Fassade von Kirche und Menschen

In den frühen Morgenstunden hatten sich zahlreiche Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Antonius aus Kervenheim, Winnekendonk, Wetten und Kervenheim auf den Pilgerweg gemacht. Bereits um 8 Uhr trafen sie an der St. Antonius Kirche in Kevelaer ein, wo die Kevelaerer bereits auf sie warteten.

Grund für die frühe Zusammenkunft war die Kevelaer-Wallfahrt der Pfarrgemeinde St. Antonius zur Gnadenkapelle und zur Consolatrix Afflictorum, der Trösterin der Betrübten. Nach der Kevelaer-Kevelaer Wallfahrt, die am 20. Mai stattfand, war es der zweite Gang der Kevelaerer in diesem Jahr zu dem Ort, zu dem jährlich hunderttausende Gläubige pilgern.

Nach dem Einzug über die Hauptstraße traten die Pilger vor das Gnadenbild, grüßten Maria, die Gottesmutter, und baten um ihre Fürbitte und Trost in allen Lebenslagen. Im Forum Pax Christi dankte Pastor Andreas Poorten dem „Hüter des Heiligtums“, Wallfahrtsrektor Domkapitular Gregor Kauling, dafür, dass er die Pilger aus Kevelaer begrüßt hatte.
Kauling hatte zuvor darauf hingewiesen, dass das Selbstverständliche leicht zu übersehen sei: „Ich habe die Gnade, von meinem Büro aus immer den direkten Blick auf die Consolatrix Afflictorum zu haben. Es kommt aber auch schon einmal vor, dass, wenn meine Mutter gegen Mittag anruft und fragt: Warst Du heute schon beim Gnadenbild? – meine Reaktion ist: Ups, mache ich noch (damit erreichte er das Schmunzeln vieler der gut 300 Anwesenden). Der Gang zu Maria sollte nicht nur ein Selbstverständnis, sondern ein aufbauendes Geschenk sein.“

Poorten wies in seiner Predigt darauf hin, dass man an dem Bild der Gottesmutter Frieden suchen könne, den sich alle Menschen in Sehnsucht wünschten. Hier könne man Frieden erlangen, um im Herzen Platz zu schaffen für Jesus, geboren von der Jungfrau Maria. Im Evangelium ging es um die Fassade von Kirche und den Menschen. Hierzu äußerte sich Poorten: „Ein Haus hat eine Fassade und wenn sie gut aussieht, dann denkt man im Inneren ist es auch gut. Fassaden können täuschen. Die Fassade der Kirche wurde glänzend aufpoliert, aber die Missbrauchsfälle in den USA lassen erschauern. Außen weiß, innen abgrundtief schwarz. Die ganze Welt wurde getäuscht, Vertrauen aufs Spiel gesetzt. Sie wären nicht hier, wenn Ihnen das egal wäre. Sie als Volkskirche haben Christus nicht den Rücken zugekehrt und ich lasse mir meinen Glauben nicht kaputt machen, auch nicht von denen da oben. Die Skandale der Kirche dürfen nicht von unseren eigenen Sünden ablenken. Das was ich ändern kann, liegt in meinem eigenen Herz – Neid, Hochmut oder böse Gedanken. Damit nicht nur unsere Fassade stimmt, sondern auch unser Inneres, blicken wir auf Marias unspektakuläre Fassade, die sich in dem kleinen verblassten Gnadenbild widerspiegelt. Sie schenkt uns Trost und die Kraft Gott in uns Gestalt annehmen zu lassen. Großartig! Amen.“

Die gemeinschaftliche Eucharistiefeier, der Abschied an der Gnadenkapelle, die Prozession zum Kreuzweg und die 15 Stationen auf dem Kreuzweg beendeten die Kevelaer-Wallfahrt der Pfarrgemeinde St. Antonius. Sie wies darauf hin, dass das Selbstverständliche oft so nahe liegt und das Gnadenbild noch mehr im täglichen Leben Platz finden sollte.