Eine besondere Art von Kunst

Die frischen Farben machen mich an, weil sonst alles so trübe ist“, zeigte sich Elli Verheyen, die vom Wohnstift St. Marien zur Eröffnung herübergekommen war, bei der Eröffnung begeistert von den Bildern. Immer wieder kamen auch Besucher, die ernsthaftes Interesse an einzelnen Bildern wie dem „Feuerwerk“ zeigten, dessen Idee und Ausführung Sepideh Akbarzadeh gern erläuterte.
Zwei Tage lang konnten sich Kunstinteressierte die Bilder der persischen Künstlerin ansehen, das einladende Ambiente mit Sektempfang, erfrischenden Softgetränken, Knabbereien und musikalischer Untermalung genießen und dabei mit ihr das Gespräch suchen.
Die Entscheidung, in der Luxemburger Galerie ein Atelier zu eröffnen, traf Sepideh Akbarzadeh über Nacht. „Die Bilder zeigen, wo ich mich zu Hause fühle, deswegen habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, in der Galerie mein Atelier zu eröffnen“, so die Künstlerin.
„Nullpunkt Malerei“ – Akbarzadeh über ihre Kunst
Von Konditionierung befreit zu sein – das ist ein Leitmotiv ihrer Arbeit. Auf großformatigen, abstrakten Bildern zeigt sie viele Farben. Häufig gestaltet sie Schleier aus einzelnen Punkten, die die Künstlerin mit einer außerordentlichen Hingabe zum Detail setzt – je nach Bildgröße zwischen 100 und 10 000 Punkten. Diesen Prozess bezeichnet Akbarzadeh als „Nullpunkt-Malerei“.
Ihr gehe es um den Prozess des „Erlebens und Tuns“ – bewusst in die Stille gehen, die „Kunst der Langsamkeit“ der schnellen Welt entgegensetzen und mit ihren Bildern „das gewonnene Vertrauen in die Welt zurück zu bringen. Berühren und berühren lassen in jeglicher Art und Weise – das ist für mich Leben. Mit meiner Malerei kann ich den Menschen mitteilen, wo ich aktuell stehe, wer ich bin und was mich ausmacht“, so Akbarzadeh.
Sich selbst sieht Akbarzadeh als „Forscherin“ und studiert seit 2015 Kunstgeschichte an der Freien Akademie für Malerei (FafM) in Düsseldorf. Darüber hinaus hält sie Malerei-Seminare ab und hat sich zum Coach für Persönlichkeitsentwicklung ausbilden lassen.
Alles auf Anfang – Vom Iran nach Deutschland
Die Künstlerin Sepideh Akbarzadeh wurde 1961 im persischen Rasht, der Hauptstadt der iranischen Provinz Gilân, als Tochter eines liebevollen Schulrektors und einer Grundschullehrerin geboren, die auch als Autorin tätig war. . „Ich bin in einer Großfamilie mit zehn Kindern aufgewachsen. Mein Elternhaus war sehr von künstlerischen Einflüssen geprägt. Wir waren immer umgeben von Freude, Lebendigkeit mit Musik, Tanz und Malerei – ich durfte eine fröhliche Kindheit genießen. Das Interesse an der Kunst wurde mir sozusagen in Wiege gelegt“, so Akbarzadeh.
Damals war jedoch nicht absehbar, dass aus dem künstlerisch interessierten Mädchen später eine Malerin werden würde. Im Iran absolvierte sie eine Ausbildung zur sozialpädagogischen Erzieherin. Sie arbeitete einige Jahre in ihrem Beruf und heiratete. Im Jahre 1988 entschied sich das junge Ehepaar für einen radikalen Schnitt – die Flucht aus Iran nach Deutschland. Der Grund? Die politische Situation in ihrer geliebten Heimat. „Das war ein großer Schritt für mich“, betont Akbarzadeh, die Familie und Freunde zurückließ, um in Deutschland einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.
„Das war wie eine Offenbarung für mich. Es gab unzählige Möglichkeiten sich zu entwickeln und ich war bereit, diese Möglichkeiten wahrzunehmen. Ich war neugierig auf diese Welt“, so Akbarzadeh. Nachdem sie der deutschen Sprache schnell mächtig wurde, knüpfte sie an ihren Job im Iran an. Es folgte eine Ausbildung als Erzieherin. Fortan arbeitete sie in Geldern als Sozialarbeiterin mit osteuropäischen Familien, Kindern und Jugendlichen in Kindergärten, Hauptschulen und weiteren Einrichtungen.
2005 verschlug es Akbarzadeh in den Wallfahrtsort Kevelaer und dort begann ihr Weg in die Kunst. „Mit meinem Umzug nach Kevelaer hat alles begonnen und ich bin sehr glücklich über jeden Schritt, den ich gemacht habe. Ich bin froh über die Eröffnung und die Menschen, die ich kennengelernt habe und kennenlernen werde“, so die persische Künstlerin, die im Atelier auch malen wird und dort für Gespräche immer offen ist.