Einsatztraining bei 700 Grad Celsius

Das war im wahrsten Sinne des Wortes ein heißer Tag für die 40 Atemschutzgeräteträger aller Kevelaerer Löschzüge. Der Einsatz unter Atemschutz zählt zu den gefährlichsten Einsatzaufgaben und setzt deshalb wichtige Sicherheitsvorkehrungen und eine gute Aus- und Fortbildung der Trupps sowie entsprechende Einsatzausrüstung voraus. Diese Kräfte bilden im Einsatzfall, wenn ein Vorrücken in ein Gebäude erforderlich wird, den „Angriffstrupp“ und müssen eine jährliche Belastungsübung nachweisen.

In der ersten und größten mobilen, feststoffbefeuerten und bundesweit einsetzbaren Realbrand- und Heißausbildungsanlage, die aufgrund ihrer Größe die Schulungen in den Seminaren Wärme­erfahrung, Einsatztaktik und Rauchgasdurchzündung ermöglicht, konnten die Kevelaerer Erfahrungen für den Ernstfall sammeln. Thomas Schulz und seine Kollegen der Firma Feuercon hatten ihren Container, in dem auf 60 Quadratmetern ein Wohnungsbrand simuliert werden kann, im Schulzentrum auf der Hüls aufgebaut.

Die Teilnehmer lernten, sich unter thermischer Belastung und Sichtbehinderung durch Rauch zu bewegen und die Funktionen der Schutzkleidung. Hierbei wurde besonders auf hundertprozentig korrektes Tragen geachtet und darauf hingewiesen, dass auf keinen Fall die Luftpolsterung heruntergedrückt werden darf, da sonst die Hitze, die bis zu 1000 Grad ansteigen kann, bis auf die Haut durchschlagen und zu Verbrennungen führen kann. Auch das Erkennen und Herantasten an die eigenen physischen Grenzen wurde geschult. Es ist im Einsatzfall besonders wichtig, diese Grenze zu kennen und entsprechend zu handeln. Nicht umsonst fragte Schulz vor der Übung bei allen Teilnehmern den momentanen Gesundheitszustand ab, ob sie am Abend vorher Alkohol getrunken, Medikamente zu sich genommen oder die letzten Tage eine Impfung bekommen hätten. Verhaltensregeln, Regenerationsmöglichkeiten und die Wirkung von Löschwasser und Wasserdampf wurde vermittelt.

Gefahren erkennen

Der Moment der Rauchgasdurchzündung. (Foto: JvdH)

Der Moment der Rauchgasdurchzündung. (Foto: JvdH)

Im Container konnten die Teilnehmer die Brandverläufe vom Entstehungsbrand über den Flash-Over bis zum Phänomen der Rauchgasdurchzündung beobachten. Sie lernten den Unterschied zwischen Flash-Over und Rauchgasdurchzündung kennen, erlernten, Rauchschichten zu deuten, eine drohende Durchzündung zu erkennen und der Gefahr mit verschiedenen Möglichkeiten entgegenzuwirken. Weiter wurde den Teilnehmern gezeigt, wie sie sich bei einer plötzlichen Durchzündung schützen und dass sie sich auf ihre Schutzkleidung verlassen können.

Auch nach dem Einsatz ist noch ein kontrollierter Umgang mit der Schutzkleidung erforderlich. An der Kleidung haften Giftstoffe, die zunächst mit Luftdruck abgeduscht werden. Das Ablegen der Schutzkleidung erfolgt in einer festen Reihenfolge und im Sitzen, um weiter freiwerdene Gase nicht einzuatmen und um bereits die Regenerierung einzuleiten.

Eine einsatztaktische Schulung folgte, in der zum Beispiel beschrieben wurde, dass durch die zunehmend energieeffizientere Bauweise der Rauch bei Bränden in Häusern nicht abziehen kann, der Weg des Vorrückens immer gesichert werden muss – es ist auch immer der Weg des Rückzugs –, nur Funktionsunterwäsche getragen werden soll – sie trägt die Feuchtigkeit vom Körper weg –, wie bei Personensuche vorzugehen ist, und das Brandschutzkleidung nicht im „Technische Hilfe“-Einsatz getragen werden darf, weil Glassplitter oder Schmierstoffe die Membranen zerstören und so die Brandschutzkleidung ihre Funktion verliert.

Nach dem kraftraubenden Training im über 700 Grad heißen Container konnte man den Feuerwehrkräften die Anstrengung ansehen. Sie sind jetzt noch besser für die Einsätze zum Schutz der Bevölkerung vorbereitet.

Erschöpfte Feuerwehrleute nach dem Training. (Foto: JvdH)

Erschöpfte Feuerwehrleute nach dem Training. (Foto: JvdH)