„Frieden fängt beim Frühstück an“

Bei bestem Wetter fand die Wallfahrt der Erstkommunionkinder statt. Dazu waren alle Erstkommunionkinder des Bistums Münster sowie der Bistümer Aachen und Köln eingeladen. Fast 300 waren schließlich mit Eltern oder Katecheten angereist und verlebten einen aufregenden Tag in der Marienstadt.

Zum ersten Mal gab es ein erweitertes Programm mit vielen Workshops. Hauptorganisator Dr. Bastian Rütten zog ein positives Fazit: „Es war super Stimmung und es kamen nur gute Rückmeldungen“, freute sich der Theologische Referent der Wallfahrt an St. Marien.

Los ging es mit einer kleinen Sternprozession: Während die Kommunionkinder von St. Marien auf Keylaer losgingen und von Kaplan Christoph Schwerhoff eingestimmt und begleitet wurden, trafen sich die restlichen Jungen und Mädchen auf dem Peter-Plümpe-Platz, wo sie Diakon Norbert Reykers empfing und zum Kapellenplatz führte. Beide Gruppen trafen sich schließlich vor der Gnadenkapelle. Dort brachte Dr. Rütten den Kindern das kleine, kaum postkartengroße Gnadenbild der Consolatrix Afflictorum näher. „Maria begegnet uns auf Augenhöhe. Man muss sich nicht recken. Und ihren Trost kann jeder mal brauchen“, erklärte er, bevor es mit der liturgischen Prozession in die Marienbasilika ging.

Kindgerechte Eucharistiefeier

Unter Begleitung der Mädchenkantorei unter Leitung von Romano Giefer gab es eine kindgerechte Eucharistiefeier. Dr. Bastian Rütten erzählte in seiner Predigt davon, dass seine sechsjährige Tochter einmal traurig war über Streit im Kindergarten und er ihr riet: „Wenn es mal schief läuft, kann man sich hinterher immer die Hand reichen.“ Darauf meinte diese unverblümt: „Ja, das kann man schon, aber das musst du erstmal bringen!“

„Frieden fängt beim Frühstück an“, zitierte Rütten Hans-Dieter Hüsch. In der Welt sei vieles im Argen, aber die Botschaft des Magnifikat sei, dass Gott alles auf den Kopf stellen könne, dass man mit der Hilfe Gottes viele Dinge anders sehen könne und dass der Welt mit der Botschaft Gottes ein Weg zur Abrüstung und zum Frieden vorgezeichnet sei. „Frieden fängt beim Frühstück an und den müssen wir erstmals bringen. Versuchen wir’s!“, schloss Rütten.
Nach dem Gottesdienst konnten sich die Kinder für einen der zahlreichen Workshops entscheiden. Viele wollten durften mit Sr. Magdalene und Sr. Bernadette hinter die Mauern des Klarissenklosters gucken, wo ihnen die Schwestern das gemeinsame Leben im Orden nahebrachten. Elmar Lehnen nahm eine stattliche Gruppe mit zur Seifert-Orgel, der größten deutschromantischen Orgel der Welt. Ganz kindgerecht brachte er ihnen nahe, wie eigentlich die Töne auf der Orgel entstehen oder erzählte ihnen, dass es an der Basilikaorgel über 10.000 einzelne Pfeifen gibt.

Im Priesterhausgarten warteten die Messdiener von St. Marien mit einer Spielemeile und einem eigenen Messdienerquiz auf die Kinder. Auch Thomas Held hatte in seiner Hostienbäckerei volles Haus. In gewohner Pfiffigkeit erklärte er den Kindern, wie die Hostien hergestellt werden und zeigte ihnen auch eine überdimensional große Hostie, die der Papst bei seinen Messen etwa in Händen hält.

Viele Kinder folgten dem Angebot der Kerzenfirma Peter Leuker, sich anzusehen, wie Kerzen hergestellt werden. Das Verzieren übernahmen knapp 30 andere Workshopteilnehmer, die neben einer großen Wallfahrtskerze unter Anleitung von Conny Hochstraat und Sonja Thyssen insgesamt ganze 300 kleine Kerzen für jeden Teilnehmer verzierten. Marianne Heutgens und Verona Marliani-Eyll gingen mit einer Runde auf Entdeckungstour rund um den Kapellenplatz und erklärten die verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Küster Claus Linders führte eine Gruppe durch die Sakristei und brachte den staunenden Kindern den Kirchenschatz von St. Marien näher.

Segnung der Kerzen

Romano Giefer bot einen Chorworkshop an, der zwar nicht überlaufen war, aber dafür konnten die vier Mädchen bei der Abschlussandacht vor der Gnadenkapelle das „Regenbogenlied“ astrein präsentieren. Kaplan Christoph Schwerhoff segnete am Ende die verzierten Kerzen und die große Wallfahrtskerze, die ihren Platz in der Kerzenkapelle finden wird. Er sparte auch nicht an Weihwasser für alle Teilnehmer, damit sie gesegnet ihren Heimweg antreten konnten.

Alle Kommunionkinder waren eingeladen, eine der gestalteten Opferkerzen in ihren persönlichen Anliegen anzuzünden und so ihre Gebete, Bitten und ihren Dank in den Himmel zu schicken. Alle Workshopteilnehmer bekamen schließlich auch eine Kugel Eis spendiert.
Zum ersten Mal in Kevelaer war Hien Pham mit seinem Sohn Dennis aus Wegberg. Beide erlebten die Hostienbäckerei und konnten am Ende noch einige Spiele im Priesterhausgarten genießen. Beide waren begeistert von dem Tag und lobten die wunderbare Organisation.

Mit fünf Kommunionkindern war Pfarrer Ulrich Terlinden aus Bedburg-Hau dabei, der bis 2016 an St. Marien war. Während er selbst mit den drei Jungs Elmar Lehnen lauschte und nur staunen konnte, wie der Kirchenmusiker alle in den Bann zog, war er interessiert, was seine beiden Mädchen Greta und Maren bei den Klarissen alles erfahren hatten. „Die beten sieben Stunden am Tag“, erzählten diese. „Sicher nur sieben Mal am Tag, oder?“, meinte er lachend. Aber die neunjährige Maren, die sich extra im Kommunionkleid schick gemacht hatte, war sich ganz sicher. „Sieben Stunden, nicht sieben Mal.“ Die Begegnung mit den Nonnen hat sich ihr tief eingeprägt. So eine Gelegenheit, einen Blick hinter Klostermauern zu tun, hat man schließlich nicht alle Tage, nur bei der Kommunionkinderwallfahrt.

https://www.kevelaerer-blatt.de/kommunionkinderwallfahrt-in-kevelaer/