Fünf Gruppen sollen es richten

Viele Vertreter von Kevelaerer Einrichtungen, Schulen, Verbänden und Vereinen versammelten sich im Foyer des Bühnenhauses zu der Auftaktveranstaltung unter dem Titel „Jugendhilfeplanung als strategisches Instrument zur Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe. Neuorientierung der Jugendhilfeplanung in Kevelaer“.

„Wir wollen die Neuerungen erstmal kennenlernen“, hoffte Wolfgang Toonen vom Stadtjugendring mehr über die Neuausrichtung der Jugendhilfeplanung zu erfahren. „Wo wir als Vereinsvertreter arbeiten, macht man sich ständig Gedanken und diskutiert alle zwei Jahre, was noch up to date ist.“

Michael Maaßen, Mitglied im Unterausschuss, stellte klar, dass aus seiner Sicht die Debatte um eine Neuausrichtung der Jugendhilfeplanung eine Notwendigkeit und Verpflichtung sei: „Das ist nicht mehr so wie bei uns in den 80er Jahren auf dem Spielplatz.“

Man wolle die Informationen weitergeben, warum Jugendhilfeplanung nötig sei „und wie stellten wir uns das für Kevelaer vor“, weckte die Organisatorin des Abends, Ruth Tröschkes, das Interesse der Zuhörer. Aus diesem Grund habe man die Einladungen „bewusst breit angelegt“. Das Ganze soll „mit Ihnen stattfinden, damit Sie wissen, das ist der Stand der Dinge“, ergänzte Bürgermeister Dominik Pichler.

Sandra Rostock vom Landesverband Rheinland führte in einem Vortrag in die gesetzlichen Grundlagen der Jugendhilfeplanung ein.

Sandra Rostock vom Landesverband Rheinland führte in einem 30-minütigem Vortrag in die gesetzlichen Grundlagen der Jugendhilfeplanung ein, von der Verpflichtung, geeignete Einrichtungen zur Verfügung zu stellen über den Einbezug freier Träger bis zum Landes-Kibiz-Gesetz.

Ihre zentrale Botschaft lautete: „Für Jugendhilfeplanung gibt es keine Blaupausen. Das muss jede Kommune für sich sebst entscheiden und organisieren.“ Das Ganze sei ein „kommunikativer Prozess“ und nichts, was man am Schreibtisch entwerfen könne. „Man muss immer wieder aushandeln, was brauchen wir für Jugendhilfe.“

Dies fordere neben einer ressortübergreifenden Planung eine Menge Beteiligte, über die Politik und den Jugendhilfeausschuss bis hin zu den Betroffenen. Entscheidend sei aus ihrer Sicht ein „klares Planungsprofil.“ Der Dialog mit freien Trägern könne über den Paragraph 78 in Arbeitsgemeinschaften als „gleichberechtigten Zusammenschluss“ geführt werden.

Nach einer kurzen Pause teilten sich die Besucher in sieben Gruppen auf. Diese befassten sich unter anderem mit den Wünschen für Kinder, Jugendliche und Eltern, dem Leitbild des Jugendamtes und konkreten Vorschlägen zur Beteilugung an der kommunalen Jugendhilfeplanung. Dabei wurde es phasenweise schon sehr konkret. Offen wurde über die Schaffung neuer Wissens- und Freizeitangeboten wie Netzangebote oder einen Skaterbereich für Jugendliche diskutiert.

„Es gibt keine Möglichkeit, sich zu treffen und sie treffen sich nicht mehr“, sprach die Wettener Ortsvorsteherin Beate Clasen das Problem direkt an. Markus Aben vom Musikverein Winnekendonk stellte die Frage in den Raum, wie die Vereine generell an die Jugend herankommen sollten?

Mehr Nähe zur Basis, lautete eine Forderung. „Und wir brauchen mehr Fachwissen für die, die am Ende entscheiden“ sprach sich Gottfried Winkels (KBV) als Politiker für mehr Austausch mit den Fachleuten aus.

Herbert John, Schulsozialarbeiter an der Gesamtschule Kevelaer/Weeze bot sich an, ein Jugendparlament für Kevelaer auf die Beine zu stellen. Arnulf Jackel, Mitglied im Unterausschuss Jugendhilfeplanung, forderte die Beitragsfreiheit in Kitas und den Offenen Ganztag für alle Eltern. Auch die langfristige Ausstattung der Schulsozialarbeit und die Unterstützung in den Vereinen für die Ehrenamtler wurden angesprochen.

Die Leiterin der städtischen Gemeinschaftshauptschule, Renate Timmermann fand: „Die positive Darstellung des Jugendamtes gegenüber den Eltern wäre ein Schritt nach vorne.“ Mehrfach wurde deutlich, dass dem Amt gegenüber Hemmschwellen und Vorurteile beständen, getreu dem Motto „Die nehmen mir sofort mein Kind weg.“

Fahrplan startet Januar 2019

Im Anschluss an die Debatte stellte Ruth Tröschkes den Fahrplan der Neugestaltung derJugendhilffeplanung, die ihren Ausgangspunkt 2017 genommen hatte, und den Vorschlag zur Gestaltung vor. Künftig soll es fünf Fachgruppen geben, die sich dazu ab dem Januar 2019 konstituieren sollen. Die Einladungen sollen noch im November rausgehen. „Ich will Sie ermuntern, sich auf diesen Prozess einzulassen“, sagte Trötschkes. Es gebe ja schon ein Netzwerk, wo Dinge wie „Pro Fit“ oder der Begrüßungsdienst umgesetzt seien: „Da muss man nur aufspringen.“

In der ersten Fachgruppe soll es unter anderem um Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit und Jugendschutz gehen. Die zweite soll sich mit der Förderung der Erziehung in der Familie, den frühen Hilfen im Netzwerk Kevelaer und der Prävention bei der Jugendhilfe beschäftigen.
Fachgruppe drei soll die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und Tagespflege inklusive der OGS und des pädagogischen Mittagstreffs sowie der Schulsozialarbeit abddecken.

Die vierte Gruppe umfasst die Bereiche „Erzieherische Hilfen, Eingliederungshilfe, die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes und andere Aufgaben der Jugendhilfe“. Die Fachgruppe Spielplatzkomission soll erhalten bleiben. In jeder der Gruppen sollen auch die Mitglieder des Unterausschusses Jugendhilfeplanung angedockt sein.

Dezernent Marc Buchholz schlug vor, dass die Gruppen mehrfach im Jahr sich nicht-öffentlich zusammensetzen sollten: „Nicht um was zu verheimlichen, sondern erstmal zu arbeiten. Damit nichts auf den Markt kommt, was gar nicht kommt.“ Buchholz möchte auch einen Fragebogen an die Partner ausgeben, in wieweit sie sich bei der Planung mitgenommen fühlen. Die Ergebnisse des Abends sollen in den Diskussionsprozess der Fachgruppen mit einfließen.

Auf den Einwand, das Ganze sei doch sehr vom Jugendamt aus gesteuert und nicht gut einzusehen, entgegnete der Leiter des Dezernates II: „Offenheit und Transparenz kann ich zusichern.“