Faszination Feuerwehr

Zum Einstieg in die Führung setzen sich Museumspädagogin Indra Peters und der Twistedener Feuerwehrmann Matthias Kaenders erstmal mit den sechs Teilnehmern – die Gocher Daniel und Josie Neumann mit ihren beiden Kindern und den Großeltern – auf den Boden des Ausstellungsraums.
„Was meinst du, warum das freiwillig heißt“, fragte Peters den vierjährigen Jonas. „Muss man da was sagen? Was brauchst du dafür, um was zu tun?“ „Nix“, antwortete der Junge. Damit traf er den Nerv des Twistedener Feuerwehrmannes Matthias Kaenders. Was zähle, sei eben „ der Dank der Menschen, denen man hilft.“
Spannend wurde die Führung durch die Tatsache, dass mit Daniel Neumann selbst ein ausgebildeter Feuerwehrmann gekommen war. „Ich find die Geschichte interessant und die Kinder sind sehr interessiert an allem, was damit zu tun hat“, meinte der Familienvater.
So entwickelte sich eine durchaus interessante „Exklusivführung“, bei der dann nochmal ganz eigene Aspekte des Themas zur Sprache kamen. „Es ist überschaubar, aber bei den vielen Ereignissen vor den Ferien“ sei es wohl kein Wunder, ordnete Museumsleiterin Veronika Hebben die geringe Teilnahme an dem Angebot realistisch ein.
So klärte Kaenders darüber auf, welche Voraussetzungen man für den Job erfüllen muss – von den medizinischen Untersuchungen wie Röntgen oder EKG bis zum Aufnahmegespräch mit dem Wehrleiter „auch über die politische Gesinnung“, ob man der Feuerwehr zugewandt ist und den „300 bis 400 Stunden Grundausbildung“ und den folgenden Lehrgängen.
Die beiden Kollegen diskutierten auch über solche Fragen wie die Freistellung vom Job. „Man sollte damit nicht direkt ,ins Haus‘ fallen, aber die meisten Arbeitgeber stellen einen frei, da es im Kreis Kleve nur Freiwillige Feuerwehren gibt“, stellte Kaenders klar.
Entlang der einzelnen Stationen wurde die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehren von der Erstgründung in Karlsruhe um 1850 nach einem Theaterbrand bis zur Entwicklung im Kreis und in Kevelaer ab 1881 nochmal nachvollzogen. „In Winnekendonk gab es eine Feuerwehr ab 1902. Wir in Twisteden sind 1904 nachgezogen.“
An der Winnekendonker Pumpe wurde nochmal erklärt, dass das Befüllen nur mit Hilfe einer Menschenkette möglich war, es zu Anfang noch Handsprüher gab und heute die meisten Opfer „nicht durch das Feuer, sondern durch den Rauch“ sterben, wie Kaenders erläuterte.
Nachwuchsprobleme bei der Freiwilligen Feuerwehr würden durch die Jugendfeuerwehren im Kreis aufgefangen. „Ich habe auch sehr viele Quereinsteiger da.“ Als die kleine Gruppe an der historischen Hakenleiter vorbeiging, erklärte Kaenders: „Die Feuerwehr in Paris arbeitet in den engen Straßen noch damit, setzt die an die Fenstersimse an.“ Die alten Handfunkgeräte riefen bei Daniel Neumann persönliche Erinnerungen hervor. „Mit denen habe ich noch gearbeitet“. Für allgemeine Faszination sorgten die Rauchhelme von 1925 mit eigener Sprinkleranlage in der Vitrine – und die spannende Erklärung, warum es Pickelhauben-Helme gab. „Wenn die Decke von oben herunterkam, diente er als Schutz, spaltete das Holz“, erläuterte Indra Peters. „Solche Helme gab es bei der Berliner Feuerwehr noch bis in die 90er Jahre“, ergänzte Kaenders.
Am Ende durfte sich die Familie für die Wand der Feuerwehrleute fotografieren lassen, Papa Neumann seinen „Walk of flame“-Aufkleber für den Museumsbogen unterschreiben. Und als Belohnung für ihre Geduld erhielten die beiden Kids noch kleine Leckereien und Spielpräsente.