Was bewegt eigentlich die EU vor meiner Haustür? Am Dienstag, 7. Mai, trafen sich in Geldern rund 120 Teilnehmende zu einer Fachtagung, die darauf fast einstimmig sagen können: „So einiges!“ Denn im Gelderner Seepark trafen sich die Vorstände und Regionalmanagerinnen und Regionalmanager der 45 LEADER-Regionen in NRW sowie Vertreterinnen und Vertreter von Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Bezirksregierungen und aus den Gremien der lokalen LEADER-Aktionsgruppen.

LEADER ist ein besonderes EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum. In Geldern standen für die Teilnehmenden intensiver Austausch, das Kennenlernen erfolgreicher Projekte und Impulse für die tägliche Arbeit in den Regionen auf der Tagesordnung. Ziel war es, mit neuen Ideen und zahlreichen wertvollen Kontakten wieder in die eigenen Regionen zurückzukehren.

Gleich zu Beginn stellte Dr. Christina Steinbicker, Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der LEADER-Regionen, fest: „LEADER-Regionen lernen gerne voneinander!“ Und davon profitieren die ländlichen Regionen mit LEADER-Förderung europaweit.

EU-Förderprogramm

Seit vielen Jahren gibt es das EU-Förderprogramm LEADER. Gemeinsam mit dem Land NRW werden dank dieser Förderung unzählige konkrete und sehr vielfältige Projekte zur ländlichen Entwicklung auf den Weg gebracht. Ob inklusiver Generationen-Spielplatz, Skatepark, Lastenrad-Verleih, nachbarschaftliches Carsharing oder aktuell zum Beispiel das Projekt „Jobsurfing Niederrhein“ – mit LEADER geht Vieles. Die Projektideen werden „Bottom up“ mit den Menschen in der Region entwickelt, so wird in jeder Region nur das gefördert, was vor Ort gebraucht wird.

Ausgerichtet wurde die Frühjahrstagung der Landesarbeitsgemeinschaft der Lokalen LEADER-Aktionsgruppen NRW gemeinsam mit dem Zentrum für Ländliche Entwicklung im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW.

„Wir haben uns sehr gefreut, so viele für den ländlichen Raum engagierte Menschen aus allen Ecken NRWs hier in Geldern begrüßen zu dürfen“, erklärt Ute Neu, Geschäftsführerin der gastgebenden LEADER-Region „Leistende Landschaft“ (Lei.La), dem Zusammenschluss der Kommunen Kevelaer, Geldern, Straelen und Nettetal. Das Team von Lei.La hatte die Veranstaltung gemeinsam mit den drei weiteren niederrheinischen LEADER-Regionen in die Region geholt und federführend organisiert.

Ehrenamtliche Engagierte

„Vor Ort in Geldern haben sich 120 Aktive ausgetauscht. Wichtig ist jedoch zu betonen, dass das Netzwerk der Regionalmanagerinnen und Regionalmanagern nur stellvertretend für die unzähligen, vielfach ehrenamtlich in den LEADER-Projekten Engagierten steht. Diese vielen Menschen sind es, die die ländlichen Regionen lebendig und lebenswert machen. Regionalmanagements sind dabei nah dran an den Engagierten vor Ort. Sie helfen ihnen ihre Ideen in die Tat umzusetzen.“

Im Fokus standen daher verschiedene Ansätze innovative und nachhaltige Projekte im ländlichen Raum auf den Weg zu bringen und bei der Umsetzung zu unterstützen. Impulse dazu setzen die Key-Notes von Dr. Michael Kopatz (Stadtrat von Marburg) und Hans Haake vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Beide regten dazu an, die Wirtschaft des ländlichen Raumes umfassender zu betrachten und nicht nur Unternehmen in den Fokus zu nehmen. Eine resiliente Wirtschaft im ländlichen Raum bezieht auch Sharing-Initiativen, Sozialunternehmen und gemeinnützige Strukturen mit ein.

Als konkretes Beispiel aus der Region kam beim anschließenden Podiumsgespräch unter anderem Benedikt May von der Interregionalen Sport- und Eventstätte Waldfreibad Walbeck e. V. zu Wort. Er betonte den Wert des ehrenamtlichen Engagements und zeigte die beeindruckende Entwicklung des Waldfreibades in den vergangenen Jahren auf.

Weitere gute Beispiele für innovative, gelungene LEADER-Projekte zeigten sich auf dem Wissensmarkt. Stellvertretend für die mehr als 1.500 LEADER-Projekte, die seit Beginn der ersten Förderphase 1994 in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden konnten, präsentierten neun Projektträger, was sie mit der Unterstützung des LEADER-Förderprogramms erreicht haben.

In vier Exkursionen ging es schließlich zu konkreten Projekten der ländlichen Entwicklung in den umliegenden LEADER-Regionen.

Solegarten und Skatepark

In der Wallfahrtsstadt Kevelaer wurden der Solegarten St. Jakob mit Gradierwerk sowie der mit LEADER realisierte Skatepark besichtigt. Auch das Waldfreibad Walbeck mit den LEADER-geförderten Wald-Lodges wurde besucht. In Sonsbeck war der Kletterfelsen der Klimpansen das Ziel und in Rheurdt ein landwirtschaftlicher Betrieb, der regionale und saisonale Produkt im Hofladen vertreibt. Hintergrund der Exkursionen war es mit LEADER-geförderte Projekte kennenzulernen sowie mit anderen Finanzierungen realisierte Projekte der ländlichen Entwicklung, die auch mit der LEADER-Förderung auf den Weg zu bringen wären.

Insbesondere die Vielfalt, der im Laufe des Tages vorgestellten LEADER-Projekte zeigen ganz konkret, was mit Unterstützung der Europäischen Union und dem Land NRW lokal erreicht werden kann.

In der laufenden Förderphase stehen den 45 nordrhein-westfälischen LEADER-Regionen dafür gemeinsam rund 120 Mio. € von EU und Land zur Verfügung. Auch die Kommunen sind in zahlreichen Projekten mit einer unterstützenden Finanzierung beteiligt. LEADER bietet also einen klaren Mehrwert für die vom Förderprogramm profitierenden Regionen, die mit ihrer Bewerbung gezeigt haben: Wir machen uns auf den Weg in die Zukunft.

LEADER- Förderprogramm

LEADER steht für „Liaison Entre Actions de Dévelopement de l‘Économie Rurale“, frei aus dem französischen übersetzt steht das für „Verbindungen von Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“.

Es ist ein Förderprogramm des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

In jeder LEADER-Region wird eine „Lokale Aktions Gemeinschaft“ (LAG), in Form eines Vereins, gegründet. Die LAG „Leistende Landschaft“ wurde 2016 von den Kommunen Kevelaer, Geldern, Straelen und Nettetal gegründet und konnte sich 2022/23 erfolgreich für einen zweite Förderphase bewerben.