Flüchtlingsfamilien finden Zuflucht

Die Unterkünfte sind einfach, doch sie schenken Hoffnung. Und so deutet sich bei den Frauen, die auf dem Foto auf einem Stück Teppich mit ihren kleinen Kindern vor der Behausung sitzen, für einen Moment so etwas wie der Ansatz eines Lächelns an. Die, die hier einen Platz gefunden haben, sind glücklich – sie können nachts wieder in Sicherheit schlafen, es gibt für jeden eine gute Mahlzeit am Tag, die (von der Aktion pro Humanität) gebauten Brunnen in der Nähe liefern Wasser – und bislang wagen sich auch die gewaltbereiten, oft islamistischen Banditenhorden nicht hierher.

563 Famlien, allesamt Flüchtlinge im eigenen Land, im westafrikanischen Niger, haben dank eines Projektes der Kevelaerer Aktion pro Humanität (APH) eine sichere Bleibe gefunden.

Erzbischof Laurent Lompo hatte über die Aktion pro Humanität in Kevelaer um Hilfe gebeten und für seine „Patenfamilien-Idee“ per Video-Botschaft geworben. Mit einer Spende von 30 Euro kann eine mehrköpfige Flüchtlingsfamilie einen Monat lang versorgt werden – und bei nigrischen Patenfamilien ein kleines „Zuhause“ finden. 563 Familien konnten nun so bei nigrischen Gastfamilien unterkommen.

„Mit dem Geld schaffen es die Gastfamilien, den Flüchtlingsfamilien zu helfen, ihnen eine einfache Unterkunft zu bauen, ihnen mit Essen und vor allem auch mit Gemeinschaft zur Seite zu stehen“, erklärt Dr. Elke Kleuren-Schryvers vom Vorstands-Team der APH. Viele der Geflüchteten haben Angst, Gewalt und Terror erlebt.

„Die Gemeinschaft lindert da viel Leid, schenkt Perspektive. Allerdings ist die Aufgabe für die Gastfamilien damit nicht zu Ende. Kranke Menschen müssen Versorgung finden, der Hunger so vieler muss irgendwie gestillt werden. Das alles geht natürlich nur mit Hilfe von außen. Dafür hatte Erzbischof Lompo am Niederrhein um Hilfe gebeten und wir sind sehr glücklich, dass doch so viele Menschen hier bereit sind zu helfen“, fügt Kleuren-Schryvers hinzu.

Immer mehr Flüchtlinge

Die Geflüchteten könnten nach Angaben der APH so in ihrer Heimat bleiben, müssten nicht den lebensgefährlichen Weg durch die Wüste und über das Mittelmeer Richtung Europa antreten. Die Zahl der Binnenflüchtlinge im Niger – wie im gesamten Sahel – steige kontinuierlich an. Ende April meldete der UNHCR, die Flüchtlingshilfe-Organisation der UNO, für den gesamten Niger knapp eine Viertelmillion Binnenflüchtlinge. Das sind nur die Registrierten.

Die Menschen fliehen in erster Linie aus ihren Dörfern vor dem immer übermächtiger werdenden IS-Repressalien und dem Terror, schreibt APH. Ihnen werde verboten, ihre Felder zu bebauen, Gottesdienste zu besuchen, die Kinder in staatliche oder Missionsschulen zu schicken. Koranschulen seien erlaubt. Auch für alltägliche Handlungen wie Garten- oder Feldarbeiten würden Verbote erteilt.

Ebenso sei es unter Androhung von Folter und Tod untersagt, sich in bestimmten Konstellationen in den Dörfern zu versammeln oder zu treffen.

„Menschen in leitenden Positionen, Lehrer, Bürgermeister, Dorfchefs werden, so sie angeblich zu gemäßigte Muslime oder gar Christen in dem mehrheitlich muslimischen Sahelstaat sind, immer wieder brutal getötet. So ist es mehr als verständlich, dass viele Menschen in ihren Dörfern keine Perspektive mehr sehen für sich, für ihre Familien und mit ihrer wenigen Habe aufbrechen“, sagt Kleuren-Schryvers.

Sie möchten Danke sagen

Eine weitere Viertelmillion Menschen waren Laut UNHCR Flüchtlinge aus Nachbarländern wie Nigeria, Mali, Burkina Faso, die in den Niger fliehen – ebenfalls in erster Linie vor terroristischer Gewalt. Die 563 von APH unterstützen Familien, oft sieben oder noch mehr Mitglieder groß, leben nun in der Gegend um die Stadt Torodi, in der Region Tillaberi, eine der sieben Regionen des Niger. Auch die Hauptstadt des Niger, Niamey, liegt in dieser Region. Tillaberi ist eine der bevölkerungsreichsten Gegenden des Niger. „Und alle möchten Danke sagen“, berichtet Erzbischof Laurent Lompo dieser Tage in einem Telefongespräch.

Die Flüchtlingsfamilien haben einen Flüchtlingsrat gegründet und ihr Dankeschön formuliert. „Wir als APH geben diesen Dank weiter“, erklärt Kleuren-Schryvres, „an die Stadt Kevelaer, Ratsmitglieder in privatem Engagement, Familien, Privatpersonen, Unternehmen, Vereine, Kirchengemeinden. Viele waren aktiv, um diese Hilfe zu realisieren. Ein Brief des Bürgermeisters Dr. Dominik Pichler ging in den Niger an Erzbischof Lompo.

Nach der Beschreibung der Zielintention für die Hilfe der Stadt Kevelaer schreibt der Bürgermeister der Wallfahrtstadt Kevelaer: Bitte richten Sie Erzbischof Laurent Lompo meine herzlichen Grüße aus, verbunden mit der Hoffnung, mit dieser Spende möglichst vielen Flüchtlingen helfen und so einen kleinen Beitrag zu mehr Menschlichkeit leisten zu können.“