Eine Musik aus dem Leben

Die Verantwortlichen der freikirchliche Gemeinde mussten bis an den Eingang der Einrichtung an der Händelstraße noch Stühle und Sitzgelegenheiten zur Verfügung stellen, damit alle die „Gospel Family of Christ“ sehen oder noch hören konnte. Der Grund für diesen Andrang war 23 Personen stark. Chorleiterin Angelika Rehaag hatte aus ganz NRW Stimmgewalt und Power mitgebracht.

Von Anfang an ließ sie das Publikum in eine besondere musikalische Welt eintauchen. Gleich der beschwingte Auftakt mit „Welcome to this place“ zeugte davon.

„Gospel ist eine Musikgattung, die mehr ist als Kunst oder Unterhaltung“, versicherte der neue Pastor der Gemeinde, David Burau. „Gospel ist eine Musik aus dem Leben, eine Musik, die Schmerz, Leid und Unrecht mit einer festen Hoffnung auf Gehört werden und auf Veränderung vor Gott bringt.“ Dementsprechend wolle Gospel „nicht nur unseren Körper mitreißen, uns bewegen zu tanzen, zu klatschen und in den Gesang einzustimmen. Die Lieder stehen für ein christliches, biblisches Menschenbild, das sich nicht mit Unrecht und Unterdrückung, Rassismus und Benachteiligung abfinden kann.“

Während des Konzerts stellte Burau zwischen den Liedern mit seinen Texten immer wieder die Verbindung zu Martin Luther King her, dem vor 50 Jahren ermordete amerikanische Bürgerrechtler. Er zitierte aus dessen Reden und erinnerte an die Nöte der heutige Zeit. Manche seiner Visionen seien Realität geworden, andere nicht, sagte Burau. „Krieg ist immer noch allgegenwärtig, ebenso wie Armut. Reiche werden weiter reicher auf Kosten der Armen. Menschen werden auch heute als zweitklassig behandelt, aufgrund von Angst und Hass.“ Seine Aufforderung lautete, sich „mit Körper, Geist und Seele bewegen zu lassen. Bewegen zu lassen zu Hoffnungen für unsere Stadt und unsere Welt.“

Zwischendurch durften die Zuhörer inne halten und auf einer Karte mit der Aufschrift „I have a dream“ aufschreiben, welchen Traum sie 2018 haben.
So beseelt wie Buraus Worte klang dann auch der Gesang des Ensembles. Mit dem Lied der amerikanischen Freiheitsbewegung „We shall overcome“ stellte der Chor selbst die musikalische Verbindung zu dieser Zeit her.

Ansonsten boten die Sänger ein facettenreiches Repertoire aus beweglich-modernen Arrangements („A move of God ist on the way“), schönen Midtempo-Balladen wie „His ey is on the sparrow“ mit viel Ausstrahlung oder dem als „Appell“ (Rehaag) formulierten, sehr kraftvoll-dramatischen „We pray“.

Die Botschaft der Liebe verbreitete sie mit „My life, my love, my all“ mit mehrstimmigen Arrangement. Bei „More than I can bear“ machten sie aus einer schlichten, gefühlvollen Ballade ein großes Stück Musik, und auch Michael Jacksons „Man in the mirror“ fand eine angemessene Umsetzung.

Ein Höhepunkt des Konzerts war das getragene und erhaben klingende „Total praise“ mit langanhaltendem „Himmelsgesang“ der Frauen am Schluss. Zwei starke Solostimmen dominierten „Through it all“ – auch als Bestärkung für ein Chormitglied gesungen, das an diesem Tag jemanden beerdigen musste.
„I smile“ geriet zur Aufforderung, mal wieder zu lächeln. Und der Song „Giants“ von Donald Lawrence geriet zu einem Stück voller Inbrunst und Power, ein Spiegelbild des Konzerts, das das Publikum mit vielen schönen Melodien und guten Gedanken entließ.