Erfolgreich Ansätzen nachgegangen

Redaktionsleiter Björn Lohman führte mit dem Ausschussvorsitzenden Franz Kolmans das folgende Interview:

Kevelaerer Blatt: Herr Kolmans, Sie sind Landwirt und Vorsitzender des Ausschusses für Umweltschutz. Passt das zusammen?
Franz Kolmans: Das passt gerade gut zusammen! Man ist als Landwirt viel draußen und ist sensibel für die Natur.

Trotzdem gibt es auch in Kevelaer Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Landwirte und Naturschützer verstehen sich teilweise nicht so gut. Naturschützer stellen oft Maximalforderungen, Landwirte müssen auf die Kosten schauen. Die Menschheit gibt heute viel weniger als früher von ihrem Einkommen für Lebensmittel aus. Einen großen Teil braucht sie zum Wohnen.

Haben Sie ein Beispiel, wo Landwirtschaft und Naturschutz nicht zueinander finden?
Bei uns gibt es im Naturschutzgebiet immer mehr Gänse, die ganze Flächen vollkoten. Wegen der Erreger im Kot kann man die Flächen nicht mehr für das Viehfutter nutzen. Wenn aber im Ruhrgebiet deswegen ein See schlechte Badequalität hat oder in der Stadt zu viele Tauben sind, dann werden Jäger gerufen.

Wäre der besser bezahlte Ökolandbau nicht eine Lösung?
Ökolandbau bedeutet auch sehr viel Arbeit. Ich bin seit 40 Jahren Landwirt, früher war vieles ökologischer. Aber die Entwicklung hat sich so vollzogen, die kann man nicht zurückdrehen. Keiner in der Industrie arbeitet heute wie vor 40 Jahren.

Bei der Nitratvermeidung im Wasserschutzgebiet sind die betroffenen Landwirte gerne und erfolgreich dabei.
Die Kooperation der Landwirte mit den Stadtwerken funktioniert gut und schon lange. Da gibt es auch untereinander keine Probleme. Kooperation ist immer besser als Konfrontation.

Ein junges Projekt im Bereich Naturschutz ist das Kevelaerer Engagement für Insekten – eine Imagegeschichte oder echter Nutzen?
Das ist jetzt beschlossen worden. Was es bringt, wird man sehen. Ich weiß nicht, ob die Bienenpopulation wirklich weniger wird. Aber wir leben ja alle in und von der Natur. Früher gab es kleinparzellierte Flächen, fast jeder hatte einen Nutzgarten – heute bevorzugen viele pflegeleichte Vorgärten. Wir Landwirte haben früher im Herbst Mist ausgefahren, darin haben sich Insekten entwickelt. Heute muss man den sofort unterpflügen. Früher standen die Tiere auch nicht im Stall, sondern auf der Wiese und dort entstanden Kleinbiotope. Ob das alles zum Insektenschwund beiträgt, kann ich nur vermuten.

Mit Umwelt und Gebäudemanagement fällt der Klimaschutz gleich doppelt in Ihren Ausschuss. Arbeitet die Stadt energieeffizient genug?
Besser geht immer, aber wir sind schon einigen Ansätzen erfolgreich nachgegangen. Wichtig ist, dass die Stadt jemanden hat, der hohe Verbräuche registriert und darauf reagiert. Auch durch den Wechsel des Gasanbieters hat die Stadt viel gespart. Da muss einfach jemand für zuständig sein.

Echte Klimaschutzprojekte sucht man in Kevelaer aber vergebens.
Axel Stibi hatte vor, eine Klimaschutzsiedlung zu errichten, die wird jetzt allerdings nicht realisiert. So etwas müssen die Menschen sich auch leisten können.

Müssen die Bürger stärker mitgenommen werden beim Klimaschutz?
Für die Bürger haben wir jetzt Frau Dr. Jordan, die Beratungsangebote stellt. Eigene Förderprogramme der Stadt gibt es allerdings nicht.

Schauen wir auf die städtischen Gebäude. Das meiste Geld ist in den letzten Jahren sicherlich in die Schulen geflossen.
Ja, das ist richtig, es sind übrigens auch viele energetische Maßnahmen, damit später die CO2-Bilanz stimmt. Und auch in den IT-Bereich wurde richtig Geld gesteckt. Darin sind sich alle Parteien einig. Das hat das Gebäudemanagement gut im Griff, damit das meist in den Sommerferien geschieht. Das ist nicht so einfach. Aber die Mitarbeiter haben ja schon viele Projekte durchgeführt.

Wie sieht es bei den Kindergärten aus?
Bei den städtischen Einrichtungen wüsste ich gerade keine größeren Projekte. Bei den kirchlichen Trägern gibt es ein paar größere Maßnahmen, die projektabhängig durch die Stadt bezuschusst werden.

Nicht so einfach war lange auch die Unterbringung der Flüchtlinge. Wie geht es dort weiter?
Wir versuchen, viele kleine Einheiten zu schaffen, um das große Gebäude nicht mehr zu benötigen. Ziel ist es, die Menschen in kleine Einheiten in der Stadt zu verteilen, das Problem hierbei ist der bezahlbare Wohnraum.

Gibt es in den großen Gebäuden denn ernste Probleme?
Probleme gibt es überall mal, aber ich weiß von nichts Größerem. Das Gebäude in Schravelen wird von einer Firma betreut. An der Gelderner Straße und bei den Containern gibt es ebenfalls keine ernsthaften Probleme.

In der Mensa gibt es aber ein Problem, ein Platzproblem.
Das dürfte jetzt, wo Weeze fortgeführt wird, nicht so dramatisch werden. Aber das ist eher ein Thema des Schulausschusses. Damals hat mich übrigens beim Bau der Mensa geärgert, wie die Kosten aus dem Ruder gelaufen sind. Als Laien müssen wir bei Ausschreibungen ja oft einfach glauben, was die Verwaltung uns sagt. Das mit der Mensa war ein Einzelfall. Die Verwaltung hat qualifizierte Mitarbeiter.

Erwarten Sie beim Mehrzweckbecken eine Kostenexplosion?
Persönlich war ich nicht für den Bau, aber als Vorsitzender verhalte ich mich neutral. Ich glaube, dass es mir gut gelingt. Die Sitzungsvorlage kam kurzfristig und ist mehrheitlich so beschlossen worden. Jetzt hoffe ich, dass der Preis bleibt. Etwa 90 Prozent sind bereits ausgeschrieben. Unerwartet waren Mehrkosten für ein Brandgutachten für die Sprunganlage – aber das wäre auch ohne Mehrzweckbecken fällig geworden. Die Kosten explodieren also nicht.

Dem Kämmerer machten vor allem die Betriebskosten Sorge, andere argumentierten, die verbesserte Energieeffizienz könnte sogar Kosten sparen. Wissen Sie dazu schon mehr?
Nein.

Was wird aus dem Erdgeschoss der Virginia-Satir-Schule?
Das müssen Stadt und Rat noch entscheiden.

Ziehen die städtischen Mitarbeiter aus dem Bercker-Gebäude dorthin, wenn der Vertrag ausläuft?
Für die Mitarbeiter wird nach Möglichkeiten gesucht und ich weiß, dass es dazu auch schon Pläne gibt.

Franz Kolmans lebt mit seiner Frau am Rande von Wetten und hat drei erwachsene Kinder. Der 58-Jährige ist Landwirt mit Mastschweinehaltung. Seit 2009 engagiert er sich in der Politik. In der Freizeit geht er gerne kegeln oder spielt Karten.