Eine besondere Bedeutung

Als sich vor dem Eingang des Priesterhauses gut 80 Personen versammelten, schien es fast, als verschlage es Aylin Ayik und Sonja Michels etwas die Sprache. „Wir dachten nicht, dass es so viele werden“, zeigten sie sich sehr erstaunt über den enormen Zulauf, den ihre „Lichterführung“ schon vor dem Start hatte.

Die beiden hatten zusammen mit fünf weiteren Studenten der Hochschule Rhein-Waal im Zuge einer Projektwerkstatt Kevelaer als Projektpartner ausgesucht und diese Führung ausgearbeitet. Nun wurde sie erstmals im Rahmen des Kunst- und Kulturspaziergangs des Wirtschafts- und Verkehrsvereins vorgestellt. „Wir wollen sagen, dass Licht etwas Positives ist“, meinte Michels.

Die Neugier hatte viele der Zuhörer dazu animiert, an der Führung teilzunehmen. „Wir sind nach Jahren wieder neu nach Kevelaer zurückgezogen – und das hörte sich einfach gut an“, war nicht nur Ellen Peterscheck auf die kommenden eineinhalb Stunden gespannt.

Zum Auftakt führten die beiden jungen Damen gemeinsam mit den sie begleitenden Gästeführerinnen Mechthild Jansen und Susann Pechhold die Gäste in die Antonius-Pfarrkirche. Dort unterstrichen die beiden die Bedeutung des Lichts für die Helligkeit des Raums, deuteten auf ein Seitenfenster, das die Elemente von Feuer, Wasser, Luft und Erde symbolisiert und verwiesen auf die fröhlichen Farben des Haupttores, die ohne Licht so nicht wahrnehmbar wären.

Lichterführung mit zwei Studentinnen.

Von dort aus ging es dann in zwei getrennten Gruppen weiter auf dem Weg – zunächst durch die Stadt in die Basilika, wo Michels in ihrer Gruppe den Zuhörern mit dem Blick auf die „Sterne“ hoch oben in der Kuppel des Kirchenschiffes eine neue Sichtperspektive bot, während Susann Pechhold auf die historischen Fakten zur Basilika einging.

„Das Licht der Sterne braucht bis zur Erde acht Jahre, was bedeutet: der Blick in die Sterne ist auch immer ein Blick in die Vergangenheit“, unterstrich Michels in ihrer Gruppe die Bedeutung der Sterne für die Religionen. Dabei zeigte sie auf den Davidstern an den Wänden und auf die nach oben bildlich wachsenden „Blumen“ in Richtung Sternenhimmel. „Hier wurde bei der Gestaltung nichts dem Zufall überlassen.“

Danach gingen die Gruppen in die orthodoxe Johanneskapelle, wo das Licht der Goldschreine und das der Kerzen augenscheinlich ins Bewusstsein der Gäste gerückt wurde. Naheliegend war der Standort nahe der Gnadenkapelle und der Blick in die Kerzenkapelle. Susann Pechhold machte da nochmal historisch deutlich, wie außergewöhnlich es im Zuge des dreißigjährigen Krieges für Pilgergruppen war, überhaupt nach Kevelaer zu kommen. „Die Pilger aus Rees kommen seit 1643, ein Jahr nach Aufstellen des Gnadenbildes. Das war sicher ein Himmelfahrtskommando.“ Außerdem klärte sie darüber auf, dass man eine halbe Stunde braucht, bis alle Kerzen in der Beichtkapelle angezündet sind.

Kevelaer-Kerze für jeden

An der Friedensstele nahe des Forums endete dann die Führung – mit dem Verweis von Michels auf die Bedeutung von Kerzen, die man anzünde, „um beispielsweise den Verstorbenen den Weg zu weisen“.

Die Reaktionen der Teilnehmer auf die Lichterführung, zu deren Abschluss jeder noch eine Kevelaer-Kerze erhielt, waren durchaus unterschiedlich. „Ich finde das super. Mich hat beim Thema Licht interessiert, wie man das interpretiert“, zeigte sich der Winnekendonker Lars Reiner zufrieden.

Weniger angetan zeigte sich Detlef Peterscheck, „Da haben wir uns mehr erwartet, das war doch etwas zu oberflächlich.“ Und eine ältere Dame monierte, dass man der Führung an einigen Punkten sehr schlecht folgen konnte. „Hinten und vorne wird geredet und keiner wartet auf den anderen.“