Es war wieder Stimmung in der Bude
In der Pause stand Inhaberin Jutta Pesch-Braun mit Sängerin Daniela Rothenburg am Tisch vor ihrem Restaurant und genoss die frische Luft. „Ich bin total glücklich. Ich freue mich so, dass endlich wieder Stimmung im Haus ist, dass die Leute hören dürfen, den Abend genießen können und neue Leute kennenlernen an so einem Abend. Das ist wunderbar“, sprach sie damit Gästen wie Gerlinde Steffen aus der Seele. Die war froh, „dass es überhaupt stattfindet“, auch wenn es „ein bisschen mager vom Besuch her“ war. Tatsächlich hätten es nach der längeren Musikpause noch mehr Gäste sein können.
Pesch-Braun hatte aufgrund der Umstände die Band im hinteren Raum ihres Hauses platziert – eine Position, die sie bei ihrem allerersten „Apfel“-Konzert schon mal eingenommen hatte. Damals war der Sound dort nicht optimal, diesmal aber kam das Ganze vom Klang her sehr transparent rüber.
Auch für die Musiker war es nach den recht unsicheren Zeiten mit wenig bis gar keinen Engagements wieder eine schöne Gelegenheit, zu zeigen, was sie können. „Es ist angenehm, wenn man wieder spielen kann, aber es war eine längere Durststrecke“, meinte Schlagzeuger Stefan Jansen, der im September nach Monaten wieder die ersten Gigs hatte. „Es ist eine komische Zeit, ich fühle mich noch immer wie im falschen Film“, meinte er. „Es ist alles sehr gedämpft, so surreal, wenn Du Musik machst, weil auch das Publikum zu weit weg ist, nicht stehen darf. Da merkt man, wie wichtig die Nähe zum Publikum ist – das ist Sparflamme: Aber wir sind wieder dran, und das ist das Wichtigste – auch für die Leute.“
Völlig ziellos
Auch der junge Kölner Posaunist Philipp Hayduk, der den Abend mit seinen flüssigen Phrasierungen, sensiblen Linien und insgesamt starken Soli prägen sollte, war froh, dabei zu sein. „Man ist völlig ziellos eigentlich, weil du weißt, du kannst nicht planen bis ins nächste Jahr“, sagte der 22-Jährige zu den Monaten des Nicht-Musizierens. „Und Du musst Dein Niveau halten. Ich bin noch Student, der finanziell nicht davon abhängig ist. Aber die, die davon abhängig sind, für die ist das hart.“ Gemeinsam mit Bandleader Wolfgang Czeranka am Piano, dem Klever Bassisten Sebastian Timm, und der erneut zauberhaften Chanteuse Daniela Rothenburg, boten die beiden an dem Abend einen unterhaltsamen Mix aus Swing, Blues, Shuffle, Pop, Bossanova und Jazzklassikern.
Dabei überzeuge Rothenburg beim Nina-Simone-Klassiker „My baby just cares for me“, brachte das Feeling von „Miss Cellies Blues“ aus dem Film „Die Farbe Lila“ wunderbar zum Ausdruck, legte eine Prise erotische Spannung in den Klassiker „Fever“. Auch Frank Sinatras „Straighten up and fly right“ oder dem Song „Just the two of us“ gab sie gesanglich die richtige Note.
Dabei „flirtete“ sie entspannt mit dem jungen Hayduk, der unter Beweis stellte, warum er an seinem Instrument als sehr vielversprechendes Talent gilt. Wunderbar von einer swingenden „Rhythmusmaschine“ aus Piano, Bass und Schlagzeug unterstützt, lieferte er bei „Comrade Conrad“, der schön-schrägen Thelonious Monk-Nummer „I mean you“ oder dem sehr relaxten „The Masquerade“ den Beweis für sein fein-filigranes, klar strukturiertes Spiel.
Jeder der Musiker unterstrich in seinem jeweiligen Solopart die individuelle Klasse, „Neuzugang“ Sebastian Timm belebte mit seinem federnden Rhythmus das Gerüst des Bandklangs. Und nach zwei Zugaben durften sich die Musiker wieder zu ihrem obligatorischen Gruppenbild – mit Abstand – zusammenfinden. „Bis zum nächsten Mal“, verabschiedete Wolfgang Czeranka das Publikum – in der Hoffnung, dass der nächste Termin am 12. November auch tatsächlich so vonstatten gehen kann.