Zu Thema Verkehrsplanung schreibt KB-Leser Eckehard Lüdker:
Erst Angebot, dann Amputation

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Zu Thema Verkehrsplanung schreibt KB-Leser Eckehard Lüdke, Beisitzer im Vorstand ADFC-Kreisverbandes Kleve e. V. und Sprecher des ADFC-Stadtverbandes der Wallfahrtsstadt Kevelaer:
„Wenn es so etwas gibt wie das „Aufzäumen des Pferdes von hinten“, also eine Fehl-Strategie im Handeln, dann findet diese in der Verkehrspolitik in Kevelaer ihren Ausdruck. Eine Politik – sei es von Seiten der Volksvertreter, sei es im Rathaus (wo man doch sehr bemüht ist, sich als professionell zu gerieren) -, die zuvorderst den Autoverkehr zurückdrängt, Parkplätze abbaut und weitere Maßnahmen plant, um den motorisierten Verkehr zu reduzieren bevor (!!) man eine wirkliche Alternative hat entstehen lassen, ist wirklich das genaue Gegenteil von überlegt und überzeugend. Sie ist planlos und ohne Anspruch – und das auch noch mit kostenträchtiger Begleitung durch Planungsbüros, die die Stadt besser hätten beraten müssen.
Anstatt im Bereich des Busverkehres, des Angebotes für Fahrradfahrer und Fußgänger wirklich sehr gute Angebote entstehen zu lassen, die Fahrradwege und alle Verbindungen von Bedeutung sicher und zeitgemäß auszubauen, die altbekannten Bereiche der Gefährdung und der Schikanierung zu beseitigen, bleibt alles unverändert. Bleiben die Radwege in einem zum Großteil ungenügenden Zustand, läßt man diese sogar noch mit Benutzungspflicht ausgeschildert. Gute Abstellanlagen sucht man ohnehin vergebens.
Wenn ich Umdenken, neues Handeln und in diesem Falle eine neue Mobilität in der Stadt erreichen möchte, wenn ich die Bürger und die Gäste der Stadt mit meinem Konzept überzeugen, sie zufriedenstellen möchte, dann lasse ich doch zuerst (!) ein attraktives neues Angebot entstehen und amputiere erst dann (!!) das Althergebrachte, von dem ich mich trennen möchte. Weshalb sucht man diese intelligente Form der (Verkehrs-) Politik in der Wallfahrtsstadt vergeblich und schürt stattdessen immer wieder Ärger und Frustration? Eine Infrastruktur im Busbereich, die großenteils geradezu auf Nachkriegsniveau besteht, Fußwege, die insbesondere für mobilitätseingeschränkte Menschen eine Tortur sind. Ein Radwegebestand, der sich großenteils auf dem Level der 1970er Jahre befindet sowie ein armseliges Rumpfangebot an qualifizierten Abstellmöglichkeiten (in Zeiten, in denen die Fahrräder inzwischen richtig, hochwertig und teuer sind) – dieses trostlose Angebot im sogenannten „Umweltverbund“ treffen wir aktuell an und beobachten zugleich, dass die Innenstadt zu vielen Zeiten am Autoverkehr förmlich erstickt. Dass immer mehr Suchverkehr stattfindet im schwindendem Angebot an Parkplätzen, für das jetzt unter Aufbietung von Millionen an Euros ein Parkleitsystem angeschafft wird – wollen wir das „Pferd nicht endlich mal von vorne aufzäumen“ ?
Eckehard Lüdke