Frau berichtet Pfarrer Kauling von sexuellem Missbrauch in St. Marien

In einem persönlich an Gregor Kauling, den leitenden Pfarrer von St. Marien Kevelaer, gerichteten Brief berichtet eine Frau davon, dass sie Mitte der 1980er-Jahre als Kind von einem heute noch lebenden, damals dort tägigen Kaplan G.H. über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht worden ist. Die Missbrauchshandlungen fanden im Rahmen der Beichte statt.

Der Brief wurde in Absprache mit der Betroffenen von Pfarrer Kauling in Gottesdiensten der Pfarrei St. Marien verlesen.

Der Vorgang war dem Bistum Münster seit 2010 bekannt. Die betroffene Frau hatte damals jedoch ausdrücklich verlangt, dass der Sachverhalt nicht öffentlich gemacht wird und auch, dass die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet werden darf. Das Bistum hatte den Sachverhalt nach Rom an die Glaubenskongregation gemeldet. Nach Abschluss der dortigen Prüfungen wurden dem Geistlichen in einem Dekret seelsorgliche und priesterliche Tätigkeiten nur in einem vom Bistum zugewiesenen Bereich gestattet.

Die Betroffene hat sich Ende 2016/Anfang 2017 erneut beim Bistum gemeldet, weil der Geistliche, trotz entsprechender Auflagen, weiterhin öffentlich Gottesdienste feierte. Im Anschluss an diesen Hinweis wies der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, den Geistlichen schriftlich darauf hin, dass eine Zelebration nur eine Ausnahme sein dürfe und ihm nur erlaubt sei, wenn nicht mit einer großen Öffentlichkeit zu rechnen sei.

Pfarrer Kauling wurde an Weihnachten 2018 von der betroffenen Frau über den erlittenen sexuellen Missbrauch in Kenntnis gesetzt. Im Laufe des Jahres 2019 führte die Betroffene verschiedene Gespräche, unter anderem mit Pfarrer Kauling und mit Peter Frings, dem Interventionsbeauftragten des Bistums Münster.

Sind weiterere Personen betroffen?

Im Anschluss an eine Beratung durch eine Rechtsanwältin und in Absprache mit dieser hat die Betroffene nun den Schritt in die Öffentlichkeit gemacht. Es geht ihr vor allem darum, durch diesen Schritt mit dazu beizutragen, dass sich möglicherweise weitere Betroffene melden. Auch möchte sie deutlich machen, dass auch Frauen Opfer sexueller Übergriffe/Misshandlungen in der Kirche waren. Das Bistum Münster räumt ein, dass man es nach den ersten Hinweisen auf öffentliche Zelebration durch den Geistlichen versäumt hat, diesen mit der entsprechenden Konsequenz nachzugehen. Mittlerweile wurde dem Priester vollständig untersagt, in der Öffentlichkeit Gottesdienste zu feiern.

Bischof Genn hat gegenüber der Frau in einem persönlichen Schreiben bedauert, dass die seitens des Bistums ausgesprochenen Auflagen nicht konsequent eingehalten wurden. Der Geistliche war zwischen 1981 und 1988 Kaplan in St. Marien Kevelaer.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, betont, dass man den Aussagen der Betroffenen, die auch durch entsprechende Hinweise in der „Missbrauchsakte“ des Geistlichen bestätigt würden, glaubt. Außer dem nun öffentlich gewordenen Fall sind dem Bistum bisher keine weiteren Hinweise oder Meldungen bekannt.

Frings bittet darum, dass sich möglicherweise andere Betroffene bei den Ansprechpersonen für Verfahren bei Fällen sexuellen Missbrauchs melden bei Bernadette Böcker-Kock: Telefon: 0151/63404738 oder Bardo Schaffner, Telefon: 0151/43816695.

Gesprächsabend

Die Pfarrei St. Marien Kevelaer lädt zu einem Gesprächsabend ein, bei dem es um das Thema des sexuellen Missbrauchs und des Umgangs damit gehen soll. Dieser findet statt am Mittwoch, 6. November, um 19.30 Uhr im Petrus-Canisius-Haus Kevelaer, Luxemburger Platz 1. Gesprächsteilnehmer werden unter anderem sein: Pfarrer Gregor Kauling, Bernadette Baldeau, Präventionsfachkraft der Pfarrei St. Marien und Peter Frings, Interventionsbeauftragter Bistum Münster.