Eine neue Tür hat sich geöffnet

Die Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung könnten wahrlich besser sein. Neben einer wirtschaftlichen Unsicherheit bringt die Corona-Pandemie häufig auch eine erschwerte Kommunikation mit diversen Ämtern mit sich. Und eine Frage musste Jörg Ophey sich zusätzlich stellen: Nehmen die Leute in dieser für viele finanziell unsicheren Zeit tatsächlich Geld in die Hand, um Schönheitsreparaturen an ihren Autos vornehmen zu lassen? Als Autolackierer ist das Teil seines Geschäfts. Trotz aller Widrigkeiten entschied sich der Kevelaerer Mitte vergangenen Jahres für die Selbstständigkeit. Am Gewerbering 9a in Kevelaer betreibt er nun seit dem 4. Januar seine eigene Autolackiererei.

„Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere“ – diese Floskel beschreibt wohl ganz gut, vor welcher Situation Jörg Ophey im vergangenen Jahr stand. Nachdem er acht Jahre lang als Lackierermeister in einem Autohaus gearbeitet hatte, stand für ihn eine berufliche Neuorientierung an. Dass genau zu diesem Zeitpunkt eine Werkstatt im Kevelaerer Gewerbegebiet leer stand, war Zufall. Nach einigen Gesprächen mit seiner Frau Birgit Ophey, die sich in der Firma mit um Büroangelegenheiten kümmern wird, mit Familie und Freunden stand dann recht schnell fest: Ophey wollte den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Die Entscheidung beeinflusst hatten unter anderem zwei Faktoren: Zum einen handelt es sich bei der Werkstatt um ein Mietobjekt, zum anderen war bereits eine Lackierkabine installiert. Dadurch sei das Risiko überschaubar gewesen, sind sich Jörg und Birgit Ophey einig. Eine große Schwierigkeit, vor der die beiden schließlich standen, war die Kommunikation mit diversen Ämtern. Durch die Corona-Pandemie werde dort der Großteil online geregelt, das habe unheimlich viel Zeit in Anspruch genommen. Währenddessen standen außerdem die Überprüfung der Lackieranlage, Renovierungsarbeiten und die Beschaffung des Equipments auf dem Plan – alles gestemmt mit tatkräftiger Unterstützung durch Opheys Söhne.

Die Leidenschaft war schon früh geweckt

Pünktlich zum neuen Jahr steht Jörg Ophey, der seine Ausbildung zum Lackierer bei „Lücke“ in Weeze absolvierte und 1992 seinen Meister erhielt, nun für seine Kunden bereit. Mit zum Team gehört der Geselle Marcell Bonten. Leicht sei die Personalsuche in dem Bereich nicht, sagt Ophey. „Es gibt relativ wenig Fahrzeuglackierer.“ Ihn selbst habe dieser handwerkliche Nischenbereich von Beginn an begeistert. Vor allem das schnell sichtbare Ergebnis der eigenen Arbeit sporne einen dabei an. „Das, was Du heute anfängst, ist in der Regel spätestens in zwei Tagen fertig“, sagt der 52-jährige gebürtige Kevelaerer. 

Durch seine Arbeit habe er mit den Jahren einen ganz eigenen Blick entwickelt, mit dem er Autos betrachtet. Das merke er unter anderem an den Autos seiner beiden Söhne, verrät Ophey augenzwinkernd: „Der eine nutzt sein Auto, der andere mag sein Auto.“ Dass auch heute noch viele Menschen Wert darauf legen, die Spuren des Parkremplers oder die einer fremden Autotür beseitigen zu lassen, davon ist der Unternehmer überzeugt. Derartige kleine Schönheitsreparaturen gehören allerdings nicht allein zu seinem Arbeitsbereich. Auch größere Schadensreparaturen nach Unfällen und das Lackieren von Industrieteilen stehen auf dem Plan.

Dass es günstigere Zeitpunkte einer Unternehmensgründung gibt als inmitten einer Pandemie, dessen sind sich Birgit und Jörg Ophey bewusst. Die Möglichkeit allerdings hat sich ihnen eben genau in dieser Zeit geboten. Und die Kevelaerer haben sie ergriffen. Durch das jahrzehntelange Verkehren in der Branche und den Kontakt zu den Bürger*innen der Heimatstadt dürfte eine gute Grundlage vorhanden sein, sagt Birgit Ophey, die trotz der Krisenzeit positiv auf den Firmenstart blickt. „Wir hoffen, dass alles gut anlaufen wird“, pflichtet ihr Mann bei.