FDP lädt renommierten Stadtentwickler nach Kevelaer ein
Große Veränderungen stehen in der Kevelaerer Innenstadt an – nicht immer sind die Bürger von den bisherigen Vorschlägen begeistert. Um neue Impulse in diese Debatte zu bringen, hat die Kevelaerer FDP den renommierten Stadtentwickler Dr. Hans Hoorn in die Marienstadt eingeladen. In einer offenen Diskussion (s. Infobox) wird er über seine jahrzehntelange Erfahrung in der Stadtplanung referieren und auch konkrete Stellungnahmen zu Kevelaer abgeben.
Im Vorfeld der Veranstaltung hat Hoorn sich bereits die Marienstadt angesehen und dabei erste Eindrücke von Interessengruppen und Stadtverwaltung erfragt. Wirtschaftsförderer Hans-Josef Bruns benannte beispielsweise den Charme der Gebäude und die inhabergeführten Geschäfte als Stärke Kevelaers. Unternehmer Olaf Reinders hielt entgegen, dass oft allerdings Gebäude architektonisch „kaputt saniert“ würden – eine Kritik, die Architekt Patrick Lehn unterstützte: Die städtische Gestaltungssatzung müsse weiterentwickelt werden. Hoorn griff das auf und verwies in den Niederlanden übliche Kommissionen, in denen auswärtige Experten aus Architektur und Stadtplanung größere Bauvorhaben bewerten und so durchaus auch eine Baugenehmigung verhindern können. Einen solchen „Gestaltungsbeirat“ hatte der Kevelaerer Rat jedoch aus Kostengründen im vergangenen Jahr abgelehnt. Hoorn dazu: „Ich höre oft, dass Städte kein Geld haben“ – man solle einfach ein bis zwei Prozent der Gebühren aus den Bauvorhaben dafür verwenden. Der Kevelaerer Stadtplaner Helmut Hardt trug einen weiteren Ansatz bei. So sei es in einer Nachbarkommune üblich, für größere Projekte Gestaltungswettbewerbe auszuschreiben. Die Kosten trage der Investor.
Hoorn schilderte außerdem, was eine Stadt Untersuchungen zufolge attraktiv mache: Wohnqualität, kulturelle Angebote, gute kulinarische Angebote und Plätze mit Aufenthaltsqualität. An letzterem könnte es in Kevelaer mangeln, beschrieb Hoorn seinen ersten Eindruck.
Eine Stadt müsse auch wissen, welches Image sie haben und wen sie erreichen möchte, fuhr Hoorn fort. Um neue, zusätzliche Besuchergruppen zu erschließen, brauche es dafür ein zweites Thema neben der Wallfahrt – beispielsweise begehrenswerte Wohnstadt. Darauf reagierte ein Teil der Anwesenden jedoch mit einer reflexartigen Verteidigung der – gar nicht angegriffenen – Wallfahrt.
Hoorn schlug außerdem vor, die Bürger persönlich zu befragen, was in ihren Wohnvierteln gut oder schlecht sei. Er empfahl auch gemeinsame Stadtbegehungen und Fotowettbewerbe mit Blick auf Problemfelder – zwei Punkte, bei denen Bauamtsleiter Ludger Holla verkünden konnte, das habe Kevelaer schon durchgeführt.
Hardt bedauerte, dass in Kevelaer zu wenig über bauliche „Problemfälle“ debattiert werde, da man einander nicht auf die Füße treten wolle. Bei einer Planung wie jetzt in der Innenstadt müsse das Anliegen der ganzen Stadt im Vordergrund stehen. Die Positionen Einzelner seien natürlich ernst zu nehmen, müssten im Zweifel aber zurückstehen.
Sofern dieser erste Austausch in der etwa zehnköpfigen Runde ein Indikator war, dürfte die Diskussion am kommenden Donnerstag in großer Runde gute Impulse für die Entwicklung Kevelaers geben.
Vortrag und Debatte
Am Donnerstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr referiert der bekannte Stadtplaner und Stadtsoziologe Dr. Hans Hoorn aus Maastricht auf Einladung der FDP Kevelaer im „Hotel Goldener Löwe“, Amsterdamer Str. 13, zum Thema: „Was müssen Städte tun, um für Besucher und Bewohner attraktiv zu bleiben“. Die FDP lädt alle Bürger herzlich zu der kostenlosen Veranstaltung ein.
Dr. Hans Hoorn hat mehr als 20 Jahre als stellvertretender Direktor des Stadtentwicklungsamtes und als Vorsitzender der Stadt- und Denkmalschutzkommission der Stadt Maastricht gearbeitet und diese Stadt zu einer Vorzeigestadt gemacht. Heute wird er regelmäßig von Städten eingeladen, um sie bei Bauprojekten zu beraten.