Einblicke in die Welt der Bienen

Einige Kinder umstanden neugierig den Biologie- und Chemielehrer Jochen Wilzopolski, der neben seiner Unterrichtstätigkeit am Kardinal-von-Galen-Gymnasium auch Vorstandsmitglied des Kevelaerer Imkervereins ist und die Schulimkerei des Gymnasiums leitet. Nun brachte er interessierten Kindern und Erwachsenen die Wunderwelt der Bienen nahe.
Vier Völker mit je etwa 30.000 Bienen konnten von den Kindern in Augenschein genommen werden. Zum Schutz waren alle Kinder mit weißen Stichschutzjacken und Handschuhen ausgerüstet. „Kommt ruhig näher heran“, lud Jochen Wilzopolski die Kinder ein, „und schaut mal, wie friedlich die Bienen sind. Die müssen nun auch erst mal gucken, wer wir denn so sind.“
Den Bienen so nah
Auf der Suche nach der Königin, die größer und mit einem blauen Punkt markiert ist, durften die Kinder nach und nach einzelne Waben vorsichtig herausziehen und genau betrachten. Fasziniert hielten auch die Schwestern Fine (9) und Anna (13) die mit Tausenden Bienen besetzten Waben in ihren Händen. So nah kamen sie Bienen bisher noch nicht.
Durch das zehnjährige Bestehen des Kevelaerer Imkervereins war das sonst übliche Sommerfest nicht nur allein für Vereinsmitglieder, sondern zum ersten Mal auch für alle offen. Gerade die Kinder fanden es spannend, die Bienenexperten mit ihren Fragen zu löchern.
Imker in Kevelaer gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts, aber erst 2009 haben sich die Kevelaerer Imker eigenständig gemacht und treffen sich seit ihrer Gründung regelmäßig im Vereinsheim. Dieses zuvor von den Pfadfindern genutzte Gebäude konnte der Verein von der Stadt mieten und sich durch die vielen Möglichkeiten und Gerätschaften zu einem Zentrum der Imkerei im Kreis Kleve entwickeln. Vereinsvorsitzender Horst Kuhrt freut diese überaus positive Entwicklung. Doch eine Sorge plagt ihn und die Mitglieder: Aktuell sind einige Investitionen im Vereinsheim nötig, aber im kommenden April läuft der Mietvertrag mit der Stadt aus und es wurde vorläufig nur eine dreijährige Verlängerung in Aussicht gestellt.
Ein weiteres Problem: Noch immer werden massiv Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat in die Natur gebracht. Sie sind vermutlich eine Ursache für das verbreitete Bienensterben.
Friedrich Ertmar ist seit über 20 Jahren Imker. Er erlebte schon öfter sein „Waterloo“, indem er vor leeren Kästen stand. Auch Stefan Loth, Berufsimker aus Pfalzdorf, hat vor sechs Jahren ganze 20 Völker auf einmal verloren: „Händeweise konnte ich tote Bienen aufsammeln. Verluste müssen wir Imker leider immer einplanen.“ Allein die Bahn etwa spritze jedes Jahr 57.000 Liter Glyphosat entlang der Gleise und sei damit einer der größten Abnehmer dieses umstrittenen Pflanzengiftes.
Neben den Giften machten auch die Klimaerwärmung sowie die Monokulturen in der Landschaft und die Steinwüsten in manchen Privatgärten den Tieren zu schaffen. Friedrich Ertmar hat seinen eigenen Garten ganz für die Bienen gestaltet und bis zum Spätherbst finden sie dort immer Nahrung. Auch die Wildblumenmischung, die dieses Jahr in Kevelaer zur Aussaat kam, sei für die Bienen eine tolle Sache und könne auch den Geschmack des Honigs aufwerten.
Seit den 70er Jahren bereite auch eine aus Asien eingeführte Milbe den heimischen Bienen viele Probleme und die Bienenvölker müssen aufwendig gegen die Milbenplage behandelt werden. Aber von den Sorgen abgesehen sei die Imkerei ein Hobby, das nicht nur den Blick auf ein wunderbares Zusammenleben im Staat zeigt, sondern das auch die Natur ganz anders sehen und beobachten ließe. „Alles hängt mit allem zusammen“, weiß Friedrich Ertmar. „Wir Imker lernen im Lauf der Zeit, Natur, Klima und Wetter ganz anders zu sehen, und unsere Kunst besteht darin, unsere Bienenvölker trotz aller negativen Einflüsse gesund zu halten.“
Und der große Lohn allen Mühens: Süßer Honig, der den Menschen helfe, gesund zu bleiben. „Gesünder als Honig geht nicht“, weiß Stefan Loth. Seine beiden Tochter Paola (13) und Lucia (17) sind durch das goldene Produkt und dessen antibakterielle Wirkung selten krank. Vor allem Paola isst Honig quasi schon zu jeder Tages- und Nachtzeit für ihr Leben gern.
Mit frisch Gegrilltem und anderen Köstlichkeiten konnten alle Imker und Bienenfreunde das zehnjährige Bestehen feiern und auf die Zukunft des Vereins, des Vereinsheims und der vielen fleißigen Bienen anstoßen.