Eine ganz besondere Gemeinschaft

Es war ein besonderer Gottesdienst, den Pastor Manfred Babel in der St. Urbanus Kirche ausrichten durfte. Nicht nur, dass er im Rahmen der Feier an den Geburtstag von Johannes den Täufer (Johannistag) erinnern konnte. Babel begrüßte auch 24 Kommunionkinder der dritten Volksschulklassen von Winnekendonk und Achterhoek aus dem Jahr 1948 in den ersten Reihen.

„Am 27. Juni 1948 gingen Sie hier zur ersten heiligen Kommunion. Damals waren Sie 44“, verwies der Mitorganisator des Treffens, Arthur Elders-Boll, darauf, dass zwölf Männer und Frauen inzwischen verstorben sind. Ihre Namen flossen später in die Fürbitten mit ein. Pastor Babel hatte im Weihnachtspfarrbrief der Gemeinde St. Antonius vor zwei Jahren selbst angeregt, die Jubelkommunionen ab 50 Jahre zu feiern. Nun schlug er in seiner Predigt den Bogen von Johannes, dessen Name „Gott ist gnädig heißt“, zu den Kommunionskindern: „Wenn Sie 70 Jahre zurückschauen, dann hat man jeden Tag erlebt: Gott ist gnädig.“
Jeder habe seine eigene (Glaubens-) Geschichte, erinnerte er an die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in die viele der Kommunionkinder hineingeboren worden waren, und den Beginn der Schulzeit am 1. April 1946.

Der damalige Pfarrer Joseph Reiners wollte, dass sein Goldenes Priesterjubiläum am 6. Juni und die Kommunionfeier drei Wochen später nicht in der alten Holzbaracke hinter der Kirche, sondern in der gerade wiederaufgebauten Pfarrkirche gefeiert wird.

„Sie sind Zeugnis eines Glaubens, der sich gehalten hat und überprüft wurde“, wandte sich Babel an die Kommunionkinder. Hier bestehe „eine feste Gemeinschaft, die sagt: wir gehören zusammen, wir stützen uns, denken an andere.“ In dem Sinne erinnerte er an Dänemark in der Nazi-Zeit, als der damalige König Christian seine Landsleute aufforderte, aus Solidarität mit den verfolgten Juden ebenfalls einen Judenstern zu tragen, damit sie nicht zu unterscheiden Wären. „Wie gut es ist, dass man zusammenhält.“

Babel verlas anschließend noch einen Gruß des Weihbischofs Rolf Lohmann, der an das Gebet vieler Kommunionskinder erinnerte: „Jesus, Jesus komm zur mir. Oh wie sehn ich mich nach Dir. Meiner Seele bester Freund, wann werd ich mit dir vereint.“

Dieser Jesus „hat Sie durch 70 Jahre begleitet, durch schöne, frohe und schwere Zeiten war Er Ihnen nahe, gab Ihnen Kraft, Stärke und Trost“, rief Lohmann in dem Schreiben die Kommunionkinder auf: „Halten Sie die Sehnsucht nach Jesus wach.“ „Früher war alles sehr streng und diszipliniert. Wir saßen mit gefalteten Händen in der Kirche“, erinnerte sich Irmgard Spelter noch gut an diesen besonderen Tag. „Wir mussten uns an der Schule aufstellen und zogen gemeinsam zur Kirche in Reih und Glied. Und es muss heiß gewesen sein“, erzählte Hanni Paasen, die damals noch Derks hieß. „Dass man sie alle nochmal wiedersieht“, fand die 79-Jährige einfach nur schön.

Keine Liste, keine Fotos

Leider gebe es von dem Tag „keine Kommunionsliste, kein Foto, nix“, sagte Arthur Elders-Boll, der „zu Sechst“ in dem Achterhoeker Jahrgang war. Zusammen mit Franziska Wehling (Winnekendonk) hatte es ihn viel Arbeit gekostet hatte, um alle miteinander zuammenzubringen. Fünf der noch 32 Lebenden hatten sich nicht gemeldet, drei kurzfristig wegen Krankheit abgesagt.

Im Anschluss an den Gottesdienst machte sich die 24-köpfige Gruppe auf zur Gaststätte „Zur Brücke“, wo Elders-Boll, Babel und der Winnekendonker Ortsvorsteher Hansgerd Cronenberg zu den Anwesenden sprachen.
Cronenberg erinnerte dabei an die Höhepunkte der Winnekendonker Ortsgeschichte. Danach wurde gut gegessen, Fotos früherer Zeiten herumgereich und so manche Anekdote ausgetauscht.