Flüchtlingszelt in Kevelaer als Zeichen

Es ist ein einfaches weißes Zelt, zwei Meter hoch, etwa 20 Quadratmeter groß im Inneren. Im Brunnenhof neben der Basilika wird es stehen, ab Freitag, 13. März. Die Kevelaerer Stiftung „Aktion pro Humanität“ hat drei dieser Zelte gekauft. Es sind keine Freizeitzelte, keine Campingoasen für die kommende Ferienzeit.

Es sind Flüchtlingszelte, exakt jene Zelte, in denen mehrköpfige Familien untergebracht sind – in den Flüchtlingslagern auf Lesbos etwa. Mit Fotos und kurzen Texten zum „Flüchtlingsalltag“ soll so ein schlichtes, weißes Zelt zum Symbol für Mitmenschlichkeit in Kevelaer werden.

Mit dieser „Zeltaktion“ möchte die in Kevelaer beheimatete Hilfsorganisation „Aktion pro Humanität“ (APH) das Thema Flüchtlingskrise aufgreifen und aufmerksam machen auf die Situation in den Flüchtlingslagern.

„Ein solches Flüchtlingszelt soll ein Symbol sein“, erklärt APH-Gründerin Dr. Elke Kleuren-Schryvers, „ein Symbol für unser Mitfühlen, Mitleiden und gleichzeitig auch ein Symbol für unsere konkrete Hilfe, für unser Nichtwegschauen, sondern unser Eintreten für Menschen in Not.“ Kevelaer ist der erste Ort am Niederrhein, an dem so ein „Flüchtlingszelt“ aufgestellt wird.

Weitere Standorte sollen folgen, in Pfarrgemeinden, Schulen, Kindergärten, überall am Niederrhein. Die Zelt-Aktion in Kevelaer wurde möglich in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde St. Marien und der Wallfahrtsleitung.

Kevelaer ist von der Organisation mit Bedacht gewählt als Auftakt-Standort – hier ist Erzbischof Laurent Lompo aus dem Niger ein häufiger Gast und Freund und hat schon oft aus seinem Land berichtet. Der afrikanische Flüchtlingsstrom Richtung Europa führt quer durch das Land. Vor wenigen Wochen war Weihbischof Rolf Lohmann mit einem kleinen APH-Team im Niger. In seiner Heimatdiözese in Niamey stellte Erzbischof Lompo eine Paten-Idee vor:

Nigrische Familien werden Gastfamilien für Menschen, die vor Terror und Gewalt auf der Flucht sind – damit sie sich nicht auf den Weg zu Fuß durch die Wüste machen, nicht in einem der Boote sitzen, die dann auf dem Mittelmeer kentern, damit sie nicht in den überfüllten Lagern auf Lesbos landen und sie nicht ihren Heimatkontinent verlassen müssen.

Erzbischof Lompo hat nigrische Gastfamilien gefunden, die bereit sind, eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufzunehmen. „Dies ist ein viel persönlicheres, menschlicheres Domizil als die Unterkunft in einem Flüchtlingslager“, sagt Dr. Elke Kleuren-Schryvers.

Die Paten-Familien bekommen für ihren Einsatz 30 Euro im Monat – mit dem Geld kann mit Holz und Wellblech die eigene Hütte erweitert werden und zweimal am Tag eine einfache warme Mahlzeit (Mais- oder Hirsebrei) für die Flüchtlinge bereitgestellt werden.„Wir hoffen nun“, so die Kevelaerer Medizinern, „dass wir am Niederrhein viele Menschen gewinnen können, die diese 30 Euro im Monat spenden – im Idealfall für ein Jahr.“

„Wir brauchen Eure Stimme, Euer Wort, Euer Handeln“, hat Erzbischof Laurent Lompo vor wenigen Wochen der kleinen Delegation der Aktion pro Humanität mit auf den Heimweg gegeben. „Wir sind alle gefordert, die emotionale Neutralisierung, die Gleichgültigkeit zu überwinden und in Mitmenschlichkeit zu wandeln“, appelliert Kleuren-Schryvers. „Das ist es, was angesagt ist. Wir werden nicht mehr ‚unter uns‘ bleiben können in Anbetracht der Not so vieler Menschen auf der Welt. Angesichts der Flucht vor Armut, Hunger, Terror und Krieg von mehr als 70 Millionen Menschen weltweit. Mehrere Millionen davon unmittelbar vor unserer Haustüre, an den Außengrenzen Europas (…)“

Einen Blickwechsel wagen

Bastian Rütten, theologischer Referent der Wallfahrt in Kevelaer, bezieht die „Aktion Flüchtlingszelt am Niederrhein“ und das Thema Flucht in die Vigilfeier am Freitag, 13. März, um 19.30 Uhr, in der Marienbasilika ein. „Seht das Zelt Gottes unter den Menschen – lesen wir in der Bibel. Diese Aktion lädt dazu ein, in diesen Zelten der Menschen auch die Anwesenheit Gottes zu sehen.

Das Zelt ist einziges und letztes Obdach für Menschen, die Gottes geliebte Kinder sind; somit aber auch seine Ebenbilder. In dieser Fastenzeit wollen wir in St. Marien bewusst Blickwechsel wagen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes notwendig, auf diese furchtbare Situation zu schauen, sie ins Gebet zu nehmen und vor allem zu helfen, wo es eben geht.“

Wer die Patenaktion im Niger unterstützen möchte, kann mit einer Spende helfen: Stichwort Patenfamilie Niger. Stiftung Aktion pro Humanität; Volksbank an der Niers, IBAN DE 39 3206 1384 4330 1300 11. Die Flüchtlingszelte am Niederrhein gehören in die Reihe der Friedensaktionen der Stiftung Aktion pro Humanität. Das Thema der diesjährigen Friedensaktionen lautet: Mitmenschlichkeit in Not. Erneut übernimmt Weihbischof Rolf Lohmann als Kuratoriumsmitglied der Stiftung hierfür die Schirmherrschaft.

APH startet Hilfs-Sammlung

Am Wochenende wird sich von Nettetal aus ein Lkw mit Sachspenden auf den Weg nach Syrien machen. Khalil Kermani und sein Team, Avicenna e.V. Köln, werden in die umkämpfte Krisenregion aufbrechen, um die Menschen in den Lagern in der Region Idlib mit dem Nötigsten zu versorgen.

APH hat die Kölner Organisation bereits vor drei Wochen unterstützt, um Flüchtlinge auf Lesbos mit Medikamenten zu versorgen. „Nun haben uns unsere Freunde von Avicenna erneut um Hilfe gebeten“, so Dr. Elke Kleuren-Schryvers. APH organisiert von Kevelaer aus eine Hilfs-Sammlung. Benötigt werden vor allem saubere, warme Decken. Die können bis einschließlich Donnerstag, 12. März, im Klarissenkloster in Kevelaer, St. Klara Platz 2, abgegeben werden.