Einmal um die ganze Welt

Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld – wer würde eine solche Reise nicht gerne antreten. Jules Verne hat daraus einen der abenteuerlichsten Romane seiner Zeit gemacht. Bis heute fesselt die Geschichte um die Wette des pedantischen Phileas Fogg, die Welt in 80 Tagen zu umrunden, ihre Leser. Und so nimmt es nicht Wunder, dass es Dutzende Film- und Bühnenadaptionen gibt. Anna Zimmermann Hacks von der Theaterspielwerkstatt Haus Freudenberg hat sich die Fassung von Claus Martin für ihr diesjähriges Projekt ausgesucht. Ein Glücksgriff, wie die beiden ausverkauften Aufführungen im Kevelaerer Bühnenhaus zeigten.
Mit tosendem Schlussapplaus machten die Zuschauer am Ende der rund dreistündigen Reise jeweils klar, wie sehr sie die zahlreichen Mitglieder des Ensembles auf ihre ganz eigene Weise „mitgenommen“ hatten. Wer auch nur ansatzweise ahnt, mit welchen Handicaps die Mitwirkenden in ihrem Alltag zu kämpfen haben, der kann sich nur verneigen vor der kräftig-verspielten, berührend-bezaubernden Phantasiereise, in der die Hauptfiguren immer präsent sind, auch wenn sie oftmals in den Hintergrund treten, um die große Bühne den „A-Teams“ zu überlassen, die zur Musik der fantastischen Live-Band die jeweiligen Stationen der Reise vorstellen.
Da stellt diese Inszenierung zum Beispiel dem Diener Passepartout einen grandiosen Assistenten zur Seite, der sich vor allem und jedem verbeugt, da gibt‘s eine Köchin, die nicht nur mit Wasser, sondern mit sensationell trockenem Humor ihr Süppchen kocht, die beiden comicartig-komischen Inspektoren Fix und Fox, die mit weiteren Polizisten zu einer lustigen Chaotentruppe wachsen, oder schnodderige Gästeführer und Currywurst-versessene Pauschaltouristen – um nur einige Beispiele der zahlreichen Regieeinfälle zu nennen, die so wunderbar in das Theaterwerkstatt-Ensemble passen. Und es passt auch bestens ins Bild, dass der Kevelaerer Bürgermeister Dominik Pichler im Wilden Westen den fiesen Rinderbaron gibt, der breitbeinig und mit einigen sarkastischen, lokal angehauchten Bemerkungen durch die Szene stapft.
Berührend werden viele Szenen auch, weil die Live-Band eine Art Sound-Track unter die Road-Movie-Geschichte zaubert, der für viele Gänsehaut-Momente sorgt. Choreografien, Bühnenbild und Lichtstimmungen nehmen die Zuschauer ebenfalls gefangen. Und so ist keine Minute dieser Reise langweilig, weil man in jeder Sekunde die Leidenschaft und die Liebe des Ensembles zu dem spürt, was es da tut. Und die Begeisterung überträgt sich vom ersten Augenblick an auf die Zuschauer, die an diesem Abend keine bleiben, sondern mitlachen, mitweinen, mitfühlen.
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Weitere Aufführungen am Samstag, 16. März, 19 Uhr, und Sonntag, 17. März, 15 Uhr, im Lise-Meitner-Gymnasium Geldern.