Einsatz für die Zukunft

Eine ADFC-Fahne mit der Aufschrift „Mehr Platz fürs Rad“ stand vor dem Rathaus sinnbildlich für das Anliegen der gut 70 Teilnehmer der „Fridays for Future“-Demo, die am vergangenen Freitagmittag dort ihren Ausgangspunkt hatte. Jugendliche und einige ältere Bürger hatten sich versammelt, um für den Fortbestand des Planeten zu demonstrieren und dem Ansinnen einer besseren Radwegeausstattung in Kevelaer deutlich Nachdruck zu verleihen. 

Imke Schorn und Denise Oschlies waren mit der Flagge „Klima retten – jetzt“ extra aus Sonsbeck gekommen. „Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen für das Klima und für alternative Fortbewegungen, damit das Rad eine größere Bedeutung bekommt im Verkehr“, waren ihre Gedanken. Das passte auch zur Linie von Veronika Hartmann, Mitglied der Kevelaerer „Fridays for Future“-Gruppe. „Umweltschutz ist eh unsere Zukunft, und wir demonstrieren hier heute speziell für eine Verkehrswende in Kevelaer, dass es mehr Platz gibt für Fahrräder und Fußgänger“, meinte die 17-Jährige. „Das ist total wichtig, weil hier einfach gar kein Platz für Fahrradfahrer an der Straße besteht.“ Die Demonstration hier betone, „dass das auch die Bürger hier wollen.“

Die Autos stehen auf dem Fahrradweg

Dazu passte jedenfalls die Geschichte von Maria Abels. „Vor zwei Monaten hatte mein Schwiegersohn einen Unfall mit dem Rad. Ich wohne am Niersgrund, fahre täglich über den Bahnüber-gang“, erzählte die 68-Jährige, deren Enkelin auch „FFF“-Mitglied ist. „Und das ist sehr, sehr schwierig, da normal fahren zu können, weil die Autos ständig auf dem Fahrradweg stehen.“

Die Eindrücke des elfjährigen Robin fielen ähnlich aus: „Ich fahre täglich zur Schule und wir fahren öfter nach Winnekendonk zum Zeltplatz und wenn wir was in der Stadt machen. In Winnekendonk gibt es eine Straße, die ist sehr gefährlich, da durfte ich alleine nicht drüber fahren, den Schravelner Niersweg.“ Seine Mutter Helen Wouters meinte dazu: „Es ist etwas besser da geworden durch 50, aber es ist immer noch schwer. Ich lasse die ungern drüber fahren, weil die Autos gefühlt immer schneller fahren.“

„Es ist genügend alternative Energie da“

Aber auch das Klima allgemein war den Anwesenden ein Anliegen. Der 13-jährige Moritz aus Twisteden hatte eine Pappkiste mit der Aufschrift „Grünkohl statt Braunkohl“ auf den Sattel geklemmt. „Es ist genügend alternative Energie da, dass wir die Braunkohle und andere Energielieferanten viel früher abschaffen könnten, wenn die Politik es machen würde. Aber die machen das nicht.“ Es müsse sich schnell ganz viel tun, meinte auch Elisabeth Angenendt. „Ich finde es ganz, ganz wichtig, etwas für die Umwelt zu tun. Ich befürchte, dass es schon etwas zu spät ist. Aber ich hoffe, dass sich noch was bewegen lässt.“ Die scheidende Klimaschutzmanagerin Nina Jordan zeigte sich erfreut über die Resonanz. „Eine sehr erfreuliche Anfahrt, das finde ich gut. Ich bin ein bisschen überwältigt. Vor einem Jahr waren wir auf einer Demo hier unterwegs, da hatten wir nicht so eine Zahl.“ Und sogar der Landratskandidat Peter Driessen zeigte sich kurz auf der Demonstration. „Ich glaube, dass alle Aktionen, was Umwelt- und Klimaschutz betrifft, dass die von uns besucht werden müssen“, meinte er. Seine Idee von „Radschnellstraßen im Kreis“ kann er nun nach dem Wahlsonntag nicht umsetzen.

In seiner Rede am Rathaus verwies Jannik Berbalk, „Fridays for future“ am Niederrhein, darauf, wie traurig es sei, „dass Schüler und Erwachsene hier auf die Straße gehen müssen, um in der Corona-Pandemie auf die Notwendigkeit besserer Verkehrsradwege und den Klimaschutz aufmerksam“ zu machen. Gerade der Klimawandel werde nicht so ohne Weiteres verschwinden. „Dieses Thema darf nicht vergessen werden, denn es wird sich nicht mit einem Impfstoff lösen lassen.“ Man müsse international nach Lösungen suchen.

Während der Fahrt skandierten die Teilnehmer laut: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Am Bahnhof appellierte Eckehard Lüdke vom ADFC Kreis Kleve an die Anwesenden, wählen zu gehen, um auf die Entwicklung des Radverkehrs mit Einfluss zu nehmen. Er ging dort auch nochmal auf die „katastrophalen“ Bedingungen für Radfahrer in Kevelaer ein. „Seit 20 Jahren steht der Radverkehr hier auf der Stelle und wird nicht entwickelt und gefördert“, sagte er.

Jannik Berbalks nüchternes Fazit am Ende lautete: „Was man sehen kann, ist, dass es keine richtigen Fahrradwege in Kevelaer gibt. Das war eine schöne Aktion, das werden wir wiederholen.“ Und angesichts von Corona müsse man in Kevelaer bei der jungen „FFF“-Ortsgruppe die Strukturen wieder aufbauen und aktiver werden.

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