, zu Lasten ihrer Gesundheit.

Gleichzeitig fallen täglich in Supermärkten, Bäckereien oder auf Veranstaltungen große Mengen von Lebensmitteln an, die, obwohl qualitativ einwandfrei, im Wirtschaftskreislauf nicht mehr verwendet werden können. Die Kevelaerer Tafel e.V. bemüht sich hier um Ausgleich.
„Bei uns arbeiten alle 52 Helfer, davon 32 Frauen und 20 Männer ehrenamtlich und bezahlen sogar noch einen Mitgliedsbeitrag“, gewährt der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins, Wilfried Binn, einen Einblick in die Arbeit.

Mit Nachdruck weist er darauf hin: „Es nimmt kein Helfer Lebensmittel mit nach Hause. Die Abholung der Ware, die wir verteilen, erfolgt mit zwei Transportern, die dem Verein gehören. Prüfen der Ware und ansprechend lagern ist dann der nächste Schritt. Eins ist uns dabei besonders wichtig: Wir verteilen keine Ware an unsere Kunden, die wir selbst nicht mehr essen würden.“

Die Tafel bekommt aus den Supermärkten der Umgebung im Jahr etwa 150 Tonnen Lebensmittel, die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) stehen. Dazu noch 25 Paletten mit Waren von Bofrost und Arla sowie DeBen. Die Bäckereien Janssen- Heursen, Kürvers und Der Lüllinger spenden Brot und von zwei Landwirten gibt es pro Woche zwei Zentner Kartoffeln. Auch Privatpersonen spenden Lebensmittel.

Alle Lebensmittelspender übernehmen soziale Verantwortung und sparen Entsorgungskosten. Die Bedürftigen erhalten qualitativ hochwertige Nahrungsmittel und gleichzeitig Motivation für die Zukunft. Die Kevelaer Tafel hat sich mit anderen Tafeln zu einem Verbund zusammengeschlossen (Goch und Kalkar), die sich gegenseitig mit Überschüssen versorgen, wenn der Bedarf einmal nicht so hoch ist.

Die Räumlichkeiten und hygienischen Bedingungen der Tafel werden regelmäßig überprüft. Bei der letzten Kontrolle, die durch den Kreis Kleve durchgeführt wurde, gab es seitens der Behörde keine Beanstandungen.

Ein Ort der Begegnung

Die Tafel ist hinter der Öffentlichen Begegnungsstätte in Kevelaer untergebracht. Laut Binn ist sie nicht nur eine Lebensmittelausgabestelle, sondern auch ein Ort der Begegnung: „Oft kommen die Kunden schon sehr früh und treffen sich mit anderen, um sich auszutauschen. Pro Ausgabetag finden so 80 bis 90 Personen zu uns. Alle Tafel-Kunden haben einen Berechtigungsausweis, den wir nach Vorlage entsprechender Bescheinigungen des Amtes oder des Rentenbescheides ausstellen. So erhalten sie die von ihnen ausgesuchten Lebensmittel kostenlos.“

Die Tafel kann weiterhin Helfer und Lebensmittelspenden gebrauchen. Kontakt und Informationen: www.kevelaerer-tafel.de