Faszination Fayencen

Delft. Wem kämen in Verbindung mit dem schmucken Städtchen in Holland nicht blaue Kacheln, Vasen und Wandteller in den Sinn? Doch wer weiß heute noch, dass sich die blaue Blütezeit der Delfter Keramik buchstäblich auf eine „billige Kopie“ zurückführen lässt? Ausgerechnet chinesisches Porzellan versuchten die Niederländer damals zu imitieren. Und wie so oft steckten handfeste wirtschaftliche Interessen dahinter. In einer spannenden Ausstellung mit dem Titel „Im Glanz des Barock“ präsentiert das Niederrheinische Museum Kevelaer derzeit dieses Thema anhand von Fayencen des 17. und 18. Jahrhunderts.

Foto: Nick

Fayencen – benannt nach der norditalienischen Stadt Faenze, wo sich während der Renaissance ein blühendes Töpferhandwerk entwickelte – dienten Adel und wohlhabendem Bürgertum als Repräsentationsobjekte und standen oder hingen eher im Kunstkabinett, als dass sie in Gebrauch waren. Zuvor hatte man chinesisches Porzellan importiert. Doch das konnten sich auch gut betuchte Familien eher selten leisten. Zudem wurden die Handelswege – das erste chinesische Porzellan wurde durch die Niederländische Ostindien-Kompanie importiert und stammte aus der Ming-Dynastie – durch Unruhen unterbrochen. Und so begannen die Fayecebäcker, vornehmlich in Delft, mit den italienischen und auch mallorcinischen Methoden (Fayancen/Majolica) eine deutlich günstigere Steingut-Kopie herzustellen.

Wie wörtlich das mit der Kopie zu nehmen ist, zeigt die Ausstellung immer wieder durch Gegenüberstellungen. In den Anfängen finden sich fast ausschließlich chinesische Figuren und Motive auf den Vasen und Wandtellern, bis sich nach und nach immer mehr niederländische und später in deutschen Manufakturen (etwa in Frankfurt am Main) auch hiesige Motive „einschlichen“. Diese Entwicklung wird in zahlreichen Opjekten an den Wänden und in Vitrinen gut nachvollziehbar erklärt und in großen Texttafeln verständlich erläutert. Eine Vitrine und weitere Texte erläutern anschulich den Produktionsprozess.

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Sammlung Posten

Die ausgestellten Exponate sind durch die Eheleute Wolfgang und Marie-Luise Posten liebevoll gesammelt und ausgewählt worden. In ihrem Umfang zeigen die hochwertigen und besonderen Ausstellungsstücke die Entwicklungen der Motivik und die Einflüsse aus dem asiatischen Raum in ihrer barocken Zeit. Die einzelnen Fayencen schaffen es, den Betrachter in eine opulente Zeit zurück zu versetzen und die damalige Bedeutung dieses nachgefragten Steinguts aufzuzeigen. Eine Handarbeit, die es heute nur noch selten zu bestaunen gibt.

Ein umfangreiches Programm begleitet die Ausstellung und ein Katalog ist erschienen .
„Aber bitte mit Sahne“ Führung mit Kaffee und Kuchen am Donnerstag, 12. März, ab 15 Uhr, 7,50 Euro pro Person, Anmeldung erforderlich.
Kinderworkshop „À la baroque“ für Kinder ab sechs Jahren, am Samstag, 21 März, ab 10 Uhr, 10 Euro Mitmach-Gebühr, Anmeldung erforderlich.
Öffentliche Führungen finden am Samstag, 21. März, 15 Uhr, und Samstag, 25. April, 15 Uhr, statt, Kosten: fünf Euro pro Person. Für die Teilnahme an den Führungen ist keine Anmeldung erforderlich.