Es ist ihm eine große Ehre

Inmitten der aufbrandenden La-Ola-Wellen, die ihm seitens der Sebastianus Bruderschaft und der Gäste in der Begegnungsstätte entgegen gebracht wurden, wirkte Hans-Gerd Frerix mitten auf der Bühne für einen Moment ganz bei sich. Einige Sekunden zuvor war der 58-jährige Bestatter von dem Präsidenten der St. Sebastianus-Bruderschaft Winnekendonk, Markus Schink, zum neuen Festkettenträger ausgerufen worden.

Schink hatte es spannend gemacht und zunächst die zahlreichen Verdienste des Bestatters gewürdigt, damit die Anwesenden erst nach und nach begriffen, um wen es sich handelte. Unter anderen hob Schink Frerix‘ Rolle als Repräsentant der Bruderschaft als Minister und König, als Bezirksbundesmeister im Bezirksverband Kevelaer, als langjähriger Vorsitzender und Vorstandsmitglied in der Seb seit 38 Jahren sowie als Träger des Sankt Sebastianus-Ehrenkreuzes und der Walter-Schiffer-Plakette hervor.

„Herzlichen Dank für den überwältigenden Applaus. Das tut auch mal gut“, bezeichnete es Frerix als große Ehre, die Festkette tragen zu dürfen. „Ganz besonders freut es mich, dass mir diese Ehre genau 40 Jahren nach meinem Vater zuteil wird. Ganz herzlichen Dank an die Schützen, die mich ausgewählt haben.“

Versprechen an seine Frau

Bei seinem intensiven Vereinsleben habe immer jemand hinter ihm gestanden, der dafür immer Verständnis hatte, richtete er die Worte direkt an seine Frau Bärbel. „Ich kann dir gar nicht genug danken“, hatte sie sich statt Schmuck oder einer Reise zum Dank etwas Besonderes gewünscht.

„Ein Versprechen, das ich hier vor Zeugen abgeben will: Ich werde ab sofort nicht auf jeder Veranstaltung möglichst der Letzte sein“, rief dieser Satz Gelächter und Applaus hervor. „Also erinnert mich bei Gelegenheit daran!“, rief er allen dazu auf. Danach proklamierte er seinen Adjutanten: Johannes Looschelders.

Der 65-jährige Dammwildzüchter sei in seiner Zeit im Vorstand „ein Optimist mit reelen Zukunftsvisionen“ und in seiner über 25-jährigen Mitgliedschaft „immer ein Ruhepol, der so manche Zankerei besänftigt hat“, gewesen. Looschelders sei ein Mensch, der im Hintergrund gewirkt habe und nie das Rampenlicht gesucht habe. Frerix lobte ihn als Mitbegründer des Winnekendonker Adventsmarktes, als langjähriger Kassierer der Schützen und als Erfinder des Kirmesfreitag.

In den zweieinhalb Stunden zuvor hatten die Gäste in der vollbesetzten Begegnungstsstätte einen abwechslungsreichen Abend mit tiefen Gedanken, historischen Fakten und bunter Unterhaltung erlebt.

Nach der musikalischen Eröffnung durch den Musikverein mit „Bei uns daheim“ und dem „Castaldo-Marsch“ machte der Präsident der Geselligen Vereine Winnekendonk, Rüdiger Göbel, deutlich, dass so ein Heimatabend in Zeiten, wo es für viele nicht selbstverständlich sei, in der Heimat zu leben und zu feiern, „ein Geschenk“ sei. Heimat sei „Landschaft, Natur und Geselligkeit“. Man dürfe sich in der Sache streiten, müsse aber am Ende immer ein Bier zusammen trinken können. Die Vereine sollten offen bleiben, sagte er „als Migrant aus dem Ruhrgebiet“, der hier heimisch geworden sei.

Später sprach Göbel im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Achterhoeker Festkettenträgers Johannes Otten und dessen Adjutanten Norbert Langenberg von einem „besonderen Festjahr, auf das man zurückblicken“ könne. Ähnlich äußerte sich der Festkettenträger 2017: „Ein supertolles Jahr, wir werden es nicht vergessen.“
Die stellvertretende Bürgermeisterin Brigitte Middelhoff unterstrich in ihrem Grußwort dass ein Ort ohne Gesellige Vereine nicht funktionieren kann.

Danach verabschiedete sich die Achterhoeker Karnevalsgesellschaft mit einem Bilderrückblick, einem Tanz ihrer Showgirls und einem Kinosketch als gastgebender Verein, ehe die Seb auf der Bühne authentisch ein „Vogelschießen“ nachzeichnete und dabei historischen Eckdaten mit einfließen ließ.

Der Winnekendonker Dokumentarist Georg Drißen stellte das Winnekendonker Vereinsleben in Zehner-Schritten von 1918 an in einem Diavortrag mit einer Fülle historischer Fakten und Informationen über die Schützenumzüge, Könige und das Vereinsleben vor. „Ich würde mich mal interessieren, wie viele Arbeitstage da drinstecken?“, fragte sich nicht nur Rüdiger Göbel.
Der Applaus des Publikums entschädigte jedoch für diesen großen Aufwand.