Frischer Wind oder laues Lüftchen?
Dass ich, trotz meines hohen Alters, immer noch ganz gut zu Fuß bin, wissen ja die meisten Leser des Kävels Bläche. Aber manchmal habe sogar ich schon Schwierigkeiten, das ausgetretene Pflaster Kevelaers zu beschreiten. Schön, dass sich die Stadtverwaltung jetzt mal ernsthaft mit dem Thema beschäftigt und die Entwicklung in der Innenstadt vorantreiben will. Sind ja auch ein paar ordentliche Steuergroschen in Aussicht gestellt. Da kann man schließlich ‘ne Menge mit machen.
Aber wehe, wehe, wenn ich auf die Planung sehe. Da werden erst einmal wieder alle gefragt, die was dazu zu sagen haben. Und die, die meinen, sie hätten was zu sagen. Und die, die schon was gesagt haben. „Demokratische Diskussion“ nennt man sowas, und eigentlich finde ich das richtig gut. Wenn das auch ankommt. Gerade denen, die schon öfter mal was gesagt haben, kann ich nur sagen: Weiter so! Ich halte meine Klappe ja auch nicht.
Manchmal allerdings kann es einem schon die Sprache verschlagen. Da redet man sich den Mund fusselig und schreibt sich die Finger blau, und was kommt dabei heraus? Nix! Zum Beispiel, was die Kritik am Bahnhof angeht: Falsch verlegte Platten, die Blinde in die Irre führen, eine Rampe, die kein Rollstuhlfahrer nutzen kann, eine Info-Tafel, die für sie ebenfalls nicht erreichbar ist – die Liste ließe sich verlängern. Und die Kritik gibt‘s seit Jahren. Nur hat sie keiner ernst genommen. Kein Wunder, dass sich die Kritiker da genausowenig ernst genommen fühlen, wenn nichts passiert.
Nun sollen die Probleme wieder auf den Tisch kommen, erneut diskutiert werden. Ein „Masterplan“ soll her. Und schon im Vorfeld sagen alle Meisterplaner, dass man mit Kompromissen leben muss. Das liebe Geld, die kostbare Zeit. Die Anwohner und Geschäftsleute an der Hauptstraße werden sich bedanken – hoffentlich bedenken die Planer, wie stark die Anlieger abhängig sind von der Erreichbarkeit ihrer Häuser und Läden. Nicht auszudenken, was eine Verschiebung der Bauzeit in die Pilgerzeit bedeuten würde. Und solche Verschiebungen soll es ja schon mal gegeben haben…
Bürgermeister Dominik Pichler hat „frischen Wind“ versprochen. Hoffentlich hat er genug Puste, um die Verwaltung so richtig anzutreiben.
Meine Frau, die Mechel, hat übrigens nicht verstanden, warum man ausgerechnet mit dem Mechelner Platz anfangen will. „Da könnte man doch besser mit dem Platz von Peter Plümpe anfangen“, sagt sie in ihrer Bescheidenheit, weil der für viele Besucher das Eingangstor nach Kevelaer ist. „Da sieht man dann auch was von den Bemühungen, und die Kevelaerer können besser entscheiden, ob ihre Ideen auch ankommen.“
Euer Hendrick