Am Samstag fand die Tamilen-Wallfahrt in Kevelaer statt

Farbenfrohes Spektakel unter den Pilgergruppen

Bischof Felix Genn und Wallfahrtsrektor Gregor Kauling wurden im Forum Pax Christi mit einem traditionellen Tanz begrüßt. Foto: Axel Hundertmarck

Der Kapellenplatz in Kevelaer füllte sich am Samstag, 13. August 2022, gegen 10 Uhr zusehends, während vom Parkplatz hinter der Marienbasilika der Duft orientalischer Gewürze herüber wehte und sich mit dem Weihrauch einer niederländischen Pilgergruppe vermischte. Schon am Morgen war es schwer, noch einen freien Platz für seine Opferkerze vor der Kerzenkapelle zu finden, trotz zusätzlich aufgebauter Ständer. Unermüdlich sorgten Helferinnen und Helfer dafür, abgebrannte Kerzen abzuräumen, bevor die leeren Metalldornen schon bald wieder mit neuen Kerzen bestückt waren. Bunte Kleider, bestickt mit glitzernden Pailletten, glänzten in der Sonne. Nach der Corona-Zwangspause reisten wieder Tausende Tamilinnen und Tamilen zur Wallfahrt nach Kevelaer. 

Mitten auf dem Kapellenplatz stand Gregor Kauling, Pfarrer von St. Marien und Rektor der Wallfahrt. „Es ist fast wieder wie in den Jahren vor der Pandemie“, sagte er und lächelte zufrieden. Endlich konnten die Tamilinnen und Tamilen aus ganz Europa wieder nach Kevelaer reisen, sogar die bunten Marktstände waren wieder aufgebaut worden. 

„Bei dieser Wallfahrt kann man einfach mal für einige Stunden in eine andere Kultur eintauchen, sie ist ein bunter Farbtupfer unter den Pilgergruppen“, erklärte der Pastor und ergänzte: „Gerade diese Wallfahrt macht deutlich, dass unser Glaube weltumspannend ist und unterschiedliche Ausdrucksformen haben kann.“ Es seien längst nicht nur christliche Tamilinnen und Tamilen zu Gast, sondern auch muslimische und hinduistische. „Bei einem Aufenthalt in Indien habe ich gemerkt, dass es dort eine Affinität zur Transzendenz gibt, die die Menschen verschiedener Religionen miteinander verbindet“, erklärte Kauling.

Dank an Ehrenamtliche

Ganz irdisch hingegen waren die Herausforderungen, vor denen die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie Rettungskräfte, Stadt und Polizei an diesem Wochenende standen. Da die Zugverbindung nach Krefeld unterbrochen ist, verlagerte sich die Anreise in diesem Jahr stärker auf die Straße. Und die Baustelle auf dem Kapellenplatz ist zwar sichtbar zurückgebaut, aber eben doch noch da. „Ich möchte mich ganz ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern, ob ehren- oder hauptamtlich, für ihren Einsatz bedanken“, betonte Kauling. „Ohne diesen Einsatz und die Zusammenarbeit wäre eine solche Wallfahrt nicht möglich.“

Mehrere Tausend Pilgerinnen und Pilger entzündeten bis zum Abend eine Opferkerze und besuchten das Gnadenbild. Es war die 35. „Wallfahrt der Tamilen“. 

Zu den Pilgern gehörte auch Bischof Dr. Felix Genn, der beim Einzug ins Forum Pax Christi mit einem traditionellen Tanz und einer Blumenkette begrüßt wurde. „Es war mein ausdrücklicher Wunsch“, sagte er den Gläubigen, „diese Wallfahrt zu erleben und mitzufeiern.“ Ausdrücklich bedankte er sich auch bei all denjenigen, die nicht den christlichen Glauben teilen und dennoch nach Kevelaer gekommen waren. „Alle, die an dieser Wallfahrt teilnehmen, sollen das Bewusstsein haben, dass sie hier in Kevelaer und bei uns im Bistum Münster ein Zuhause auch in der Ferne haben“, erklärte er den Menschen, die teils seit vielen Jahren weit weg von ihrer Heimat leben.

Eine Bildergalerie zur Tamilen-Wallfahrt 2022 gibt’s auf unserer Website.