Entwurzelt in der Fremde – Gelungene Aufführung im Bühnenhaus

Die Aufführung im Bühnenhaus begann mit ein paar Minuten Verspätung, da Minuten vor dem Beginn noch über 100 Schüler des Gelderner Berufskollegs eintrafen. Lehrerin Birgit Brangs, die mit ihren Kollegen leitete die jungen Leuten in den Bühnenhaus-Saal leitete, beschrieb, warum der Besuch so spannend für ihr Kolleg ist: „Es ist eine Geschichte, die junge Leute bewegen kann. Bei uns sind ja auch eine Reihe von jungen Migranten mit dabei.“
Auf der Bühne begrüßte die Leiterin des Jungen Theaters der Dinslakener Burghofbüne, Anna Scherer, die Zuschauer. Für sie hat das Stück „Meet me“ eine besondere Qualität, „weil man sehr individuelle Charaktere kennenlernt, die sich persönlich etwas über ihr Schicksal erzählen.“
So erzählten die vier Schauspieler Asim Obadosim, Marie Förster, Yunus Emre Kubat und Jan Exner die von der Norwegerin Live Heloe geschriebe Geschichte der beiden Flüchtlinge Shaya (Odobasic) und Feda (Kubat). Beide halten sich ohne Aufenthaltsgenehmigung, und somit auch ohne die Chance, sich ohne Arbeit gesellschaftlich integrieren zu können, in einer norwegschen Flüchtlingsunterkunft aufhalten. Ihre einzige Abwechslung sind das Handy und die Fahrt in die Stadt mit dem Busticket.
Während Feda sich die Zeit damit vertreibt, Somaliern Zigaretten zu klauen und seine Urangst nach der Flucht und dem Tod der Familie Ausdruck zu verleihen („Wenn ich weg muss, bringe ich mich um.“), erinnert sich Shaya am Meer immer wieder an seine gefahrvolle Überfahrt und pflegt das problematische Verhältnis zu La‘ila.
Sie kommt aus einem anderen Land als er, hat eine Arbeit gefunden, die aber auch auf wackeligen Füßen steht. Sie ist von ihrem Freund schwanger. Sie leiht Shaya Geld, damit er sich wenigstens äußerlich nicht sofort als Asylbewerber erkannt wird. („You look like shit.“). Er kauft eine Sonnenbrille im verregneten Norwegen und zieht so La‘ilas Zorn auf sich. In einem Café versucht Shaya, einen Job zu bekommen und wird von Kaan (Jan Exner) schroff zurückgewiesen.
Den Schauspielern gelang es mit authentischem, teilweise reduziertem Spiel die Verzweiflung, die Ängste, auch die existierenden Konflikt in einer Atmosphäre von Orientierungslosigkeit und Verzweiflung mit lebendigem Jugendjargon erkennbar zu machen.
Die Zweisprachigkeit (englisch und deutsch) verdeutlichte dabei die Fremdheit und die Schwierigkeit der Verständigung des Trios mit ihrer Umwelt. Die lose, gestaffelte Bühnenwand, die am seidenen Faden hängenden Requisiten und der das Stück begleitende Song „Run“ (Snow Patrol) standen als Sinnbild für die zerbrechliche Lebenssituation der drei Flüchtlinge.
Für viele Schüler war das Stück nicht so zugänglich, weil sie teilweise im Unterricht auf das Thema nicht eingestellt worden waren. Mit der Geschichte konnten aber vor allem die Geflohenen was anfangen:
„Ich kenne das, das konnte man nachvollziehen“, versicherte die 16-jährige Ina aus dem Iran. Beim 19-jährigen Karim Assisi aus Kabul löste es die Erinnerung an seine mehrwöchige Flucht zu Fuß aus. Und die 18-jährige Ellen fand das Stück vor allem deswegen stark, „wegen der Emotionen, die die Darsteller rausgebracht haben.“