In einer kleinen Serie beschreibt KB-Autorin Delia Evers die letzten Kriegstage rund um den Kapellenplatz in Kevelaer.

Die Front im Zweiten Weltkrieg rückte immer näher, da vertraute Wallfahrtsleiter Wilhelm Holtmann drei Kindern seine Not an. Fritz Janssen war ein Junge von neun Jahren, als der Priester ihn und seine gleichaltrigen Spielkameraden Josef Kalenberg und Resi Pier an einem Sonntag im Herbst 1944 zu Geheimnisträgern machte. Das Datum ist nicht überliefert. Der Krieg tobte. Bomben fielen.

Da bat der Dechant die Kinder: „Kommt mal mit!“ Er führte sie über Umwege in die von den Nazis gesperrte Basilika. „Wir liefen durch die Kirche. Es war totenstill und gespenstisch“, erinnert sich der Prälat und Universitätsprofessor in Ruhe Dr. Friedrich Janssen, der neunjährige Fritz von damals.

„Das Original“

Holtmann lief den Kindern voran zur Turmhalle und zeigte vom Portal aus auf die mittlere der drei Plattenreihen am Boden und in dieser Reihe auf die vierte Platte. „Achtet auf diese Stelle. Unter dieser Platte liegt der kostbarste Schatz vergraben, das berühmte Gnadenbild. Das Original!“ In der Gnadenkapelle werde eine Kopie gezeigt. Holtmann wählte die Turmhalle wohl, weil das Original sich dort in unmittelbarer Nähe der Gnadenkapelle befand.

„Ich vertraue euch dieses Geheimnis wegen der heranrückenden Kriegsfront […] an“, sagte Holtmann. „Sollte mir etwas zustoßen oder kein Priester mehr anzutreffen sein oder Kevelaer gänzlich zerstört werden, s…