Einmal Bürgerschütze, immer Bürgerschütze

Der Grund für den Eintritt bei den Bürger-Schützen war für Hermann Voß damals ganz klar: „Mein Vater“, sagt er mit fester Stimme. „Das war damals so: Da wo die Väter waren, ging man damals auch hin. Und einmal Bürgerschütze, immer Bürgerschütze“, fügt er lächelnd hinzu.

Bereut habe er diesen Schritt nie. Im Gegenteil: 30 Jahre lang bekleidete Hermann Voß das Amt des Präsidenten der Bürger-Schützen-Gesellschaft Kevelaer. Nun wurde er in einer feierlichen Zeremonie verabschiedet. „Es hat mir immer Spaß gemacht und ich habe dieses Amt mit Stolz als Repräsentant der Bürger-Schützen für die Wallfahrtsstadt Kevelaer ausgeübt“, versichert der ehemalige Präsident.

Den Bürger-Schützen bleibe er aber selbstverständlich erhalten, werde sich auch beim anstehenden Vogelschießen, am 5. Mai, aktiv beteiligen. Seine Frau Ivonne hingegen freut sich auf eine ruhigere Gangart: „Ich weiß aber auch, dass mein Mann jetzt nicht einfach einen Cut machen kann“, betont sie mit einem schmunzelnden Seitenblick. „Meine Frau hat mir in den 30 Jahren immer den Rücken gestärkt und auch frei gehalten“, bestätigt Hermann Voß, der 2001 selber mit großer Freude die Festkette für die Bürger-Schützen trug. „Ein Geschenk, für das ich sehr dankbar bin“, sagt der 65-jährige (Un-)Ruheständler, der sich nur zu gerne an diese Zeit erinnert, „und damals waren die Kinder noch sehr klein“, fügt er mit einem dankbaren Blick an seine Frau hinzu.

Der jüngste Präsident

Für Hermann Voß waren die 30-jährige Amtszeit als Präsident sehr wertvolle Jahre. 1988 schlägt der schwer erkrankte Präsident Werner Zumkley seinen langjährigen Adjutanten Hermann Voß zur Wahl des neuen Präsidenten vor. Einstimmig wird das Mitglied, das seine Redekunst schon im Vorfeld, während eines Königsgalaballs, unter Beweis gestellt hatte, zum Präsidenten gewählt. Damit ist Hermann Voß mit 36 Jahren der jüngste Präsident der Bürger-Schützen Gesellschaft Kevelaer 1881 e.V.

Mit ins Boot holt er seinen Schützenbruder Gerd Aengenheyster, ernennt ihn zu seinem Adjutanten und stellvertretenden Präsidenten. Auch er bekleidet dieses Amt 30 Jahre lang, bleibt seinem Schützenfreund treu zur Seite, erlebt mit ihm den Wandel der Zeit. Denn der ist in 30 Jahren unaufhaltbar. „Es ist ja ein eher schleichender Prozess und Vereine haben generell einen schwierigen Stand“, weiß Voß. Es sei mitunter schwierig, neue Mitglieder zu bekommen, denn die Konkurrenz sei groß. „Die Jugendlichen haben heute ganz andere Möglichkeiten“, erklärt der ehemalige Präsident, „wir waren früher froh über jedes Schützenfest oder freuten uns, wenn endlich die Kirmes anstand“, gibt Voß zu bedenken.

Voß und Aengenheyster aber gelingt es, dass sich die konfessionslosen Bürger-Schützen öffnen, dass die Mitgliederzahlen konstant bleiben. Das mag auch daran liegen, dass sich ein von Männern geprägter Schützenverein den Frauen und Familien gegenüber öffnet, diese mit einbindet.

Altes Denken wird mit der Zeit abgelegt. Auch das ist dem ausgeschiedenen Präsidententeam zu verdanken. „Gerd Aengenheyster war mir in meiner Amtszeit bei Höhen und Tiefen eine große Stütze“, erklärt der zweifache Familienvater. Zehn Mal wird Hermann Voß zum Präsidenten wiedergewählt, führt die Bürger-Schützen dreimal als festgebenden Verein durch das Festjahr.

1991 mit einer großen Herausforderung: Da sich das Konzert- und Bühnenhaus in einer Umbauphase befindet, wird der Heimatabend in die Dreifachturnhalle verlegt. „Wir bescherten 700 Gästen einen unvergesslichen Heimatabend in einer festlich geschmückten Dreifachturnhalle“, erinnert sich Voß an das erste Festjahr seiner Amtszeit. Zwei Jahre später schließen sich die Bürger-Schützen dem Stadtbund Kevelaer an.

Der Nachfolger

Nun führte er mit der Wahl seines Nachfolgers seine letzte Amtshandlung aus. „Ich wünsche meinem Nachfolger Stefan Boßmann, dass er sein Amt mit Bedacht angeht, Traditionen bewahrt, Offenheit und viele neue Mitglieder“, sagt Hermann Voß. „Ich selber wünsche mir vor allen Dingen Gesundheit, damit ich das Schützenleben noch lange erleben kann“, fügt der Pfleger der Geselligkeit mit aufrichtigen Worten hinzu. Als erste Amtshandlung ernannte der neue Präsident Hermann Voß zum Ehrenpräsidenten.