Eine neue Erscheinung
Erscheinungen haben in Kevelaer eine lange Tradition. Zu den jüngeren zählt das neudeutsch als „Corporate Design“ bezeichnete Erscheinungsbild, mit dem die Stadt nach außen hin auftritt. Rückblick in die jüngere Geschichte: Anfang der 1990er- Jahre hatte man sich mit maßgeblichem Druck durch die hauseigene Wirtschaftsförderung für „unverwechselbar“ erklärt und versucht, dies auf möglichst viele Bereiche des öffentlichen Auftritts zu projizieren.
Dass dieses „unverwechselbar Kevelaer“ mittlerweile auch gerne mal ironisch über die Lippen eines Spötters kommt, sieht Bürgermeister und Verwaltungschef Dominik Pichler als ein Indiz für Handlungsbedarf in Sachen Wort und Bild. Und das ist nicht der einzige Grund dafür, dass man da jetzt mal frischen Wind durch die Oberstübchen der Marketingexperten wehen lassen möchte: Unter anderem mache es „die Führung des amtlichen Namenszusatzes ,Wallfahrtsstadt‘ erforderlich“, ein neues einheitliches Erscheinungsbild zu finden und sei auf den Markenprozess zurückzuführen, bei dem die „Inhalte der Marke Kevelaer“ herausgearbeitet wurden (das KB berichtete).
Stärken der Stadt herausstellen
Die wichtigsten Ziele dieses Strategieprozesses zeugen vom hohen Anspruch, der sich natürlich auch auf die Entwicklung eines Corporate Designs überträgt. Die „Marke Kevelaer“ soll, wie es die Verwaltung formuliert, „die besonderen Stärken der Stadt herausstellen, um die Wahrnehmung bei Bürgern, Unternehmen und Besuchern zu schärfen. Sie soll die Alleinstellungsmerkmale Kevelaers in den Fokus rücken, identitätsstiftend sein und das Wir-Gefühl stärken“.
Nach einem „offenen Teilnahmewettbewerb“ für Werbe- und Kommunikationsagenturen (das KB berichtete ebenfalls) fiel die Wahl unter 25 teilnehmenden Unternehmen auf die Agentur Benning, Gluth und Partner (BGP). Die Oberhausener Werbefachleute konnten „mit ihrer Vorstellung und ihren Ideen auf allen Ebenen überzeugen“, heißt es von der Stadtverwaltung. Gemeinsam entwickele man derzeit einen neuen Markenauftritt, bestehend aus Logo und Corporate Design.
Zeitgemäß und traditionell
Auch hier liegt die Messlatte hoch. Der Auftritt soll dem Anspruch der Verwaltung nach „einerseits zeitgemäß sein, andererseits soll er auch die Tradition Kevelaers als Wallfahrtsstadt berücksichtigen“. Aktuell überprüft die Verwaltung gerade, wo ein neues Logo beispielsweise funktionieren müsse, erklärt Beate Sibben und nennt Briefköpfe, Werbemittel, Präsentationen, E-Mails, Visitenkarten und elektronische Bescheide als Beispiele. Damit ein einheitlicher Markenauftritt gelinge, solle später in einem Gestaltungsleitfaden festgelegt werden, wie das Corporate Design konkret angewendet werden muss, etwa bei Farb- und Formgebung, Platzierung, der Schriftart und ähnlichem.
Wem dieses Korsett zu eng erscheint, wird vielleicht Gefallen an einer weiteren Idee finden: Aus dem neuen Logo soll auch eine so genannte „Fan-Marke“ entwickelt werden, die dann beispielsweise Vereinen und Unternehmen zur Verfügung gestellt werden kann. Diese wiederum hätten damit die Möglichkeit, mittels der Fan-Marke auf ihren Standort aufmerksam zu machen – und natürlich auch, damit für Kevelaer zu werben.
Derzeit erarbeite BGP verschiedene Vorschläge für ein Logo. Beteiligt seien daran aber nicht nur die Oberhausener; es gebe „Workshops unter interner und externer Beteiligung“. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass das neue Logo in der Ratssitzung am 19. Dezember 2019 verabschiedet wird. Ab Januar 2020 könne dann die Veröffentlichung erfolgen. Begleitet werden solle dies durch „verschiedene Vermarktungsaktionen, um eine breite Akzeptanz zu erhalten.“ Denn schließlich wird es bei dieser Erscheinung entscheidend darauf ankommen, wieviele Kevelaerer an sie glauben.