Exkursion entlang der Fleuth

Es war ein Kreis aus etwas mehr als einem Dutzend Interessierter, der sich auf dem Parkplatz vor dem Winnekendonker Sportplatz zu einer naturkundlichen Wanderung entlang der Fleuth versammelte. Unter ihnen befand sich auch Elke Behrens. „Ich wollte mal andere Menschen kennenlernen und die Umgebung. Ich bin erst vor ein paar Jahren zugezogen“, erklärte sie, weshalb sie auf die folgende zweieinhalbstündige Führung gespannt sei. Anderes war die Motivation von Irmgard Bollen-Marx: „Ich bin hier geboren, weiß aber nicht viel über Naturschutz.“
Eingeladen zu der Wanderung mit dem Nabu-Experten Theo Mohn hatte Claudia Blauert, die sich im Rahmen der Initiative „Rettet die Binnenheide“ für den Erhalt von Natur und Landschaft engagiert. „Ich wollte, dass er uns den Biotopverbund erklärt, da dieser vielen so nicht bewusst ist“, verwies sie auf die Wasserläufe entlang der Fleuth und der Niers, wo sich zahlreiche Tierarten aufhalten und die teilweise zu dem zusammenhängenden europäischen Netz der Natura-2000-Schutzgebiete gehören.
Vom Parkplatz aus überquerte die Gruppe nach ein paar Metern die Straße und ging auf den dortigen Rad- und Feldweg, wo Mohn direkt eine Weidenbohrer-Raupe ausmachte. „Die wird sich später noch verpuppen und daraus entsteht ein Nachtfalter“, erklärte er den Teilnehmern. „Sie müsste nach Essig riechen“, empfahl er den Teilnehmern, an dem Tier zu schnuppern.
Er erläuterte die verschiedenen Bodenfeuchtigkeiten, die jeweils das Wachstum von Buche, Eiche und Erle förderten, die dort zu entdecken waren. Es gebe in diesem Jahr grundsätzlich zu wenig Niederschlag, machte Mohn am Beispiel deutlich. „Der Waldboden ist so trocken, dass sogar Pilze derzeit nicht wachsen.“
Später wurde das nochmal erkennbar, als die Gruppe an einem Kendel – einer gewundenen Altstromrinne des Ur-Rheins – vorbeikam, der keinerlei Wasser mehr führte. „Der Grundwasserspiegel ist stark abgesackt.“
An der Brücke nahe der Gaststätte „Zur Brücke“ erläuterte Mohn, dass die dortige Issumer Fleuth in Kamp-Lintfort entspringt und seit der Klärung der Abwässer in Geldern so sauber ist, dass die Oberfläche FFH-Gebiet (Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) sei. „Aber wenn die Stadt auch das Ufer hier als FFH-Gebiet ausgewiesen hätte, dann hätte man das nicht berühren dürfen“, verwies er auf eine politische Entscheidung, die vor Jahren auch mit der geplanten Umgehungsstraße zu tun hatte. „Ob wir da eine Änderung kriegen – möglich ist das.“ Die nahegelegene Wiese sei ja schon Naturschutzgebiet“, ergänzte Claudia Blauert.
Weiter ging es für die Gruppe in das nahegelegene Waldstück, wo Mohn eine Blindschleiche vom Boden aufhob. „Das sind keine Schlangen, deshalb kann man sie in die Hand nehmen.“ Das Tier „wehrte“ sich mit dem „Ausspucken“ seiner Nahrung.
Man könne hier im Boden gut Kiefern anbauen – auf Sand, Moor oder Kalk, führte Mohn weiter aus. „Die haben die Trockenheit gut überstanden.“ Das gelte „aufgrund ihres Wurzelsystems“ auch für die Lärchen.
Welche Auswirkungen der Klimawandel in Kombination mit dem sich deshalb rasant vermehrenden Borkenkäfer schon hat, machte er auf einer großen Waldlichtung deutlich, wo die Waldbesitzer von Loë bereits zahlreiche Fichtenbäume geschlagen haben. „Jeder Forstbesitzer weiß, wenn der Klimawandel so weiter geht, dann sind die Fichten weg. Die haben perspektivisch keine Chance“, so Mohn.
Mischwald sei da eine der Strategien – und man konnte schon auf dem Weg erste amerikanische Douglasien ausmachen, die weniger Wasser benötigen. „Das ist schon so was wie ein Kulturwandel“, meinte er. „Aber die Natur wird den Förstern sagen, was am Ende übrig bleibt.“
Auf die Bedeutung des Biotopverbundes Issumer Fleuth, Fleuthbenden und Niersaue ging er nur kurz ein. Die Bedeutung zeige sich schon, wenn Fische oder Biber von Kamp-Lintfort aus dem Wasserlauf über Niers und der Fischtreppe am Schloss Wissen bis in die Fleuth folgten, sprach er sich für eine Uferschutzzone von fünf Metern entlang des Gewässers aus.
Am Ende entdeckte die Gruppe in einigen Metern Entfernung noch etwas Außergewöhnliches. „Das kann nur ein Schwarzstorch sein“, bemerkte der Experte verblüfft, als er das Fernglas zu Hilfe nahm, um das Tier nahe einem Schilf auszumachen. „Dass wir den hier sehen, das ist eine Sensation, denn die Vögel sind eigentlich auf dem Zug.“