Es war ein erster Schritt

Dass zwei Priesterinnen am Ausgang der Jesus-Christus-Kirche stehen, um die Gemeinde miteinander zu verabschieden, war durchaus kein gewöhnliches Bild. Am vergangenen Sonntag, 18. August 2019, standen die Kevelaerer Pfarrerin Karin Dembek und ihre Gelderner Amtskollegin Sabine Heimann einträchtig nebeneinander, nachdem sie den ersten gemeinsamen Gottesdienst beider Gemeinden inklusive Taufe miteinander gestaltet hatten.

Im Gottesdienst hatte Heimann mit Bezug zum Matthäus-Evangelium und der Geschichte von den drei Knechten davon gesprochen, dass Gaben sowohl eine Zumutung als auch eine Ermutigung zur Bewältigung bestimmter Aufgaben sein können und man sich mit Gottes Geist als gutem Begleiter ermutigt auf eine „Entdeckungsreise für unser Leben“ begeben soll.

Als „Ermutigung“ empfand Dembek die Feier und den anschließenden Austausch im Generationenhaus seitens der Kevelaerer Gemeindemitglieder mit den vielen Gästen aus Geldern. „Ich bin positiv überrascht, dass so viele da sind. Und ich hoffe, dass nach Geldern auch so viele Kevelaerer den Weg finden.“ Man wolle angesichts der demographischen Entwicklung und der schwierigen Situation, was den Pfarrernachwuchs angeht, „vorsorglich ein bestelltes Feld haben“, machte Dembek deutlich.

Miteinander arbeiten

Laut eines Synodenbeschlusses von 2016 seien die fünf Gemeinden des Südkreises im Kirchenkreis Kleve – Issum, Kerken, Geldern und Wachtendonk-Straelen – dazu aufgerufen, miteinander zusammenzuarbeiten und die Arbeit selbst zu gestalten.

Sabine Heimann Foto: AF

Noch seien in den fünf Gemeinden die Pfarrstellen besetzt und die Probleme noch nicht so akut wie im Westteil des Kirchenkreises. „Sobald eine Pfarrerin oder ein Pfarrer aus der Region weggeht“, müsse man aber gucken, „wie das zu steuern“ sei, meinte Dembek.  Selbst habe sie gemerkt, wie viel Arbeit so eine große Gemeinde wie Kevelaer ausmacht. Da müsse man dann eben „neue Wege“ finden.

Ihre Kollegin Heimann pflichtete ihr eingeschränkt bei. „Wir werden ein bisschen dazu gedrungen“, machte sie ihren Standpunkt dazu deutlich. Das Ziel sei, „zu versuchen, dass die Menschen ein Stück weit aufeinander zugehen und wahrnehmen, was in Geldern und in Kevelaer los ist.“ Im eigenen Pfarreibrief habe man schon eine Seite, wo die Aktivitäten Kevelaers beschrieben seien. Es gehe da nicht um eine „Zeitersparnis für Pfarrerinnen“, sondern darum, dass sich „die Gemeinde füreinander organisiert.“

Die Kirchenbesucher selbst empfanden die Zusammenkunft jedenfalls als positiv. „Wir sind halt so ein bisschen im Kielwasser der katholischen Kirche mit ihren Missbrauchsfällen. Und in Geldern, wie hier sicher auch, fehlten die 30- bis 40-Jährigen im ‚Alters-Mittelbau‘, die aufgrund der Familie andere Interessen haben“, beschrieb der Gelderner Joachim Herbach die Notwendigkeit, als Gemeinden enger zusammenzurücken.

Angeregte Gespräche

Dazu trugen auch persönliche Erfahrungen bei. „Mein Sohn war hier bei Pfarrer Volker Raettig Zivildienstleistender“, erinnerte sich die Geldernerin Elsbeth Hofmann. Und der Kevelaerer Helmut Tillmann hatte jahrelang in Geldern gelebt. Er plauderte als Kirchenchormitglied mit dem Gelderner Johannes Amting, der im Gelderner Chor singt, über ihre Gesangserfahrungen. „Da ergibt sich bestimmt was, wenn die Kirchengemeinden zusammenwachsen“, gab sich Amting optimistisch. „Aber erstmal geht’s ums Kennenlernen“, ergänzte sein Gesangsbruder im Geiste. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Terminhinweis

Die nächste Veranstaltung der evangelischen Kirche Kevelaer findet am Sonntag, 8. September 2019, ab 15 Uhr statt. Dann gibt es an der Brunnenstraße 70 ein Lesefest mit Familiengottesdienst, Begegnungen und natürlich viel Zeit zum Lesen. In diesem Rahmen wird ab 19 Uhr die bekannte Fernseh- und Rundfunkmoderatorin und Literaturkritikerin Christine Westermann Auszüge aus ihrem Buch „Manchmal ist es federleicht“ vortragen. Karten gibt es im Gemeindebüro der evangelischen Kirche.