Eventschnaps und Gin

Wer kennt nicht die Kornbrände und Liköre von Moosbur, der Kornbrennerei und Likörfabrik zwischen Kevelaer und dem Ortsteil Wetten? Ernst Deselaers, der zusammen mit seiner Frau die Fabrik betreibt, geht mit der Zeit. Auch wenn sein „Els“, ein traditioneller Kräuterbitter, immer noch der Renner ist, so entwickelt er immer mehr destillierte Köstlichkeiten nach den Wünschen seiner Kunden.

Sogenannte Eventliköre werden für Schützenfeste, Kirmessen, Jubiläen oder für Festkettenträger in enger Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen entwickelt und hergestellt. Hierzu trifft sich Deselaers meist mit einer Abordnung in der Fabrik und es folgt eine ungezwungene Verkostung mitten zwischen den Abfüllanlagen. „Da stellen wir einen einfachen Holztisch mit Stühlen rein und dann besprechen wir, welche Geschmacks- oder Farbwünsche es gibt. Oft geht es da um Vereinsfarben oder Farben, die in Ortsfahnen vorhanden sind.“

Über 50 verschiedene Brände und Liköre

An eine bestimmte „Auswahlrunde“ kann sich der Kornbrenner noch sehr gut erinnern und er schmunzelt dabei: „Eine ganze Gruppe saß hier und hat aus unserer Produktreihe (über 50 verschiedene Brände und Liköre gibt es) gekostet und hatte sich fast schon auf einen bestimmten Likör geeinigt. Doch da hatten sie die Rechnung nicht mit dem einzigen Antialkoholiker gemacht, der dabei war. Er bestand darauf, dass die Vereinsfarben Schwarz und Weiß in die Planung mit eingehen sollten. Er setzte sich dann sogar durch und zum geplanten Anlass gibt es nun zwei Liköre. Einen in Schwarz und einen in Weiß.“

Die Mindestbestellung sind 70 Flaschen, das ist die Menge, bei der ein wirtschaftlicher Einkauf von Grundmaterialien lohnt. Plakative Werbung macht Deselaers ganz bewusst nicht. „Unsere Erzeugnisse sind spitze, aber wir möchten nicht zu einem exzessiven Genuss anregen“, so der Firmeninhaber.

Aber wie kommt es zur Herstellung von Bränden und Likören? Grundlage für die Herstellung eines Kornbrands ist ausgesuchtes reifes Getreide. Bei Moosbur wird es im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zum größten Teil selbst angebaut. Hierdurch kann sich Deselaers der Qualität sicher sein und bereits im Frühjahr durch gezieltes Anpflanzen die richtige Getreidesorte bestimmen.

Nach der Ernte wird der Weizen in einem Getreidespeicher gelagert, bis er für die Weiterverarbeitung gereinigt wird. Anschließend wird das Getreide „aufgeschlossen“. In der Mühle werden die Körner fein zermahlen, damit ca. 1200 Kilo Weizenmehl die etwa 6000 Liter Wasser besser aufnehmen können. Dieser Brei wird als Maische bezeichnet und behutsam erhitzt. Um die Enzyme des Getreides aufzuschließen, kommt dann Gerstenmalz hinzu. Hierdurch wird Stärke freigesetzt.

Nun beginnt der Gärungsprozess, denn die „Süßmaische“, wie sich der Brei nun nennt, wird anschließend wieder gekühlt und mit Hefe versetzt. Dieser Prozess dauert 72 Stunden. In dieser Zeit nimmt die Hefe den Zucker auf, vermehrt sich und produziert dabei Alkohol und Kohlensäure. Die Kohlensäure ist ein Abfallprodukt und wird abgeleitet. Übrig bleibt eine stärkefreie Maische mit einem Alkoholgehalt von ca. zehn Volumenprozent.

In Destillen wird der Alkohol von der Maische getrennt. Es beginnt der erste eigentliche Brennvorgang, die Destillation. Dazu wird die Maische kontinuierlich in das Brenngerät gepumpt und erhitzt. Der Siedepunkt des Alkohols liegt mit ca. 74 °C deutlich unter dem des Wassers. Nur der Alkoholdampf steigt in dem Brenngerät nach oben. In der Spitze des Geräts werden die Alkoholdämpfe gesammelt und in einen Kühler geleitet, hier werden diese wieder verflüssigt. Das Resultat des ersten Brennens ist ein Rohalkohol mit einer Konzentration von ca. 85 Volumenprozent.

Die vom Alkohol befreite Maische bezeichnet man als Schlempe. Diese wird nachhaltig verarbeitet, denn sie ist ein nährstoffreiches Futtermittel für landwirtschaftliches Nutzvieh. Außerdem wird die entstandene Wärme für die nächste Maischezubereitung genutzt.

Regelmäßige Kontrollen durch den Zoll

Das so entstandene Rohdestillat (Rohbrand) enthält noch viele unerwünschte Bestandteile, zum Beispiel die Fusel-Öle, die für Kopfschmerzen und den Kater verantwortlich gemacht werden. Bei mindestens einem weiteren Brennvorgang, der „Rektifikation“ – oder dem „Feinbrand“ –, werden diese abgeschieden. Dazu wird der Rohbrand in einen anderen Brennapparat gefüllt und nochmals sehr vorsichtig erhitzt. Wie auch beim ersten Brenndurchgang verdampft wieder der Alkohol, bei diesem Brand beeinflusst der Brenner durch seine Erfahrung und sein Geschick die Qualität des entstehenden Brennergebnisses. Durch ständige Kontrolle wird nur das Herzstück des Brennvorgangs – der Mittellauf – mit 96 Volumenprozent herausgefiltert. Dieses Feindestillat ist die Basis für die hochwertigen Produkte der Moosbur-Brennerei.

Je nach späterer Verwendung wird das Feindestillat mit verschiedensten Zutaten zu Korn, Kräuterbitter oder Likören veredelt. Ab dem Zeitpunkt, zu dem die Flasche abgefüllt und mit einem Deckel versehen wird, hält der Staat die Hand auf. Während der reine Alkohol noch steuerfrei in der Fabrik lagert, wird dann die Brandweinsteuer fällig, und damit hier auch alles mit rechten Dingen zugeht, kontrolliert der Zoll streng und regelmäßig. Deselaers: „Mal kommen sie einmal in drei Wochen, manchmal dreimal in einer Woche.“