„Es kommt auf die Kleinigkeiten an“
Wenn Frank Berretz vor einigen Jahren nicht den Rat seiner Stieftochter befolgt hätte, hätte er seine heutige Leidenschaft womöglich niemals entdeckt. Denn als seine Stieftochter ihn damals fragte, ob er nicht Lust hätte, sich im LVR-Wohnverbund an der Lindenstraße in Kevelaer zu engagieren, sagte er spontan Ja. Die Entscheidung hat er bis heute nicht bereut.
Für den 48-Jährigen ist es bestimmt leichter als für viele andere, in seiner Freizeit Menschen mit Behinderung zu unterstützen. Denn zum einen ist seine Stieftochter Christine Bielen beim LVR-Verbund Heilpädagogischer Hilfen (HPH) beschäftigt, zum anderen hat Frank Berretz auch einen Stiefsohn mit einer Behinderung. Und durch Christine Bielen kannte er das Haus bereits.
Seit inzwischen fünf Jahren geht Frank Berretz im LVR-Wohnverbund ein und aus – immer dann, wenn er Zeit hat. Als Schichtführer in einem plastikverarbeitenden Unternehmen arbeitet er im Schichtdienst und ist beruflich stark eingebunden. Aber für eine Tasse Kaffee im Wohnverbund reicht es immer. „Das ist ja das Schöne“, sagt Berretz. „Es müssen nicht gleich die großen Veranstaltungen oder Unternehmungen sein. Es kommt auf die Kleinigkeiten an.“ Einfach hingehen, nur mal reden, ein bisschen Abwechslung in den Alltag der Frauen und Männer im Wohnverbund bringen – das ist sein Ziel.
Berretz macht allerdings mehr als das. Zweimal im Monat begleitet er eine Gruppe zum Reiten, er ist bei Festen wie Karneval, Ostern und St. Martin dabei, genauso wie bei Weihnachtsmarkt- und Kirmesbesuchen, um nur einige Beispiele zu nennen. In normalen Zeiten. „Mit Corona ist alles sehr schwierig“, sagt Berretz. Auch die Menschen im LVR-Wohnverbund leiden darunter. „Gerade auch diejenigen, die arbeiten. Es fällt ihnen sehr, sehr schwer, den ganzen Tag einen Mundschutz zu tragen.“
Job, Familie und Ehrenamt
Ein anstrengender Job, eine eigene Familie und ein freiwilliges Engagement: Wenn Frank Berretz danach gefragt wird, warum er bei der Stange bleibt, ist die Antwort ganz einfach: „Es macht mir Spaß. Menschen mit Behinderung geben viel mehr zurück als Menschen ohne eine Behinderung.“
Einen Bekannten hat er davon bereits überzeugt. Mehrere Jahre hintereinander ist Berretz im Dezember im LVR-Wohnverbund ins Nikolaus-Kostüm geschlüpft. „Da haben mich die Leute aber erkannt.“ Er bat einen Bekannten, für ihn einzuspringen. Dieser zögerte zuerst, war unsicher, sagte aber zu. Das Ergebnis: „Er fragte, ob er das im Jahr darauf wieder machen könnte. Weil es so schön gewesen ist.“
Wer mehr über ein freiwilliges Engagement im LVR-Verbund HPH erfahren möchte, kann sich bei Yvonne de Mür melden; telefonisch unter 02821/81-4050 oder per E-Mail an yvonne.demuer@lvr.de.