„Einer ist es geworden, damit ist das für mich erledigt“

Die Entscheidung ist gefallen: Armin Laschet wurde zum neuen Bundesvorsitzenden der CDU gewählt. Wie denken Kevelaerer Christdemokraten darüber?

Matthias Wirth

Schon im Vorfeld der Wahl hatte der CDU-Kreistagsabgeordnete Matthias Wirth seinen Favoriten benannt.  „Es war nicht zu übersehen, dass ich Röttgen favorisiert habe. Laschet hat eine sehr gute Rede gehalten. Es war die beste Rede, weil er die Delegierten mit einem sehr persönlichem Statement angesprochen und den Zusammenhalt in der Partei beschworen hat.“ Er halte es für eine „tendenziell gute Wahl“, weil er Laschet durchaus zutraue, „die Partei über die drei Flügel zu versöhnen.“ Röttgen habe er favorisiert, „weil er der Partei mehr inhaltliche Impulse gegeben hätte.“ Die Chance müsse man Laschet aber auch geben.


Jens Spahns Wortbeitrag zugunsten von Laschet bewertet Wirth als „taktisch nicht geschickt“. Man könne das sogar als „Eselei“ bezeichnen, meinte der CDU-Politiker. „In einer Kandidatenbefragung mache ich nicht Werbung für mein Gespann. Wenn die Redezeit eine Minute beträgt, beträgt sie eine Minute. Und wenn dann die Parteitagsregie nicht eingreift, ist das schon ein Foulspiel.“ Das bleibe dann auch hängen, das habe man dann an dem Wahlergebnis zum CDU-Präsidium gesehen. Aber das müsse man nicht so hoch hängen, „dass man ihm die Kanzlerfähigkeit da abspricht.“


Die Stimmung in der Parteibasis habe er hier so wahrgenommen, „dass große Teile der Basis hinter Merz stehen“. Dazu habe er auch eine Netzumfrage gemacht. „Absolut disqualifiziert“ habe er sich aber dann mit dem Twitter-Statement, dass er sich sofort zum Wirtschaftsminister berufen fühlte, sagt Wirth. „Das ist ein No-Go. Das zeigt, dass er eine One-Man-Show abliefern will, auch wenn er ein wirtschaftskompetenter Politiker ist. Aber das geht gar nicht.“ Es sei ein komischer Widerspruch, dass auf Merz eine gewisse rückwärtsgewandte politische Sehnsucht projiziert werde, obwohl er im Grunde schon einen modernen innerparteilichen Wahlkampf mit zeitgemäßen Themen geführt hat. Aber die Sehnsucht „nach einer anderen, ‚besseren‘ Zeit ist schon da.“ Dafür sei Merz die Projektionsfläche. „Aber die Entwicklung geht nach vorne.“ Und wenn man seit 2005 nicht mehr in der Politik sei und zweimal verloren habe, „dann ist es irgendwo gut.“ Da müsse es im Bund schon eine Figur sein, die mehrere Lebensmilieus anspricht. „Schließlich nimmt die CDU für sich in Anspruch, Volkspartei zu sein. Der Spagat ist so schon schwierig genug.“

Michael Kamps

Der kommissarische Kevelaerer CDU-Vorsitzende Michael Kamps bewertete die Wahl Laschets etwas knapper. „Ich sach mal so: die Mehrheit hat entschieden. Wenn die entschieden hat, steht die Entscheidung.“ Es nutze nichts mehr, über Wenn und Aber zu diskutieren, wollte er sich den Namen seines Favoriten nicht entlocken lassen. „Da möchte ich nix zu sagen.“ Nur soviel: „Ich habe Merz stets als positiv empfunden.“ Zur Frage, was dessen Vorpreschen als potenzieller Wirtschaftsminister nach seiner Niederlage sollte, meinte er: „Das fragen Sie ihn am besten selber. Ich denke, er hat sich das gut überlegt, dass das was für ihn ist.“

Röttgen habe von vornherein nicht die allergrößten Chancen gehabt, sagt Kamps. „Ich dachte mir schon, Merz oder Laschet. Er war eher so der Außenseiter.“  Aber es sei schön gewesen, „ein Luxusproblem mit drei guten Leuten“ gehabt zu haben. Jetzt heiße es, nach vorne zu schauen. Die größte Baustelle sehe er innerparteilich darin, „das Merz-Lager einzufangen“. Dazu kämen natürlich Fragen wie Corona, Wirtschaft, Klima. Und wer wird Kanzler? „Laschet ist ja nicht automatisch Kanzlerkandidat.“ Dazu seien „ein paar Gespräche mit Söder erforderlich“, meint Kamps „Mal sehen, wie da eine Einigung ist.“

Peter Hohl

Das langjährige CDU-Kreistagsmitglied Peter Hohl hat den Bundesparteitag wie viele aus der Ferne beobachtet. „Ich fand, das ist ein Ergebnis, mit dem die Union in Deutschland sehr gut leben kann, weil der Vorsitzende den Menschen zugewandt ist“, sagt er. Die Rede von Laschet habe er nicht gehört. „Aber was man davon gehört hat und die Ausschnitte, die fand ich gut.“

Es seien drei Kandidaten mit unterschiedlichen Kompetenzen angetreten. „Einer ist es geworden, damit ist das für mich erledigt. Jetzt ist das Gesicht der CDU in Deutschland Armin Laschet.“ Allerdings stehe Friedrich Merz bei ihm nicht mehr auf der Tagesordnung. Dessen Vorstoß, nach seiner Nichtwahl das Wirtschaftsministerium zu fordern, fasste er mit einem Wort zusammen: „Unmöglich.“ Dieser Vorgang sei „stillos allein gegenüber dem amtierenden Wirtschaftsminister und nicht in Ordnung.“

Die wichtigste Baustelle für Laschet sei aus Hohls Sicht jetzt die K-Frage. „Das muss er in Absprache mit der CSU machen.“ Der Kandidat solle aber auch mal einen Moment Luft holen können, um zu registrieren, dass er Parteivorsitzender geworden ist. „Wir haben da drängendere Frage Anfang 2021. Die Grünen haben das auch noch nicht gemacht.“