Für Frieden und Dialog werben

Gemeinsam für Frieden und Dialog werben, das ist das Ziel der zweiten interreligösen Friedenswallfahrt, die von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam mit der Kevelaerer Stiftung „Aktion pro Humanität“ am Sonntag, 28. August, in dem Marienwallfahrtsort durchgeführt wird. Die Aktion steht erneut unter dem Motto der visionären Martin-Luther-King-Rede „I have a dream.“, die der Bürgerrechtler an diesem Tag genau vor 53 Jahren gehalten hat.
„Das war ein Tag, der damals von Rupert Neudeck stark mit eingebracht wurde“, erinnerte Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann an den Initiator der interreligiösen Wallfahrt. „Wir haben ihm viel zu verdanken“, hob er den Beitrag des am 31. Mai verstorbenen Friedensaktivisten hervor. Seine Person soll im Rahmen des Tages auf den Stufen der Basilika geehrt werden. Als Zeichen der Verbundenheit zu dem Anliegen der interreligiösen Wallfahrt wird Neudecks Ehefrau Christel anwesend sein.
Ihm sei in den vergangenen Tagen klar geworden, wie wichtig diese Wallfahrt nach all den Terroranschlägen sei, unterstrich Lohmann. Gerade jetzt „dürfen wir uns nicht auseinanderdividieren lassen“, gelte es seitens der drei abrahimitschen Religionen (Juden, Christen, Muslime) „das Gemeinsame hervorzuheben.“ Der Wallfahrtstag komme „zum richtigen Zeitpunkt“, um ein deutliches Zeichen für den Frieden in der Welt zu setzen.
Genauso sahen das auch die jüdischen und muslimischen Vertreter. Der Geschäftsführer und Dialogbeauftragte des Landesverbandes Nordrhein der Jüdischen Gemeinden, Michael Rubinstein, betonte, dass „gerade jetzt Dialog wichtiger denn je“ sei. Die Gläubigen aller Religionen seien gefragt, sich einzubringen, setzt er darauf, dass sich viele Menschen auf den Weg machen. „Wir hoffen, dass es eine gute Tradition wird“, so Rubinstein. Dass es gerade in Kevelaer als katholischem Wallfahrtsort gemeinsam mit örtlichen Akteuren durchgeführt werde, sei ein „besonderes Zeichen.“ Man müsse deutlich machen, „dass die Religion nicht für die Kriege der Welt zuständig ist.“
Das Eintreten für den Frieden „ist für uns Muslime wie aus der Seele gesprochen“, unterstrich der Dialog- und Kirchenbeauftragte des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ahmad Aweimer. Man beteilige sich des Friedenswillens wegen, auch wenn es vor Ort keine muslimische Gemeinde gebe. Es gebe zuviel Gewalt auf der Welt. „Radikale Extremisten und Terroristen versuchen, Zwietracht zu säen und wir sagen dazu gemeinsam: Nein!“
Die Teilnehmer der interreligösen Wallfahrt begeben sich nach der Eröffnung durch die Musikerin Judy Bailey vom Marienpark aus auf einen Friedensweg zum Kapellenplatz, begleitet von internationalen Friedensgebeten und -liedern. „Das soll ein appellierender Weg sein“, unterstrich Elke Kleuren-Schryvers von der „Stiftung Aktion Humanität“, die das Projekt mit unterstützt. Nach der Ehrung Neudecks und einem Friedensgruß an der Gnadenkapelle kommen die Teilnemer im Forum Pax Christi zusammen, wo jede der Religionsgemeinschaften die Gelegenheit hat, ein eigenständiges Programm zu präsentieren, unterbrochen von den beiden Sängerinnen Judy Bailey, Grazella Schazad und dem Familienchor unter der Leitung von Elmar Lehnen.
Im Anschuss gibt es ein stilles Gedenken an der Friedenslichtstele, das allen Opfern von Armut, Ungerechtigkeit Krieg, Hunger, Terror und Gewalt gewidmet ist. In diesem Rahmen wollen die Organisatoren auch eine „Kevelaerer Deklaration gegen Waffen“ und deren Produktion und Verbreitung verlesen und zur Unterschrift bereitstellen. „Das soll 2016 ein wichtiges Zeichen sein“, so Wallfahrtsrektor Lohmann, der darauf verwies, dass bereits namhafte Personen wie der Bischof von Münster, Felix Genn, und der Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger die Deklaration unterzeichnet haben und der Wallfahrtsausschuss der Stadt sich geschlossen hinter die Resolution gestellt hat. Es gehe neben dem Aspekt „Mehr Frieden durch weniger Waffen“ um die Schwerpunkte „Mehr Frieden durch das Miteinander der Religionen“ und „Mehr Frieden durch mehr Solidarität und Gerechtigkeit auf der Welt“, betonte Lohmann.
Laurent Lompo selbst verwies auf auf die fehlenden Perspektiven und die Armut in Afrika, „die den Terror anschieben“ und tausende junger Leute in die Arme von Milizen wie Boko Haram trieben. Da müsse man konkret tätig werden, die Lebensumstände so zu verbessern.
Die Unterschriftenlisten der Deklaration, die sich an die deutsche und alle europäischen Regierungen richtet, sollen an die Bundesregierung weitergeleitet werden. Das wird sich möglicherweise sehr konkret vor Ort ergeben. Die aus dem Kreisgebiet kommende Bundesumweltministerin Barbara Hendricks wird voraussichtlich an dem Tag mit dabei sein.  (aflo)