„Lei.La“-Regionalmanagerin Anne van Rennings erklärt, was gemacht wird – und warum gerade jetzt

Für mehr Artenreichtum: Blühwiesen werden jetzt gemäht

„Lei.La“-Wiesen und -Säume werden jetzt gemäht. Foto: Lei.La-Regionalmanagement

Flächen ökologisch aufwerten und die regionale Artenvielfalt erhalten, das ist ein zentrales Ziel des „LEADER“-Projektes „Artenreiche Wiesen und Säume“ der LEADER-Region Leistende Landschaft e.V. (Lei.La). Auf insgesamt rund 6000 qm wurden im Herbst 2019 (Nettetal) und im Herbst 2020 (Straelen, Geldern, Kevelaer) kommunale Flächen mit der speziell zusammengestellten „Lei.La“-Samenmischung eingesät. 

Die Regio-Mischung aus ein- und mehrjährigen blühenden Wildkräutern wurde mit dem Fokus auf regionale Arten zusammengestellt. Die auf Dauer angelegten Flächen können bei entsprechender Pflege perspektivisch zu einer botanischen Reserve für wertvolle regionale Wildkräuter werden. Die Betreuung der Projekt-Flächen erfolgt durch das LEADER-Regionalmanagement in enger Abstimmung und in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Kommunen. Wissenschaftlich wird das Projekt von der Biologischen Station Krickenbecker Seen begleitet.

Mähen in blühenden Landschaften

Jetzt wurden die Lei.La-Flächen gemäht, das Mahdgut wird abgetragen. „Die Mahd zu einem Zeitpunkt, zu dem zahlreiche Pflanzen in der Blüte stehen, scheint für Passanten und Anlieger vielleicht verwunderlich bis verstörend“, befürchtet Anne van Rennings, doch die in Winnekendonk wohnende LEADER-Regionalmanagerin versichert: „Die fachgerechte Mahd jetzt, nach dem 15. Juni, ist von großer Bedeutung für den Artenreichtum unserer Wiesen und Säume, gerade mehrjährige Wildkräuter können sich auf diese Weise überhaupt erst entwickeln und etablieren.“ 

Diese Art der Pflege fällt auf und aus dem Rahmen, denn aktuell ist es vielfach noch Routine, dass Ackerrandstreifen, Banketten und andere kommunale Grünflächen gemulcht werden. Dabei wird der Bewuchs ab- und kleingeschlagen und verbleibt auf der Fläche. Für Artenreichtum und Insekten ist diese verbreitete Art der Pflege ein großes Problem, denn viele Pflegeschnitte sowie der Verbleib des Mahdgutes auf den Flächen begünstigen konkurrenzstarke Pflanzen wie Disteln, Brennnessel und bestimmte Gräser. Resultat ist eine Reduzierung der Artenvielfalt.

Herausforderung für die Betriebshöfe 

Ziel des Projektes ist daher, in der Fläche eine Mahdroutine zu etablieren, die der besonderen Pflanzengesellschaft einer Wiese zuträglich ist und gleichzeitig auch Insekten und andere Tiere schützt. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unseren zweischürigen Wiesen auf zahlreichen unserer kommunalen Flächen,“ berichtet zum Beispiel Heike Meinert vom Betriebsbereich Stadtgrün in Nettetal. „Sobald Flächen nicht betreten werden müssen, starten wir gezielt eine solche Extensivierung, das gilt unter anderem für Bereiche auf  Spielplätzen, für Baulücken und Randstreifen.“ Besucher*innen werden den Effekt bei einem Spaziergang durch Nettetal und den Landschaftspark sicher bestätigen können. Die Kommune Nettetal erhielt dafür im Jahr 2020 vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ das Label „StadtGrün naturnah“ in silber. 

Die große Herausforderung für die kommunalen Betriebshöfe und Grünflächenämter besteht darin, erfolgreiche Wege für eine ökologische Aufwertung von Flächen zu finden, die Verkehrssicherheitsaspekte, Kosten und Betriebsabläufe sowie die verschiedenen Nutzungsarten in der Nachbarschaft von Flächen mitberücksichtigen. In allen Lei.La-Kommunen wird an diesem Thema gearbeitet. „Für einen dauerhaften Erfolg solcher Maßnahmen ist auch der Austausch und die Abstimmung mit den Anliegern von besonderer Bedeutung“, beschreibt die Regionalmanagerin eine wichtige Erfahrung aus den Kommunen, denn eine Änderung in der Pflege und deren Ziele müssen natürlich erklärt werden.

Zusammenarbeit mit Vereinen in Kevelaer

Der Regionalmanagerin ist es wichtig zu erwähnen, „dass in Kevelaer der Betriebshof in Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen, unter anderem etwa in Twisteden, selbst auch sehr viel in dieser Richtung unternimmt“.

Die Arbeit lohnt sich: Die Wiese ist ein faszinierendes Ökosystem, welches in der Landschaft kaum noch zu finden ist. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von fortschreitenden Flächenversiegelungen jeder Art über die Veränderungen in der Grünlandnutzung und veränderte technische Möglichkeiten in der Pflege. „Um die großartige Vielfalt an Insekten, Vögeln und Pflanzen vor unserer Haustür erhalten zu helfen, gilt es alle verbleibenden Flächen ökologisch sinnvoll zu pflegen und gezielt aufzuwerten. Das Projekt Artenreiche Wiesen und Säume soll hierfür Erfahrungen liefern,“ erklärt Projektleiterin Anne van Rennings.

Ökologische Aufwertung durch Einsaat bestimmter Arten, die Reduktion der Pflegemaßnahmen auf ein- bis zweimal jährliches Mähen statt mulchen und der Abtrag des Mahdguts sind wichtige Instrumente zur Förderung der Artenvielfalt. Daneben ist auch die Aktivierung der gezielten Suche nach möglichen Flächen ein Thema des Projektes. 

Biodiversität

Die Regionalmanagerin freut sich, dass in den vier LEADER-Kommunen Kevelaer, Geldern, Straelen und Nettetal auch über die Projektflächen hinaus inzwischen sehr viel für Biodiversität getan wird und auch immer mehr Bürger*innen die Zeichen der Zeit erkennen. 

Ein fachlicher Austausch dazu mit externen Expert*innen und auch der weitere Wissenstransfer untereinander ist im Rahmen dieses LEADER-Projektes geplant. Denn alle Beteiligten sind sich darin einig: Es gibt noch viel Potenzial und damit große Chancen für den Arten- und auch den Klimaschutz.