Gastronomie mit Herz und Unterhaltung

Dennis van den Berg, der neue Besitzer des „Binnenheide-Cafés“, kommt mit einem Strahlen aus der Küche. „Ich bereite noch was vor“, sagt er und schneidet sich am Brett nach dem Einkauf eine Gemüsesuppe zurecht. „Bei Oma hieß das immer Quer-durch-den-Garten-Suppe“, lacht der 28-Jährige.

Wie wird man als Sohn eines Fensterverkäufers und gelernten Schreiners und einer Hausfrau unbedingt Gastronom? „Ich bin der einzige in der Familie, der mit dem Mund arbeitet. Mir fehlt das technische Vorstellungsvermögen“, gesteht der in Kempen geborene Jungunternehmer. „Dafür ist Schmecken, Kochen, Essen für mich ein sinnlicher Prozess und ein Vergnügen.“

Wenn er mal nicht kocht und Menschen verwöhnt, singt der junge Mann gerne, aktuell im Niederrheinchor Kevelaer. Zudem gärtnert er sehr gerne, was er früher schon bei Opa und Oma durfte. „Als Kind bin ich übers Feld, habe Blumen gepflückt und Spargel gestochen“, erzählt van den Berg. Bei seiner Küche soll es auch „ein Stück zurück zu früher“ und um „ganzheitliche Ernährung“ gehen. „Die Lebensmittel sollen im Fokus stehen und keine Molekularküche.“

Das Talent zum Reden entdeckte er mit 13, 14 Jahren, als er vorm Karnevalsvolk Büttenreden gehalten habe. „Ich unterhalte halt gern Menschen“, gesteht er. In Walbeck, dem Spargeldorf und Ort seiner Jugend, merkte er, „es macht mir irre Spaß, die Welt der Lebensmittel zu entdecken, alles, was sich um Essen und Trinken dreht, was daraus gemacht werden kann.“

Schon kurze Zeit später kellnerte er in Walbeck und Umgebung auf Hochzeiten und Geburtstagsfeiern, da schon als Selbstständiger. „Ich hab mit 16 das Kellnergewerbe angemeldet“, erzählt er. Parallel begann van den Berg eine Gärtnerausbildung. Doch er merkte: „Das ist es nicht. Da hatte ich kein gesundes Lächeln mehr. Und wenn ich mein gesundes Lächeln verliere, höre ich auf.“

Das Lächeln zauberten ihm Service und Speisen ins Gesicht. „Ich hab da so einen Spaß bei gehabt. Es gab da immer gutes Essen auf den Fêten. Ich wusste, das ist meins, als ich das erste Mal das Tablett auf der Hand hatte.“

2008 begann er im „Seepark“-Hotel in Geldern seine Ausbildung zum Restaurantfachmann, die er zwei Jahre später abschloss: „Ich habe alle Facetten der Hotellerie kennengelernt.“
Danach ging es mit Unterstützung der Gelderner an den Schluchsee ins Wellnesshotel. Dennis van den Berg schlug sich auf eigene Faust ein Jahr lang in der Schweiz bei einem Spezialitäten-Hotel für Wanderer und einem Biohotel durch. Er lernte eine Menge für seinen Job.

Dann strebte er ins „European Wellness Institute“ nach Frankfurt und wurde in dem Bildungs- und Schulungszentrum zum Leiter des Wellnessbereichs. „Da ging es um ganzheitlichen Vertrieb und Marketing und Wohlfühlen mit 60 Kerzen“, erinnert er sich.
Mit diesem Paket an Erfahrung und Leidenschaft wollte van den Berg was anfangen, zumal ihn jeder dritte Kunde fragte: „Wann machen Sie mal was Eigenes?“ Der junge Mann arbeitete erst am Kevelaerer Sankt-Klara-Platz bei „La Trattoria“ und hatte 2017 schon den Schlüssel für das „Café Gecko“ an der Busmannstraße in der Hand, bis sich über die Zeitung die Chance Pellander auftat.

„Hinfahren, vorstellen und gucken, was passiert“, dachte sich der junge Gastronom und „vom ersten Moment an war das herzlich.“ Wann immer er Hilfe und Beratung braucht, weiß er, wohin er ein paar Meter weiter gehen darf. Van den Berg wird die alte Pellander-Mannschaft übernehmen, ergänzt durch ein paar neue Leute.
Fünf Monate lang hat er an Struktur, Konzept und Umsetzung bisher gefeilt. Altbewährtes mit Neuem zu verbinden, ist seine Idee. Die gut gepflegte Lokalität kombinieren mit einem ganzheitlichen Küchenkonzept, der über 20 Jahre von Pellanders mit „kompletter Liebe“ praktizierten „Gastronomie mit Herz“, nur „leichte Frische“ mit Wein-, Jazz- oder Max-Raabe-Abenden im Sommer hinzusetzen. Damit will er überzeugen.

„Den Unterhaltungswert mit einbringen und den Garten ausbauen“, will er in Zukunft eigenen Tee aus dem Garten und Tomaten aus dem Treibhaus vor Ort gewinnen. „Früher hatte das viel mit „bewusstem Ernähren zu tun. Man hatte alles selbst in der Hand, wusch es ab und setzte sich mit dem Lebensmittel auseinander.“

Auf der Speisekarte soll sich Landküche mit einer Frühstückskarte finden, im Sommer mit Tagesangeboten ergänzt. Im Winter soll eine warme Küche mit Grünkohl, Pannas, Reibekuchen oder Bohnen mit Speck die Gäste anlocken. Und für Radfahrer soll es richtige Brotzeitteller geben.

Zwischen dem 2. und 4. Februar wird das Bauernhofcafé mit selbstgebrautem Landbier, Prosecco-Empfang und leicht swingiger Kaffeehausmusik von Wolfgang Czeranka und zwei der Chormitglieder eröffnet.
Van den Berg hofft für jeden Gast „ein kulinarisches Erlebnis gehabt zu haben, ein Wohlfühlen. Dass er ganzheitlich Kraft getankt und Wellness erlebt hat, abschaltete und tolle Gespräche hatte.“ Und in fünf Jahren soll das Café als „Ort des Rückzugs“ bekannt sein.